- VonDaniel Hagenschließen
Konstanz - Nach einem Einsatz in einem Bus schreibt die Polizei einen Bericht. Der führt anschließend zu einem großen Skandal. Sogar das Innenministerium schaltet sich ein.
Ein 22-Jähriger löst am Donnerstag (10. September) einen Polizeieinsatz in Bräunlingen bei Konstanz aus. Der junge Mann habe sich laut Bericht geweigert, eine Mund-Nasen-Maske zu tragen. Als der 37-jährige Fahrer des Busses ihn dazu auffordert, eskaliert die Situation. Der renitente Fahrgast beschimpft, beleidigt und bedroht den Steuermann des Fahrzeugs, sodass dieser die Polizei ruft. Der 22-Jährige soll dann die Beamten angegriffen haben, weshalb diese Pfefferspray einsetzen müssen. Dem Angreifer werden Hausfriedensbruchs, Beleidigung, Bedrohung, Nötigung, Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Doch im Anschluss ereignet sich ein wahrer Rassismus-Skandal bei der Polizei Konstanz. Darüber berichtet HEIDELBERG24.de*.
Rassismus-Skandal in Konstanz: Polizei schreibt wertende und unsachliche Mitteilung
Bei der Pressemeldung des Polizeipräsidiums Konstanz handelt es sich nicht um das Original. Dieses muss nämlich von der Seite genommen und verändert werden. Grund dafür ist kein Fehler, sondern eine skandalöse Formulierung. Das Innenministerium Baden-Württemberg habe die Mitteilung sogar als „unpassend und wertend“ kritisiert. Ein Sprecher der Polizei Konstanz habe den Text eher als „unglücklich und unsachlich“ bezeichnet.
Ohne Zweifel ist Originalfassung der Meldung des Polizeipräsidiums #Konstanz vom 11.9.2020 #rassistisch. Wir fragen uns, warum es bei Twitter in der #Polizei keine Endkontrolle gibt? (tm)
— PolizeiGrün e.V. (@PolizeiGruen) September 13, 2020
https://t.co/kxNBcTd0j9
„Der Tatverdächtige stammt aus Westafrika. Er dürfte noch nicht erkannt haben, dass Busfahrer und ähnliche Leistungsträger in Mitteleuropa im Gegensatz zu seiner Heimat mehr als systemrelevant und weniger als minderwertig angesehen werden. Gleichwohl wurde gegen den jungen Mann ein Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruchs, Beleidigung, Bedrohung, Nötigung, Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte eingeleitet“, heißt es in der originalen Pressemeldung, die nicht mehr online ist.
Rassismus-Skandal in Konstanz: Menschen machen Fehler
Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, nimmt die Polizei Konstanz in Schutz. „Aber auch in der Pressestelle der Polizei sitzen hinter den Computern Menschen, die Fehler machen und nicht immer voll aufmerksam sind. Das ist bedauerlich, aber für mich kein Ansatz, um darin eine bestimmte Gesinnung oder Boshaftigkeit zu sehen“, erklärt er. Der Vorfall werde nun intern aufgearbeitet.
Ob der Text nun aus rassistischen Gründen oder als Fehler so geschrieben worden ist. Eines steht fest: In der aktuellen Zeit, in der unter dem #Blacklivesmatter gegen Polizeigewalt demonstriert* wird, in der Menschen Polizisten auf der Straße angreifen* und in der über Rechtsradikale bei der Polizei, im Verfassungsschutz sowie bei der Bundeswehr gesprochen* wird, kann so eine Formulierung viel Vertrauen kosten und ein falsches Zeichen setzen! HEIDELBERG24.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks (dpa/dh)
Rubriklistenbild: © Jörn Perske/dpa