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Genossen zufrieden: „Ein gutes Jahr“

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Von: Robert Schwarz

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Von links: Matthias Hillenbrand, Kurt Abele und Jürgen Hornung.
Von links: Matthias Hillenbrand, Kurt Abele und Jürgen Hornung. © Robert Schwarz

Die Nachfrage nach Baufinanzierungen sinkt. Die Genossenschaftsbanken im Kreis sind mit 2022 dennoch glücklich. Künftig dürften die Banken vermehrt Sanierungsinvestitionen finanzieren.

Ellwangen. Der abrupte Zinsanstieg der EZB im vergangenen Jahr hat bei allen Genossenschaftsbanken im Ostalbkreis für eine deutlich geringere Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen geführt. Das geht aus den Zahlen, die die Bezirksvereinigung der Volks- und Raiffeisenbanken Ostalb (BZV) bei einem Pressegespräch in Ellwangen vorlegte, allerdings nur bedingt hervor.

Denn zum einen war die Nachfrage zu Beginn des vergangenen Jahres noch auf Rekordniveau. Zum anderen hat das technische Gründe: Erstmals sind in den Zahlen auch jene der neu fusionierten VR-Bank Schwäbischer Wald enthalten, die aus dem Zusammenschluss der Raiba Mutlangen mit der Volksbank Welzheim entstanden ist. Für die Zukunft gehen die Genossenschaftsbanken allerdings wieder von einer steigenden Nachfrage nach Privatkrediten aus – wobei sich der Schwerpunkt von Neubaufinanzierungen zu Sanierungsfinanzierungen verschieben dürfte. „80 Prozent der Häuser in Deutschland sind 30 Jahre und älter. Der Bedarf an energetischen Sanierungen dürfte also steigen“, erklärt Kurt Abele, Vorstandschef der VR-Bank Ostalb.

„Es war trotz der vielen Herausforderungen ein gutes Jahr für die Genossenschaftsbanken im Ostalbkreis“, konstatiert BZV-Vorstandssprecher Jürgen Hornung. Neben dem Zinsanstieg waren das der russische Angriffskrieg, gestiegene Energie- und Materialkosten und die Inflation. „Die Unsicherheit ist sehr schnell sehr groß geworden“, so Hornung.

Laut Abele habe sich die Nachfrage nach privaten Baukrediten im Jahresverlauf halbiert. Allerdings habe das kaum Auswirkungen auf geplante private Bauprojekte gehabt, unterstreicht Matthias Hillenbrand von der Raiffeisenbank Rosenstein. Die zunächst befürchtete Rückgabewelle von Baugrundstücken sei ebenfalls ausgeblieben. Alle Banken berichten, dass dies nur vereinzelt vorgekommen sei.

Intakt war die Nachfrage nach Firmenkrediten. „Die Firmen haben trotz der Umstände nicht weniger als früher investiert“, erklärt Hillenbrand. Zur Unsicherheit tragen auch die unstete Förderkulisse und geplante, aber derzeit noch nicht näher definierte Gesetze (etwa das Verbot des Einbaus neuer, reiner Öl- und Gasheizungen) auf Bundesebene bei. Hier wünscht sich Hornung mehr Verlässlichkeit und Klarheit.

Aufmerksam beobachten die Genossen die Vorgänge im internationalen Bankensektor rund um die Pleite der Silicon Valley Bank und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. „Damit entsteht eine Bank, deren Wirtschaftskraft doppelt so groß wie die der gesamten Schweiz“, erklärt Abele. Von einer zweiten Finanzmarktkrise gehen weder er noch Hornung und Hillenbrand aus. „Das Bankensystem ist stabil genug“, so Abele. Die Entwicklungen sehen die Genossen auch als Bestätigung ihres eigenen Geschäftsmodell. „Einige Bankkonzerne erwirtschaften ihren Gewinn zu 90 Prozent aus dem Investmentbanking und zu 10 Prozent aus dem Kundengeschäft“, erläutert Hillenbrand. „Bei uns kommt der Gewinn fast zu 100 Prozent aus dem Kundengeschäft.“

Großen Wert legt die BZV auf ihr soziales Engagement im Ostalbkreis. 2022 habe man zahlreiche gemeinnützige Einrichtungen sowie das ehrenamtliche Engagement mit Spenden und Sponsorings in Höhe von 800 000 Euro unterstützt. „Wir werden unserer sozialen Verantwortung gerecht“, so Abele.

Insgesamt betreuten die genossenschaftlichen Ostalbbanken zum Stichtag 31.12.2022 ein Kundenvolumen von rund 12,3 Milliarden Euro und 217 000 Kunden. Der Zinsüberschuss als wichtigste Einnahmequelle der Banken lag bei rund 77,1 Millionen Euro, als Betriebsergebnis vor Bewertung wurden von der VR-Bank Ostalb, der VR-Bank Ellwangen, der VR-Bank Schwäbischer Wald, Raiba Rosenstein, Raiba Westhausen, Bopfinger Bank Sechta Ries sowie der Abtsgmünder Bank insgesamt 37,2 Millionen Euro ausgewiesen. Die knapp 131 000 Mitglieder erhalten voraussichtlich insgesamt eine Dividende von 2,4 Millionen Euro. 2022 wurden neue Kredite mit einem Volumen von rund 105 Millionen Euro vergeben. Das gesamte Anlagevolumen notiert bei 7,55 Milliarden Euro, das gesamte Kreditvolumen bei 4,72 Milliarden Euro.

Derzeit sind die Genossen mit 74 Filialen in der Fläche präsentiert, in 57 davon gibt es noch persönlichen Service. „Wir verfügen damit noch immer das dichteste Netz von Filialen im Kreis“, führt Hornung aus. „Die weitere Entwicklung wird maßgeblich von den Kunden beeinflusst.“ Denn klar ist: Zwar steige der Bedarf an persönlicher Beratung, jedoch nehme die Kundenfrequenz in den Filialen ab. „Die größten Filialen sind inzwischen mit Abstand das Online- sowie das Telefonbanking“, sagt Abele.  

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