Zum Artikel „Der Krieg hat viel früher begonnen“, erschienen in der GT am 6. März:
Auf die Frage, wie Frieden in der Ukraine gelingen kann, gab es für Roderich Kiesewetter, den CDU-Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Aalen-Heidenheim, nur eine einzig mögliche Antwort: Waffen, Waffen und nochmals Waffen. Da ist er Experte, da kennt er sich aus als ehemaliger Oberst der Bundeswehr. Dies den zahlreichen ZuhörerInnen bei der Matinee der Frauen-Union der CDU am letzten Sonntag zu vermitteln und sie von der Richtigkeit seiner eindimensionalen Sichtweise zu überzeugen, war sein Anliegen. Wenn er argumentierte, dass ein Frieden nur durch Waffengewalt errungen werden könne, ist das ein Rückfall in die kriegerischen Zeiten vor der UN-Charta. In der Präambel dazu heißt es: „Die Völker der Vereinten Nationen sind fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat.“ Ob einem Oberst a.D. dieser Appell der UN-Charta immer präsent ist oder auch das Friedensgebot unseres Grundgesetzes, das die Unterstützung einer Kriegspartei nur dann toleriert, wenn diese geeignet ist, eine friedliche Lösung zu ermöglichen, darf man sich schon fragen. Interessant für die BesucherInnen der Matinee der Frauen-Union wäre gewesen, hätte sich Kiesewetter mit den Stellungnahmen des Generalinspekteurs der Bundeswehr a.D., Harald Kujat, zum Kriegsgeschehen in der Ukraine auseinandergesetzt. Dieser sagte Anfang des Jahres, beide Kriegsparteien befänden sich derzeit in einer Pattsituation. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, die Ende März 2022 abgebrochenen Verhandlungen wieder aufzunehmen. Die Waffenlieferungen bedeuteten jedoch, dass der Krieg sinnlos verlängert werde, mit noch mehr Toten auf beiden Seiten und der Fortsetzung der Zerstörung des Landes. Aber auch mit der Folge, noch tiefer in diesen Krieg hineingezogen zu werden. Die Menschen in unserem Land einem solchen Risiko auszusetzen statt deeskalierend zu wirken, halte nicht nur ich als Bürger einer christlich geprägten Stadt wie Schwäbisch Gmünd für verantwortungslos.
Norbert Müller,
Schwäbisch Gmünd