Eisstockschießen im Sommer

Vereine, die nicht jeder kennt (2): Was hinter dem Sport Eisstockschießen steckt und warum auch im Sommer in Aalen Eisstöcke geschossen werden.
Aalen
Neugierig biege ich um die Ecke der Aalener Ostalb-Arena. Der Grund: Unter der Nordtribüne treffen sich an diesem Sommerabend die Mitglieder der Aalener-Eissport-Freunde zum Eisstockschießen. Auch ich möchte zum ersten Mal die Sportart ausprobieren.
Von der ich eigentlich überhaupt keine Ahnung habe. Das fängt schon damit an, dass im Gegensatz zum Namen "Eisstockschießen" inzwischen mehr auf Asphaltbelag gespielt wird als auf dem Eis, erläutert mir der Vorsitzende Alois Pöhler. Und deswegen nicht nur im Winter, sondern ganzjährig gespielt werden kann. "Früher hat man Eisstockschießen gesagt. Inzwischen ist man weggekommen vom Eis und vom Schießen", sagt er lachend.
Das auf Asphaltbelag gespielt werde, liege zum einen daran, dass es immer weniger Möglichkeiten gebe und zum anderen am Finanziellen. "Weil das Spielen auf Eis irgendwann zu teuer geworden ist, haben wir angefangen, auf Sommerbelägen zu spielen." Denn das Eis braucht für das Eisstockschießen eine besondere Oberfläche, die nicht komplett glatt ist. "Man kann auf Seen spielen, aber zum Trainieren für Wettbewerbe braucht man ein bestimmtes Eis. Die nächste Eishalle, wo wir hinmüssten, ist in Stuttgart." Das habe er auch eine Zeit lang gemacht und sei dann oft erst nachts um drei Uhr wieder nach Hause gekommen. "Das war einfach auf Dauer, auch mit Idealismus für den Sport, zu viel."
"Und wie viele Mitglieder hat der Verein?", frage ich. "Insgesamt 32", sagt Pöhler. "Wir waren früher in einem anderen Verein und haben uns selbstständig gemacht, weil wir schon geahnt haben, dass die Eishalle in Aalen nicht mehr lange bleiben wird", erinnert er sich. Das war 2001.
Im Sommer 2004 hat der Verein dann die zwei Sommerstockbahnen unter der Nordtribüne der Ostalb-Arena "gebaut": Jeweils vier viereckige Felder, in denen Kreise gemalt sind – die mich an eine Dartscheibe erinnern. "Die erleichtern das Zählen der Punkte", sagt Pöhler. In der Mitte des Feldes liegt eine kleine runde schwarze Scheibe, ähnlich eines Eishockeypuckes, die sogenannte Daube. An diese gilt es, die Stöcke so nah wie möglich zu bringen, um Punkte zu bekommen. Für den am nahe liegendsten Stock gibt es drei Punkte, für alle weiteren zwei. Rund 28 Meter sind die Felder voneinander entfernt, sagt Pöhler.
Übung macht den Meister
60 Prozent ist Technik, 20 Prozent ist Kraft.
Doch bevor es gegen die anderen Mitspieler geht, gibt es für mich erst einen kleinen Crash-Kurs im Stockspiel. "Am besten versteht man den Sport, wenn man ihn selbst ausprobiert", sagt der Vorsitzende und gibt mir einen Stock in die rechte Hand – einen Stiel mit Stockkörper, an dem ein Gewicht mit einer Bodenplatte, einer "Laufsohle" befestigt ist. "Jetzt muss der linke Fuß nach vorne, aber so, dass sie noch bequem stehen", sagt der Vorsitzende. Dann leicht die Knie beugen, den Arm mit dem Stock gestreckt halten, nicht beugen und den Oberkörper beim Werfen nach vorn, erläutert Pöhler.
Angesichts der Entfernung und dem Gewicht meines Stockes mit rund vier Kilogramm, wird mir dann doch etwas bange. "Ich weiß gar nicht, ob ich soviel Kraft habe", sage ich unsicher. "60 Prozent ist Technik, 20 Prozent ist Kraft", beruhigt mich der Vorsitzende. Als Anfänger darf ich sogar an die vordere und muss nicht wie die anderen von der hinteren weißen Linie des Spielfeldes werfen.
Kein Glück im Spiel
Dann geht's los. Ich stelle mich an die Linie, beuge leicht die Knie, schwinge den Stock ein paar Mal und lasse los. Nach einigen Versuchen treffe ich sogar in die Kreise und es fällt mir auch immer leichter, den Stock zu werfen. Dann wird's ernst. Nach ein paar Übungen darf ich dann schon bei den anderen mitspielen. Dabei spielen zwei Viererteams gegeneinander. Und obwohl ich mich nicht schlecht schlage und mein Stock eins um andere nah an der Daube liegt, reicht es trotzdem nicht zum Sieg. Und mein Team und ich verlieren mit vier Punkten Rückstand. Spaß hat es mir, trotz Niederlage, dennoch gemacht.
Die Aalener-Eissport-Freunde trainieren immer dienstags von 19 bis 21 Uhr unter der Nordtribüne der Ostalb Arena in Aalen. Wer Lust hat, kann einfach vorbeikommen und mitmachen. Mehr Infos zum Verein und zum Sport gibt's unter www.aaleneref.jimdo.com.

