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Klima: Der Aalener Weg zur Netto-Null

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Von: Katharina Scholz

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Aalen soll bis 2035 klimaneutral werden
Aalen soll bis 2035 klimaneutral werden © opo, rico

Wie schafft es Aalen, klimaneutral zu werden? Fraktionen und Gruppen im Gemeinderat antworten.

AalenBis zum Jahr 2035 soll Aalen klimaneutral werden. Dieses Ziel hat der Gemeinderat gesteckt, nachdem Einwohnerinnen und Einwohner einen Antrag gestellt hatten. Klimaneutralität bedeutetet, dass im ganzen Stadtgebiet nur so viel Treibhausgase ausgestoßen werden dürfen, wie aufgenommen werden. Daher wird das Prinzip auch Netto-Null-Emission genannt. Im vierten Teil der kommunalpolitischen Sommerserie unter dem Titel Zukunftsthemen antworten die Fraktionen und Gruppen im Aalener Gemeinderat auf die Frage zum Thema Klima:Aalen will bis 2035 klimaneutral werden. Welche Maßnahmen müssen dazu als Erstes umgesetzt werden?

Michael Fleischer (Grüne)

Michael Fleischer
Michael Fleischer © privat

Zentral ist die Einbindung der heimischen Wirtschaft und Industrie. In der Industriestadt Aalen ist deren Anteil an den CO2-Emissionen überproportional, damit aber auch die Einsparpotenziale. Die Verzahnung des Klimakonzepts mit der Industrie muss Kernaufgabe der Aalener Wirtschaftsförderung sein. Die Potenziale zur Abwärmenutzung sind hoch. Rasche effiziente Maßnahmen schaffen hier gerade in der gegenwärtigen Lage eine Win-Win-Situation. Auf allen Ebenen ist ferner die Strom- und Wärmeerzeugung aus regenerativen Quellen ein Gebot der Stunde. Für Solar- und Windkraft müssen rasch weitere Flächen zur Verfügung gestellt werden. Beteiligungsmodelle für die Nachbarn von Anlagen sind für die Akzeptanz wichtig. Und bei der umweltfreundlichen Mobilität müssen wir noch eine gewaltige Schippe drauflegen.

Thomas Wagenblast (CDU)

Thomas Wagenblast
Thomas Wagenblast © privat

Der Ukraine-Krieg führt uns die Notwendigkeit, Energie zu sparen deutlich vor Augen. Sowohl dem Klima als auch dem Geldbeutel der Bürgerschaft tut jede gesparte Kilowattstunde gut. Als Erstes müssen wir schnell ein Konzept zur Energieeinsparung und dem Einsatz erneuerbarer Energien für Aalen aufstellen. Über den Bereich Wärme hinaus geht es auch um den Haushaltsstrom, PV-Potenziale bei Gebäuden und Parkplätzen und den Strombedarf für Wärmepumpen. Alle ungenutzten Sparpotenziale müssen gehoben werden. Dazu müssen wir Bürger auf viele Arten informieren und für Akzeptanz sorgen. In Aalen als starkem Produktionsstandort müssen wir die Betriebe einbinden: Dies gilt für die Nutzung von Dächern für PV-Anlagen aber auch für den Dialog zum Erreichen von Klimaneutralität und zur Klimafolgenanpassung.

Hermann Schludi (SPD)

Hermann Schludi
Hermann Schludi © privat

Das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 erfordert gewaltige gesamtgesellschaftliche Anstrengungen. Aalen hat sich bereits vorbildlich auf den Weg hin zur klimaneutralen Verwaltung gemacht. Wir müssen unsere Energieversorgung auch im Wohnungsbau nachhaltig, krisensicher und bezahlbar umorganisieren und erneuerbare Energien fördern. Im Ernährungssektor brauchen wir Konzepte, die sich strikt an saisonalen, regionalen, biologischen und fairen Produkten orientieren. Weiterhin müssen wir Maßnahmen fördern, die nachhaltige Mobilität ermöglichen. Das Aalener Umweltticket ergänzt durch einen attraktiven ÖPNV-Plan, die Stärkung des Radverkehrs und eine intelligente Stadtplanung der kurzen Versorgungswege ermöglichen mit vergleichsweise wenig Aufwand einen großen Schritt in Richtung Klimaneutralität.

Thomas Rühl (Freie Wähler)

Thomas Rühl
Thomas Rühl © Katharina Scholz

Ein vordringliches Thema wäre die E-Mobilität und ihre Durchsetzung. Allerdings werden hier nur allzu oft der zweite und dritte Schritt vor dem ersten getan. Es werden Anlagen zur Gewinnung klimaneutraler Energie gebaut, ohne über entsprechende Ableitungsmöglichkeiten beziehungsweise Einspeise-Aufnahmekapazitäten vorhalten zu können. Das wird besonders deutlich im Bereich der Photovoltaik. Bei dieser sollte im Übrigen die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Gebäude entsprechend ausstatten beziehungsweise modifizieren, bevor man sich mit Appellen an die Privaten wendet. Und die Überbauung von Großparkplätzen ab 35 Plätzen mit Photovoltaik wird ja schon in die entsprechenden Vorschriften gegossen.

Dr. Frank Gläser (AfD)

Dr. Frank Gläser
Dr. Frank Gläser © privat

33 500 Windturbinen und eine unbekannte Solarfläche produzieren knapp ein Drittel unseres bundesweiten Strombedarfs. Der Gesamtenergiebedarf liegt beim fast Fünffachen. Wir müssten zu einer Vollversorgung also die Wind- und Solarenergiegewinnung verfünfzehnfachen. Das bedeutete riesige Windparks und Solarfelder. Damit nicht bei Dunkelflaute das Licht ausgeht, bräuchten wir zusätzlich eine flächendeckende Wasserstoffwirtschaft. Weitere Stichworte: Gebäudeisolation! Wärmepumpenheizungen! Kosten?! Mit der Stilllegung grundlastfähiger Stromerzeuger ist Deutschland im Plan. Für einen funktionsfähigen Ersatz gibt es gar keinen Plan. Deutschland strebt die „Klimaneutralität“ für 2050 an. Aalen will das im Alleingang bis 2035 realisieren. Wir möchten die knapper werdenden Mittel nicht irrealen Zielen opfern.

Inge Birkhold (Zählgemeinschaft Birkhold/Traub)

Inge Birkhold
Inge Birkhold © privat / CDU

Aalen muss klimagerecht, nachhaltig und robust werden. Entscheidend ist die kommunale Wärme- und Energieplanung mit dem Ziel der Energieeffizienz: Wo fällt Abwärme an, wo wird sie verwendet? Wo kann Strom produziert werden? Verfügen wir über Stoffe, die sich zur Energiegewinnung verwenden lassen? Und wir brauchen Anreize für kluges Energiesparen. Zur klimagerechten Stadtplanung gehört die Förderung nachhaltiger Bauweise, der Erhalt von Grünzügen, die Freihaltung von Kaltluftschneisen, die konsequente Wiederverwendung von Niederschlagswasser und die Pflege unseres Waldes als klimaausgleichenden Faktor. Der Ausbau erneuerbarer Energien, bevorzugt auf bereits versiegelten Flächen muss forciert werden. Klimafreundliche Mobilität, gute Rad- und Fußwegekonzeptionen, attraktiver ÖPNV sind unabdingbar.

Christa Klink (Die Linke)

Christa Klink
Christa Klink © privat

In Aalen verursacht die Industrie 54 Prozent des CO2-Ausstoßes, deshalb ist Nachhaltigkeit in der Produktion, bei Heizung/Kühlung, Transport und Mobilität der Mitarbeitenden verpflichtend. Die Stadt muss einen sozialverträglichen Energie- und Wärmeplan erstellen, energetischer Sanierung für städtische Gebäude, Förderung und Beratung für Privathaushalte und Unternehmen. Klimaneutrale, recycelte Baustoffe, regenerative Stromquellen und Nutzung von Regenwasser sind angesagt. Umnutzung von Leerständen und -Flächen und Stopp im Straßenbau senken den Flächenverbrauch. Schutz- und Biotopflächen sind auszuweiten. Der ÖPNV ist bedarfsgerecht und barrierefrei auszubauen, langfristig kostenfrei, beginnend mit Sozialticket, SchülerInnen und Azubis. Menschen mit wenig Einkommen sind besonders zu stützen. 

Arian Kriesch (FDP/Freie Wähler)

Arian Kriesch
Arian Kriesch © privat

Klimaneutralität erreichen wir nur, wenn wir weltweit zusammenarbeiten und auf kommunaler Ebene Beiträge leisten. Viele Punkte geht Aalen bereits an: Mehr PV-Anlagen, mehr Grün im Stadtgebiet, bessere Radinfrastruktur, adaptive Straßenbeleuchtung, besserer ÖPNV-Takt. Wir müssen aber mehr über den Tellerrand denken, bei Neubaugebieten den Anschluss an Nahwärmenetze zum Standard machen, weg vom Erdgas, auch bei Bädern und Aalener Gebäuden, besonders angesichts der Bedrohungslage. Pilotprojekte für Verkehrslenkung und autonomes Fahren sind wichtig. Für uns Liberale darf das Klima nicht Vorwand werden, um den Erwerb von Wohneigentum durch ausufernde Vorschriften und zu wenige Parkplätze unmöglich zu machen. Wir müssen als Kommune die Infrastruktur schaffen, nicht die Bürgerinnen und Bürger gängeln.

Norbert Rehm (Aktive Bürger)

Norbert Rehm
Norbert Rehm © privat

Das Ziel wurde als politische Vorgabe gesetzt und ist nicht das Ergebnis von konkreten Maßnahmen. Aus abstrakt muss konkret werden - aber nur mit dem Bürger: Wir müssen weniger Licht, Wärme, Flächen usw. verbrauchen. ÖPNV und erneuerbarer Energien sollten ausgebaut werden. Kurzfristig müssen wir aber über den Winter kommen, vielleicht das Ziel so flexibel handhaben wie die Regierung den Ausstieg aus Kernenergie, Kohlekraftwerken und Waffenlieferungen usw. Ideologie ist kein guter Ratgeber. Wir können vorerst keine unnötigen Großprojekte mehr wie Kombibad, Kulturbahnhof oder Steg angehen. Die alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern braucht eine bezahlbare, warme Wohnung, Lebensunterhalt und eine Perspektive. Um diese praktischen Dinge muss sich die Kommune vorrangig kümmern.

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