Was Aalen und Olympia 1972 verbindet

Neue Folge „Aalen 72“ mit Stadtarchivar Dr. Georg Wendt. Wie sich die Stadt Aalen auf die olympischen Spiele gefreut hat und wie sie mit dem Terror umging.
Aalen. Vor 50 Jahren liefen in München die olympischen Sommerspiele. Es war das Medienereignis des Jahres 1972. Auch in Aalen fieberten die Bürgerinnen und Bürger mit. Es gab Sonderseiten in der SchwäPo. Die Redaktion, die sich damals in der Innenstadt befand, stellte ein Fernsehgerät ins Schaufenster und übertrug die Spiele quasi live. Zumindest ein Frisör zog nach und stellte gleich zwei Fernseher (bunt und schwarz-weiß) in seinen Salon. Es gibt sogar eine Verbindung von Aalen zum für damalige Zeiten einzigartigen Bau des Münchner Olympiageländes. Darüber, und über die schrecklichen Ereignisse, die aus den „heiteren Spielen“ am 5. September die tödlichen Spiele gemacht haben, plaudern Stadtarchivar Dr. Georg Wendt und Chefredakteur Lars Reckermann im achten Teil der Podcastreihe „Aalen ‘72“.
Kein Sonderzug von Aalen nach München
Das „olympische Feuer“ zündete in den ersten Berichterstattungen noch nicht so richtig. Viele Aalener hatten gehofft, direkt mit dem Zug von Aalen nach München fahren zu können, um sich die Spiele vor Ort anschauen zu können. Im Mai 1972 war die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Stuttgart über Schondorf und Aalen nach München abgeschlossen. Aber statt der gehofften Sonderzüge wurde die Strecke als Ausweichstrecke für schwere Güterzüge und Fernzüge genutzt. Nur von Stuttgart fuhren täglich acht Sonderzüge zur Olympiade. Die SchwäPo bot daraufhin am 31. August und 1. September Sonderfahrten mit dem Bus an. Eintrittskarten gab es aber nicht mehr.
Derweil die Olympiafans etwas sauer waren, trainierten Oberbürgermeister Dr. Schübel und die Gemeinderäte Anfang August vor 50 Jahren im neuen Waldsportpfad am Langert ihre Fitness. Im Anzug und mit Schlips und Kragen machten sie Streckübungen. Das erinnerte mehr an die Bürokraten-Olympiade.
Mit Beginn der Spiele wurde das Feuer in Aalen dann aber vollends entfacht. Es war das erste richtige TV-Ereignis. Die Aalener konnten sich kaum sattsehen an den Spielen und schwärmten in Leserbriefen und Erfahrungsberichten vom einmaligen Olympiagelände. Dafür zeichnete übrigens der Architekt Günther Behnisch verantwortlich. Er entwarf das legendäre schwebende Dach. Behnisch war den Aalenern kein Unbekannter. Das „gläsern-luftige“ Hochschulgebäude an der Beethovenstraße in Aalen entstammt seiner Vision. Seit 2018 steht das Gebäude in Aalen übrigens unter Denkmalschutz.
Terroranschlag sorgt für Entsetzen
Am 5. September löste der Überfall palästinensischer Terroristen auf das israelische Team auch auf der Ostalb ein Beben aus. Elf Mitglieder des Teams und ein Polizist wurden getötet. Die Sicherheitsvorkehrungen galten als mangelhaft, ein Befreiungsversuch der deutschen Einsatzkräfte endete katastrophal. In der Aalener Innenstadt gab es vor 50 Jahren nur ein Thema. In der Ausgabe vom 5. September hatte die SchwäPo noch in einer Reportage die „heiteren“ Spiele beschrieben. In der Ausgabe am 6. September nahm die Aalener Bevölkerung Anteil am Schicksal der Sportler. Neben der Betroffenheit und dem Entsetzen über „lasche Sicherheitsvorkehrungen“ herrschte aber auch unter den Aalenern die Überzeugung, dass die Spiele weitergehen sollten. Was ja auch geschah.






