Was den Fraktionen beim Albaufstieg wichtig ist

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Autos und Lastwagen fahren auf der Ebnater Steige. Sie verbindet die B 19 im Tal mit der A 7 auf der Alb. Eine neue Trasse soll für Entlastung sorgen.
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Fraktionen und Gruppen im Aalener Gemeinderat nehmen Stellung zur Trassensuche.

Aalen

Rund 45 Jahre währt die Diskussion um den Albaufstieg bereits. Nun heißt es zurück auf Los. Mit breiter Bürgerbeteiligung soll eine Lösung gefunden werden, die möglichst viele mittragen können. Gesucht wird eine neue Trasse, die die B 19 in der Tallage bei Unterkochen mit der A 7 auf dem Härtsfeld verbindet. Bisher fahren viele Autos und Lastwagen durch Unterkochen und über die Ebnater Steige. Bürgerinnen und Bürger wünschen sich eine Entlastung. Die Fraktionen und Gruppen im Aalener Gemeinderat antworten im dritten Teil der kommunalpolitischen Sommerserie auf die Frage zum Thema Verkehr: 

Die Diskussion um den Albaufstieg beginnt von vorne. Worauf muss bei diesem Prozess besonders geachtet werden?

Michael Fleischer

Michael Fleischer (Grüne):

Mit dem Beschluss des Gemeinderats vom 21.07. wird das Verfahren vom Kopf auf die Füße gestellt. Jetzt müssen in einem öffentlich moderierten Prozess Vorschläge gesammelt und von Gutachtern bewertet werden. Dabei ist die gesamte Mobilität auf der Achse von der Tallage Richtung Autobahn zu untersuchen. Im Jahr 2022 kann dies nur heißen, dass alle Lösungen auch unter dem Aspekt der Klimaneutralität zu bewerten sind. Damit sind insbesondere auch Verlagerungspotenziale und Rückwirkungen auf den Umweltverbund zu prüfen. Wer eine reine Trassendiskussion führen möchte, gibt den verkehrsgeplagten Unterkochener(inne)n nur Steine statt Brot, denn ein solches Vorgehen wäre weder hilfreich noch zielführend. Der Gemeinderat muss dann unter Abwägung aller gewonnen Erkenntnisse zeitnah entscheiden. 

Thomas Wagenblast

Thomas Wagenblast (CDU):

Ziel ist, den Verkehr auf der L 1084 in Unterkochen zu verbessern unter städtebaulichen und ökologischen Gesichtspunkten - auch für mehr Wohnqualität. Geachtet werden muss auf eine Gesamtlösung mit der Bürgerschaft, den Ortschaftsräten Unterkochen, Ebnat und Waldhausen, dem Regierungspräsidium, dem Regionalverband, dem Ostalbkreis sowie der Wirtschaft. Dazu braucht es einen offenen Diskussions- und Beteiligungsprozess für Varianten einer künftigen Albaufstiegstrasse. Zudem braucht es eine ganzheitliche Betrachtung von Mobilität entlang der Achse Unterkochen-Ebnat bzw. B 19/A 7, auch was den ÖPNV-, Rad- und Fußverkehr angeht. Am Ende muss eine von der Mehrheit der Bürgerschaft, der Ortschaftsräte und des Gemeinderats getragene Gesamtlösung für den Albaufstieg stehen - am besten noch 2022.

Hermann Schludi

Hermann Schludi (SPD):

Die Entwicklung eines Gesamtkonzepts für den Albaufstieg ist ein wichtiges Vorhaben. Durch den Neustart haben wir die Chance auf eine Lösung, die von einer breiten Mehrheit getragen wird. Dabei müssen wir während des Prozesses zwischen verschiedenen Faktoren abwägen: den Be- und Entlastungswirkungen auf Verkehrsflüsse, aber auch auf Natur, Umwelt und Klima. Ebenso muss die Finanzierbarkeit mit der planerisch-technischen Machbarkeit in Einklang gebracht werden. Mobilität darf nicht nur in Stadtgrenzen gedacht werden. Nicht zuletzt müssen alle Akteure den Prozess konstruktiv und ergebnisoffen begleiten, um ein gutes Gesamtkonzept für Unterkochen zu finden. Wir als SPD hoffen auch auf eine rasche Entscheidung, um die Priorisierung in den Verkehrsplänen von Bund und Land nicht zu gefährden.

Thomas Rühl

Thomas Rühl (Freie Wähler):

Dass diese Diskussion wieder aufflammt, liegt daran, dass sich in Unterkochen die Bürger wohl nicht ausreichend mitgenommen fühlten. Darauf ist bei dem jetzigen Prozess besonders zu achten. Das Verfahren wird dadurch nicht kürzer werden und die Situation nicht schneller entschärft. Das kann noch längere Zeit dauern – aber am Ende muss dann endlich ein Ergebnis stehen, das akzeptiert wird und eine demokratische Abstimmung, der sich dann aber auch die weniger Zufriedenen beugen.

Dr. Frank Gläser

Dr. Frank Gläser (AfD):

Es geht um eine Entlastung von Unterkochen und eine verkehrstechnisch günstigere Lösung zum Albaufstieg als die Ebnater Steige, die auch die Großbetriebe in Oberkochen besser an die A 7 anbindet. Bisherige Ansätze zum Ausbau der Steige samt Teiluntertunnelung in Unterkochen sind unbefriedigend. Es sind mehrere alternative Autobahnzubringer denkbar, die alle Gelände-, Eigentums - und Landschaftsschutzprobleme haben. Dennoch befürworten wir seit langem eine sorgfältige faktenbasierte Analyse möglicher Optionen mit Kosten und Realisierungszeitraum und sind froh und dankbar, dass das jetzt angelaufen ist. Neben dem Zeitfaktor spitzt sich gerade die bange Frage zu, was wir uns bei Fortführung der deutschen Energiepolitik künftig überhaupt noch leisten können.

Manfred Traub

Manfred Traub (Zählgemeinschaft Birkhold/Traub):

Das tatsächlich Machbare! Es kommt nur die Variante in Betracht, die den Verkehr nicht verlagert zulasten anderer Wohngemeinden, also eine ortsnahe Lösung unter Einbeziehung des Kosten-Nutzen-Faktors, des Landschaftsschutzes, anderer Mobilitätsformen insbesondere des Radverkehrs und alles auf Grundlage der tatsächlichen Verkehrszahlen und der Fahrstrecken. Welche anderen Verbindungen können die größte Umkehr in der Nutzung der Verkehrsart bringen? Werks-Omnibusse, enger getaktete Midi-Busse und Nutzung der Schättere-Trasse mit Teilöffnung des Tunnels durch einen Tunnel im Tunnel (unter Erhalt des Fledermaus-Quartiers) bieten attraktive Umsteigevarianten. Insgesamt werden sich Verkehrsflächen in den nächsten Jahren zugunsten des Fuß- und Radverkehrs und für autonomes Fahren wandeln.

Christa Klink

Christa Klink (Die Linke):

Um die Abgas- und Lärmbelastung der Unterkochener Bevölkerung zu reduzieren, muss eine alternative Trasse zur Ebnater Steige gefunden werden. Zeitnah müssen Ausbau und Elektrifizierung der Brenzbahn, Ausbau des ÖPNV, umweltfreundlicher Werksverkehr und die Förderung des Radverkehrs für Verbesserung sorgen. Die Sanierung der maroden Kochertalbrücke sollte mitgedacht werden. In der sich zuspitzenden Klimakrise muss die Trassenplanung Sicherung und Entwicklungsoptionen für FFH- und Vogelschutzgebiete, Biotopverbünde, Wasserschutzgebiete und den europäischen Wildkorridor berücksichtigen. Notwendig sind eine klimagerechte Strassenplanung, sparsamer Flächenverbrauch und -versiegelung und ein naturfördernder Umbau der alten Straßenführung. Öffentlichkeit und Naturschutzverbände sind zu beteiligen.

Dr. Philipp Frank

Dr. Philipp Frank (FDP/Freie Wähler):

Für Aalen ist eine bessere Verkehrsanbindung, besonders eine leistungsfähigere Anbindung an die A 7 überfällig. Wir Liberale begrüßen den Vorstoß von OB Brütting, den Prozess erneut aufzurollen, um einen optimalen Interessenausgleich, auch für die Anlieger, zu finden. Dabei sollen alle Perspektiven gehört werden und nach Abwägung innerhalb eines gesetzten Zeitrahmens die Entscheidung gefällt werden. Dazu gehört auch, dass nach umfänglicher Prüfung das Resultat akzeptiert wird. Auch wenn man den Personenverkehr mit dem Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs zunehmend auf die Schiene verlagert, wird ein vernünftiges Straßennetz mittelfristig für den Transport von Gütern und Waren unverzichtbar bleiben. Der Ausbau von heute verhindert ein völlig überlastetes Verkehrssystem von morgen.

Norbert Rehm

Norbert Rehm (Aktive Bürger):

Es dürfen nicht zu große Erwartungen geweckt werden. Die Beteiligung der Betroffenen ist wichtig. An den Fakten hat sich nichts geändert: In Unterkochen kommt zu viel Verkehr an. Das Ziel „Autobahn“ ist geblieben, ebenso die Landschaft. Problematischer geworden sind die Genehmigungskriterien. Jetzt müssen alle Vorschläge auf Realisierbarkeit beurteilt werden. Hoffentlich hat sich bei diesem „harten“ Thema der OB nicht nur mit der Zeitvorgabe verschätzt. Harte Themen sind schwieriger als Mountainbike-Manager einzustellen. Ich hoffe, dass am Ende des Prozesses eine Entscheidung steht, die von einer großen Mehrheit akzeptiert wird. Und – nicht ganz unwichtig - eine Lösung, die von den zuständigen Stellen genehmigt, finanziert und bald gebaut wird. Ein Zubringer ist nötig - wie seit Jahrzehnten.

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