Bopfingen im Ipfmess-Fieber: „Wir haben den Spaß unseres Lebens“

Warum der große Festumzug ein Augen- und Ohrenschmaus ist und nicht nur die echte Prinzessin eine Krönung.
Bopfingen
Die zwei vom Schwäbischen Albverein Bopfingen grinsen: „Wir versetzen Berge.“ Sie ziehen einen Modell-Ipf, der auf einem Autoanhänger statt über Bopfingen thront, hinter sich her. Am Samstagnachmittag beim großen Festumzug durch Bopfingen. Davor und dahinter: jede Menge anderer Hingucker. Vorne weg feiert der 1. Bopfinger Ipfmess-Fanclub auf seinem großen Wagen, die Dirgenheimer Bierzelt-Freunde schieben sich mit ihrem breiten Tross vorsichtig durch die Menge, nach den Sieben Schwaben mit ihrer Lanze und erlegtem Bär folgt das Schlössle Trochtelfingen als mächtige Nachbildung. Jubel. Klatschen. Gezückte Handys.
Gummibärle, Bonbons und ein tolles Umzugsprogramm bieten die knapp 2000 Umzugsteilnehmer der 52 Gruppen den rund 10 000 Besuchern.
Ein mit jungen Birken dekorierter Holztransport, eine Ponykutsche der Bopfinger Vereinsreiter, die Gartenfreunde Oberdorf überraschen mit ihrem 60er-Jahre Motto, altem roten BMW und Grace-Kelly-Optik. Die Fanfarenzüge Altwürttemberg-Bopfingen und der Bärenfanger Unterkochen, die Kapellen aus Baldern, Aufhausen, Kirchheim, Marktoffingen und natürlich Bopfingen selbst sorgen für blasmusikalischen Festtags-Ohrenschmaus. Ein echter Augenschmaus: die zahlreichen Gruppen in historischer Aufmachung. Egal ob die Getreuen des König Gustav Adolf 1632, Neresheimer Musketiere, Nördlinger Landsknechte, die Oberdorfer Römergruppe Opie oder Leck‘s Fiedele aus Kerkingen.
Wer nun die Krönung ist, die edlen Kutschen der Ehrengäste, der mächtige Schimmel-Vierspänner, die Mess-Mädle, die Blumen verteilen, oder Henrike – Württembergische Weinprinzessin aus Trochtelfingen im geschmückten Morgan +8 ihres Papas? Das darf jeder für sich entscheiden. Anschließend gilt am Samstag wie am Sonntag das Motto des Ipfmess-Fanclubs: „Wir sehen uns auf dem schönsten Fest der Welt.“ Und genau deshalb sind Rafaela mit pinkem Schleier und ihr Braut-Team auch jetzt hier. Zum Junggesellinnenabschied. „Das hier ist der Prime-Time-Abschluss“, lacht Elisa. „Wir haben den Spaß unseres Lebens!“ Den perfekten Ort dafür haben sie. Die Ipfmess.
Keine Ipfmess ohne Messwurst
Gefühlt jeder ist auf dem Festgelände. Die Einen genießen wie Andreas aus Stuttgart mit seiner Familie die tolle Aussicht aus dem Riesenrad, andere haben es sich im Bierdorf oder -garten gemütlich gemacht und genießen den Sommerabend. Roland aus Waiblingen besorgt schnell eine Familien-Portion Messwürste. Denn Ipfmess‘ ohne Messwurst – das geht gar nicht.
Karl-Stefan (41) ist mit seinen Kindern aus Baldern da. „Weil‘s ein gutes Gefühl ist, die Stimmung prima und man trifft viele Leute, hat Zeit, sich zu unterhalten.“ Ihn verbindet aber etwas Besonderes mit der Mess. Denn durch sie hat der bis dahin Nicht-Ipfmess-Gänger, als er vor 16 Jahren halt mal die Kumpels begleitete, seine heutige Frau kennengelernt. Für Emil (10), Ralf (9) und Jana (6) ist Ipfmess Pflicht. „Wegen Riesenrad und Karussell.“ Leonhard (15) aus Röttingen genießt die Crêpes. „Die sind hier richtig gut.“ Sophia (14) aus Lippach ergänzt: „Es ist immer gut, hier Leute treffen.“ „Und Spaß mit Freunden zu haben“, sagt Sebastian (15) aus Lippach.
Zum Spaß haben gibt’s unzählige Möglichkeiten. Besonders beliebt, das große Kettenkarussell – einmal unterm Ipf fliegen, das Riesenrad, der Vodoo Jumper und das Magic House. Rund 200 Händler bieten Kurzweil, Leckereien gibt’s alle paar Meter.
Ein einziger Schlag: Seit 19.27 Uhr und 41 Sekunden ist die Ipfmess offiziell eröffnet