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Wie der Strom künftig fließen soll

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Von: Gerhard Königer

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Das Umspannwerk der ODR in Ellwangen soll saniert und ausgebaut werden.
Das Umspannwerk der ODR in Ellwangen soll saniert und ausgebaut werden. © Königer, Gerhard

Der Ausbau der 110-KV-Leitung ist nur ein Schritt. Für ein Gelingen der Energiewende müssen die Stromnetze in allen Spannungsbereichen ausgebaut werden.

Ellwangen

In Deutschland soll der Anteil erneuerbarer Energien im Strommix bis 2030 auf 80 Prozent steigen.  Das „Osterpaket“, das die Bundesregierung 2022 beschlossen hat, zielt auf einen extremen Zuwachs neuer Windkraft- und PV-Anlagen. Gleichzeitig machen die aktuellen Strompreise die Erzeugung lukrativ.

Den Effekt spürt man bei der EnBW-ODR sehr deutlich, bestätigt Vorstand Sebastian Maier: „Jeder versucht sich Flächen zu sichern. Wir haben derzeit 600 Anfragen pro Monat von Personen oder Firmen, die Energie in unser Netz einspeisen wollen.“

Allein 2022 summierte sich die Leistung aller im Verteilnetz der ODR angefragten neuen Einspeiseanlagen auf 1,3 Gigawatt. „So viel wie ein kleines Atomkraftwerk“ sagt Maier. 56 Prozent der Anfragen wurden positiv beschieden, 39 Prozent an andere Anschlusspunkte verwiesen, 5 Prozent sind noch in Prüfung.

PV bis 30 KWp sind kein Problem

Kleinere PV-Anlagen bis zu einer Leistung von 30 KWp könnten in der Regel ohne weiteres in das Verteilnetz der ODR einspeisen. Bei größeren Anlagen komme es jedoch auch zu Verzögerungen, „weil der Netzausbau mit der enormen Nachfrage einfach nicht Schritt halten kann“, so Maier.

„Dieser Boom ist zu extrem, der Netzausbau wird immer hinterherhinken“, sagt er. Und auch die Verstärkung der 110-KV-Leitung zwischen Goldshöfe und Ellwangen und weiter bis Nördlingen, an der aktuell gearbeitet wird, könne daran nichts grundsätzlich ändern. Sie bringe aber eine gewisse Entlastung. Unerlässlich sei der weitere Ausbau der Hoch-, Mittelspannungs- und Verteilnetze.

Aufgabe der Versorger ist es, die erneuerbare Energie, die in ihrem Verteilnetz erzeugt und gerade nicht benötigt wird, wegschaffen, in die Übertragungsnetze zu transformieren, damit sie andernorts verbraucht wird. Gleichzeitig müssen sie dafür sorgen, dass immer genug Energie da ist, bei Nacht, oder bei „Dunkelflaute“ wie sie am 22. Dezember herrschte: windstill und bewölkt. Doch die Verbraucher wollen ihre Wärmepumpen betreiben und ihre E-Mobile laden. Also muss die Energie aus anderen Regionen nach Ostwürttemberg kommen.

Ein Spagat, der für die Energieversorger schwieriger wird, je mehr erneuerbare Energie der Strommix enthält. Erst wenn die Umwandlung von elektrischer Energie in Wasserstoff und wieder zurück voll etabliert ist, wird sich das Problem entspannen.

Der Ausbau der Mittelspannungs- und Verteilnetze ist Aufgabe der Netze-ODR GmbH. „Der Ausbau der Umspannwerke leidet aktuell an Materialknappheit“, sagt Matthias Steiner, Geschäftsführer der Netze-ODR GmbH. Netzverstärkung findet eben bundes-, europaweit statt und Zerstörung und Wiederaufbau der Energieinfrastruktur in der Ukraine verschärfe das Problem noch.

Das Netz der ODR wird laufend verstärkt, in der Regel in Erdverkabelung. Bei Neunstadt ist ein neues Umspannwerk geplant, das in Ellwangen wird größer und weitere werden dazu kommen.

Netzausbau treibt Stromkosten

Allerdings muss der Netzausbau auch von der Bundesnetzagentur genehmigt werden. Die Investitionen werden über die Netzentgelte auf die Stromkunden umgelegt. Und weil in ländlichen Regionen, wo mehr PV- und Windkraftwerke gebaut werden, auch mehr Investitionen in die Netze nötig sind, steigen die Entgelte und damit die Stromkosten überproportional an.

„Ein Problem, das sich noch verschärft, seitdem der Eigenverbrauch von den Netzentgelten befreit ist“, sagt Sebastian Maier.

Hier ist letztlich der Gesetzgeber gefragt. Eine Lösung könnte sein, die Kosten für den Netzausbau nach Anschlusspunkten, nicht mehr nach Kilowattstunden umzulegen.

https://www.schwaebische-post.de/ostalb/ellwangen/stadt-ellwangen/am-110-kv-netz-wird-kraeftig-gebaut-92127680.html

https://www.schwaebische-post.de/ostalb/ellwangen/roehlingen/odr-will-umspannwerk-bei-neunstadt-bauen-91930978.html

Das Umspannwerk der ODR in Ellwangen soll saniert und ausgebaut werden.
Das Umspannwerk der ODR in Ellwangen soll saniert und ausgebaut werden. © Königer, Gerhard
Auf diesem Grundstück bei Neunstadt will die ODR-Netze ein neues Umspannwerk bauen.
Auf diesem Grundstück bei Neunstadt will die ODR-Netze ein neues Umspannwerk bauen. © gek

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