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Ärger in Alfdorf: Bücher kistenweise eingesackt

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Von: Anja Müller

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Der Ärger über kistenweise mitgenommene Bücher ist groß, Freude bereitet (v. l.) Brigitte Herrmann, Inge Lang und Regine Kronigsfeld dafür die neue Pinnwand am öffentlichen Alfdorfer Bücherregal.
Der Ärger über kistenweise mitgenommene Bücher ist groß, Freude bereitet (v. l.) Brigitte Herrmann, Inge Lang und Regine Kronigsfeld dafür die neue Pinnwand am öffentlichen Alfdorfer Bücherregal. © Tom

Die Betreuerinnen des öffentlichen Bücherregals in Alfdorf wundern sich über stapelweise verschwindende Bücher. Miteinander achtgeben heißt ihre Devise.

Alfdorf

Es sollte ein Geben und Nehmen sein am öffentlichen Bücherregal im alten Buswartehäuschen am Alfdorfer Marktplatz: Die einen bringen Ausgelesenes, das sie nicht mehr brauchen, die anderen stöbern nach Lesefutter. Stöbern im Sinne von: Das mitnehmen, was man gerne selber in nächster Zeit lesen möchte. Nicht: stapelweise einsacken.

Doch genau das beobachten die Betreuerinnen des Bücherregals wiederholt. So hat Inge Lang, die sich zusammen mit Regine Kronigsfeld und Brigitte Hermann darum kümmert, einmal beobachtet, wie eine Frau etwa 30 Bücher in ihr Auto gepackt habe. Deren Begründung für so viel Lesestoff auf Vorrat: „Ich habe keinen Fernseher.“ Brigitte Herrmann schildert ein ähnliches Erlebnis. Vor einigen Wochen habe sie eine Frau angetroffen, die sehr viele Kinderbücher aus dem Regal genommen habe. In ihrem Auto seien bereits drei Bananenkisten voller Bücher gewesen.

Brigitte Herrmann vermutet, dass die Frau „auf Tour“ war, denn den Engagierten des Welzheimer öffentlichen Bücherregals gehe es ähnlich: Immer wieder fehle eine große Anzahl Bücher. Die Bücher seien für die Tochter, die in einem Kindergarten arbeite, habe die Frau gesagt.  „Die Bücher sind für die Alfdorfer Bürger gedacht“, hat Brigitte Herrmann angesichts von deren GD-Kennzeichen am Auto gesagt – und offenbar überzeugt, denn die Bücher blieben letztendlich da.

„Was die wohl mit den Büchern machen?“, fragt sich Regine Kronigsfeld und ärgert sich, dass es dabei „gerade um unsere guten Bücher“ geht. Inge Lang und Brigitte Herrmann stört die Möglichkeit, dass hier womöglich jemand die Bücher weiterverkauft. „Das ist nicht Sinn der Sache.“ 

Augen auf fürs Allgemeingut

Empört sind auch diejenigen, die den Aufruf des Bücherregal-Teams, die Augen offen zu halten,  in den sozialen Medien gelesen haben. „Wie fies...geht gar nicht“, schreibt eine. Ein anderer findet, „sowas sollte angezeigt werden“. 

Zumal sich die drei Frauen sehr bemühen, das Bücherregal in Schuss zu halten. Sie schauen so gut wie täglich nach dem Rechten, allein schon, falls neue Bücher angeliefert wurden, die einsortiert werden wollen, sagt Brigitte Herrmann. Und „weil uns das wichtig ist, dass es ordentlich ist“, ergänzt  Regine Kronigsfeld. Die drei machen aus dem Bücherregal eine regelrechte Mini-Bibliothek, indem sie die Bücher nach Genres sortieren und darauf achten, dass keine Unordnung in und um das Regal herum entsteht. Es lagen auch schonmal alle Bücher auf dem Boden, erzählt Inge Lang, die räumen sie dann eben wieder ein, sich ärgern, lohne nicht.

Nun aber bitten die drei Ehrenamtlerinnen alle, denen das Bücherregal am Herzen liegt, um einen aufmerksamen Blick darauf, was dort geschieht und darum, gegebenenfalls Leute anzusprechen, die die Regeln nicht einhalten. Schließlich sollen möglichst viele Menschen von der Möglichkeit profitieren, dort ein gebrauchtes Buch zu finden. Im Moment ist das kein Problem. Regine Kronigsfeld schätzt, dass sich gerade um die 200 Bücher im Regal finden. „Über den Winter räumen die Leute ihre Schätze aus“, sagt sie. Und dann gibt es Tage, da ist mit einem Mal das halbe Bücherregal leergeräumt. „Das ist wirklich frech“, findet sie. Üblich sei es, zwei bis drei Bücher mitzunehmen. 

Pinnwand fürs Miteinander

Dass es hier ums Miteinander geht, zeigt seit Neuestem ein weiteres Inventar im Buswartehäuschen. Ihr Mann habe  von seinem früheren Arbeitgeber TRW zwei gebrauchte Pinnwände bekommen, erzählt Inge Lang. Die so zusammengefügte 1,20 auf 1,50 Meter große Filzwand hängt nun im Buswartehäuschen. Und obwohl die Frauen erst noch den Begriff „#Miteinander“ aus Filz gebastelt und daran befestigen haben, war der Zweck sofort klar: Hier können Alfdorferinnen und Alfdorfer Anfragen oder Angebote auf Zetteln anheften. Und das kommt offenbar genauso gut an wie das Bücherregal – erste Zettel hängen bereits da, freuen sich die Bücher-Betreuerinnen.

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