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Luther: Was gemunkelt wurde und wer ihm zur Seite stand

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Lutherfachmann Dr. Eberhard Zwink referierte.
Lutherfachmann Dr. Eberhard Zwink referierte. Foto: privat © privat

Die Herausforderung von drei „Wettläufen“ meisterte Dr. Eberhard Zwink im evangelischen Gemeindehaus in Lorch.

Lorch. Die Herausforderung von drei „Wettläufen“ hat Dr. Eberhard Zwink im gutgefüllten großen Saal des Evangelischen Gemeindehauses in Lorch gemeistert. Den ersten „Wettlauf“, nämlich den gegen die Uhr, gewann der Referent mit Bravour. Innerhalb einer Stunde nahm er die Zuhörer mit und referierte mit einer feinen Prise Humor über die Entstehung des sogenannten Septembertestaments, einer Bibelübersetzung, die vor 500 Jahren auf der Leipziger Buchmesse präsentiert worden war.

Der Druck der Bibelausgaben

Im zweiten „Wettlauf“ erläuterte der ehemalige Fachreferent für Theologie und Leiter der Historischen Sammlungen an der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart alles thematisch um den Druck der Bibelausgaben im Grundtext. Denn Zwink war damals verantwortlich für die drittgrößte Bibelsammlung der Welt und dadurch war er firm, dass die erste gedruckte Bibelausgabe im Grundtext Erasmus von Rotterdam gelang, wie Zwink in Lorch sagte. Um 1500 sei, angefeuert durch den Humanismus, großes Interesse an den Grundtexten in Hebräisch und Griechisch entstanden. Die Schwierigkeit: Der Papst habe eine Druckfreigabe erteilen müssen. Der Sieger habe dem Papst auf diplomatischem Wege die Genehmigung abgerungen.

Grundtexte leichter zugänglich

„Somit wurden die Grundtexte der wissenschaftlichen Welt leichter zugänglich und Theologen konnten, neben der lateinischen Vulgata-Bibel auch den Text in Griechisch und Hebräisch lesen“, berichtete der Fachmann. So auch der Augustinermönch Martin Luther, der 1511 aus dem Kloster in Erfurt an die Uni nach Wittenberg ging, um zu forschen und zu lehren.

Was Luther Ärger einbrachte

1517 veröffentlichte Luther seine 95 Thesen und Kritikpunkte an der damaligen Kirche, die sich durch den Buchdruck wie ein Lauffeuer verbreitet hätten und nicht zu stoppen gewesen seien. Das habe Luther Ärger eingebracht: Erst mit der Kirche, die ihn exkommunizieren wollte und schließlich mit dem Kaiser, der ihn 1521 in Worms für vogelfrei erklärte. Kurfürst Friedrich der Weise habe eine Jagdgesellschaft, organisiert die Luther auf die Wartburg begleitete.

Luthers Anliegen sei es gewesen, das Evangelium, die Botschaft von Gott dem Volk nahe zu bringen und so habe er angefangen, die Bibeltexte, die für die Sonntage als Predigttexte vorgeschlagen waren, ins Deutsche zu übersetzen und Predigten, ebenfalls auf Deutsch dazu zu veröffentlichen.

Durch dieses Projekt sei im Jahr 1522 die Idee entstanden, das komplette Neue Testament dem Volk zugänglich zu machen. Allerdings, so erinnerte Dr. Eberhard Zwink, seien es wenige im Volk gewesen, die das Privileg hatten, lesen und schreiben zu können. „Das eher für die gebildete Oberschicht, die auch politischen Einfluss hatte.“ Aufgrund der Alphabetisierungsrate seien auch Holzschnitte mit abgedruckt worden – Bilder, die den Text aufgriffen.

Die Übersetzung aus dem lateinischen Text sei Luther von der Hand gegangen, habe er doch auf einige eigene Übersetzungen zurückgreifen können, so Dr. Eberhard Zwink. Mit Philipp Melanchton aus Tübingen habe Luther einen Freund und Partner gehabt, der sich im griechischen Text auskannte und ihm zur Seite stand.

Am 21. September 1522 sei es dann so weit gewesen: Auf der Leipziger Buchmesse wurde eine Deutsche Bibelübersetzung präsentiert, ohne Herausgeber, Verleger und Drucker zu nennen. Es sei gemunkelt worden, weiß Lutherfachmann Eberhard Zwink, sie sei von Martin Luther, dem Bibelkenner und Rebell gegen die Amtskirche. Das Neue Testament sei ein großer Erfolg geworden.

Die erste deutsche Übersetzung

Beim dritten „Wettlauf“ des Abends ging es um die erste deutsche Bibelübersetzung. Der Sieger sei, nicht - wie man denken könnte - Martin Luther gewesen, wie Dr. Eberhard Zwink berichtete. Im Anschluss wurde im Gemeindehaus über das Gehörte diskutiert.

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