Natalie braucht einen genetischen Zwilling

Damit die junge Mutter aus Wäschenbeuren den Blutkrebs besiegen kann, braucht sie eine Stammzelltransplantation. Typisierungsaktion: am Sonntag, 26. Februar, von 9 bis 17 Uhr.
Wäschenbeuren
Mandeln raus, dann kann Natalie in Ruhe Weihnachten feiern, das hatte ihr Bruder Daniel gedacht, als der Hals-Nasen-Ohren-Arzt die 31-Jährige im Dezember mit schlimm geschwollenen Mandeln ins Krankenhaus nach Stuttgart überwiesen hatte. Doch der Marathon von Arzt zu Arzt, während dem die aus Wäschenbeuren stammende Natalie Belgardt immer schwächer geworden war, endete nicht mit einem Routineeingriff, sondern mit einer lebensbedrohlichen Diagnose. Das in der Klinik veranlasste Blutbild ergab: Sie ist an akuter myeloischer Leukämie (AML), einer Form von Blutkrebs, erkrankt. Seit dem 19. Dezember ist sie nun in einer Spezialklinik, am 23. Dezember hat sie mit der Chemotherapie begonnen, berichtet ihr Bruder Daniel Schmidmeier. Immer sei jemand von ihrer Familie bei ihr, seien es ihr Mann, die Eltern oder er. Die Eltern versuchen zudem, Natalies Mann zu entlasten, der gerade neben dem Alltag außerdem den Umzug der Familie nach Wäschenbeuren zu stemmen hat. Dass Natalie demnächst wieder in ihrem Heimatort wohnt, gebe ihr Auftrieb, erzählt Daniel Schmidmeier. Dass sie nicht bei ihrer 13 Monate alten Tochter sein kann, falle ihr dagegen besonders schwer. Verpasst zu haben, wie ihr kleines Mädchen seine ersten Schritte machte, das habe ihr sehr zu schaffen gemacht.
Der 28-Jährige Daniel Schmidmeier hat sich am 27. Dezember als Spender registrieren lassen, seine Stammzellen passen aber nur zu 50 Prozent zu denen seiner Schwester. Was Natalie aufgrund ihrer aggressiven Krebserkrankung nun aber dringend braucht, ist ein genetischer Zwilling. Der könnte sich mit Glück finden, wenn sich möglichst viele Menschen bei der DKMS (ehemals Deutsche Knochenspenderdatei) registrieren lassen. Und weil Daniel Schmidmeier nicht nur Natalies Bruder ist, sondern eben auch "der Schmidi", der in Wäschenbeuren Gemeinderat war und in mehreren Vereinen verwurzelt ist und weil die Freunde von Schmidi und Natalie sich ins Zeug legen, gibt es demnächst eine große Typisierungsaktion in der Wäschenbeurener Bürenhalle. Während die DKMS nur noch selten Aktionen vor Ort unterstütze und dann eher mit wenigen Stunden Dauer rechne, war schnell klar: Für Natalie Belgardt wird’s einen ganzen Tag geben mit Unterhaltung, Tombola, Information und natürlich der Möglichkeit, sich typisieren zu lassen.
Wenn Schmidi und Freunde loslegen
„Es ist nicht das erste Fest, das wir organisieren“, sagt Marco Graf, der sich um die Bekanntmachung der Aktion in den Sozialen Medien kümmert. Mehr als 600 Leute haben Schmidi über WhatsApp ihre Hilfe angeboten. Seine Freundin Vanessa Strobel sammelt gerade Spenden für eine Tombola, für die die Gruppe bereits Sachpreise, Eintrittskarten und Gutscheine zugesagt bekommen habe. Der Erlös kommt der DKMS und Natalie zugute - eine Typisierung kostet 40 Euro, die Kosten trägt die DKMS. Der Abstrich an der Mundschleimhaut für die Typisierung sei wirklich keine große Sache, versichert die aus Alfdorf stammende 28-Jährige, die bei der DKMS registriert ist, seit sie 18 ist. Daniel Schmidmeiers Vereins-Kumpel Florian Kurz freut sich, dass sie „das Riesenpotenzial der Vereine“ hinter sich haben. Und so sieht der Aktionstag am Sonntag, 26. Februar aus: Ab 9 Uhr ist die Bürenhalle geöffnet, ab 9.30 Uhr gibt’s ein Weißwurstfrühstück mit Musik vom Musikverein Wäschenbeuren. Weiter geht’s mit Mittagessen – Roten vom Holzkohlengrill und Leberkäse. Bereits jetzt seien 35 Kuchen von den Landfrauen und dem Kleidermarktteam zugesagt. Nachmittags spielt eine Band. Außerdem gibt es eine Kinderspielecke, dafür haben Erzieherinnen aus Natalie Belgardts Bekanntenkreis – sie ist ebenfalls Erzieherin - die Betreuung zugesagt. Ein Teil der Halle wird abgetrennt für die Typisierungsaktion. Damit jeder Teilnehmende bis 17 Uhr seinen Abstrich in Ruhe machen kann, hat Daniel Schmidmeier von Bürgermeister Karl Vesenmaier die Wahlkabinen zugesagt bekommen. Ebenfalls zugesagt hat medizinisches Fachpersonal unter den Bekannten der Freunde, das vor Ort zur Typisierung informieren und helfen kann. Jeder im Alter zwischen 17 und 55 Jahren könne sich registrieren lassen, sagt Marco Graf, entweder bei dem Ereignis in der Bürenhalle oder zu Hause mit einem bei der DKMS angeforderten Testkit. Den Fünfen ist wichtig zu betonen, dass die Typisierung nicht nur Natalie helfen könnte, sondern jedem anderen Erkrankten, der so möglicherweise seinen genetischen Zwilling findet. „Man muss über diese Krankheit reden“, sagt Daniel Schmidmeier. Denn, zitiert er die DKMS, alle zwölf Minuten erhalte jemand in Deutschland die Diagnose Blutkrebs.
So geht die Typisierung
Bei der Aktion in der Wäschenbeurener Bürenhalle am Sonntag, 26. Februar, von 9 bis 17 Uhr, stehen Typisierungskits zur Verfügung.Online: Registrierungssets gibt es auch bei der DKMS auf www.dkms.de/aktiv-werden . Abstrich machen, Set zurückschicken an die DKMS. Diese nimmt Teilnehmende auf in die Spenderdatei. DKMS-Spendenkonto: IBAN: DE93 7004 0060 8987 0004 51; Verwendungszweck: NAK001, Natalie
