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Warum der Waschbär in die Falle gehen soll

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Mit dieser Falle fängt Raimund Menrad Waschbären. Ein Muss, wenn einem die Natur am Herzen liegt, sagt der Jäger.
Mit dieser Falle fängt Raimund Menrad Waschbären. Ein Muss, wenn einem die Natur am Herzen liegt, sagt der Jäger. Foto: cop © Cornelia Villani

Waschbären schaden der Natur. Stadtjäger könnten helfen. Was Jäger, Kreis und Stadt dazu sagen.

Lorch. Geschickt greift Raimund Menrad in den Kasten und zieht an zwei Hebeln. An den Seiten fahren die Klappen hoch. „Jetzt ist die Falle bereit“, erklärt der Jäger. Und zwar für Waschbären.

Raimund Menrad ist Pächter des Jagdreviers südöstlich vom Lorcher Stadtgebiet. Seit zwei Jahren besitzt er die Genehmigung für zwei Fallen. Aus gutem Grund. Der 67-Jährige trägt auf einer Liste ein, wie viele Waschbären er seit 2005 im Revier hatte – ob selbst geschossen oder tot aufgefunden. Nicht Anzahl, sondern eine Strecke nennt das der Fachmann.

Während er anfangs ein bis drei Tiere notierte, sind es 2012 plötzlich neun. Und fünf Jahre später jedes Jahr um die 15. Im ersten Jahr mit Menrads Fallen schoss die Zahl auf 37 hoch. „Weil die gefangenen Tiere dazukamen.“ Und in dieser Jagdsaison, die Ende März vorbei sein wird, zählt der Lorcher bislang nur 21 Tiere. „Ein gutes Zeichen.“ Obwohl er nicht vergisst zu erwähnen, dass er besonders im März viele frische Spuren von Waschbären gesehen hat. „Und seit Mitte Februar dürfen sie nicht mehr gefangen werden.“

Warum ist ihm die Waschbär-Jagd so wichtig? „Weil ich eine Verantwortung für mein Pachtgebiet habe“, antwortet Menrad ernst. Der Waschbär sein „ein Allrounder“ und fresse alles. Ob Beeren, Obst, Mäuse, Frösche, Insekten, Vogelgelege oder gar Rehkitze – „er ist durch seine Ausbreitung eine Bedrohung für unsere heimische Natur“.

Menrad wohnt in der Au und erzählt, dass er die Tiere auch in der Nachbarschaft sichtet. „Waschbären brauchen Wasser, da gefällt es ihnen an der Rems.“ Und auch in Menrads Jagdgebiet, wo es vor allem im Beutental zahlreiche kleine, nasse Senken gibt.

Dass der Waschbär auch in den Siedlungen zum Problem geworden ist, hat  auch Sebastian Zinsser registriert. Der CDU-Stadtrat und Jagdpächter auf Waldhäuser Gebiet hat im Januar mit Stadtrat-Kollege Erich Knödler einen Informationsabend über den Waschbären auf die Beine gestellt. „In der Siedlung sind Stadtjäger die einzige Lösung“, sagt Zinsser. Das Thema müsse noch bekannter gemacht werden.

Das sagen Kreis und Stadt

So sieht das auch Christoph Veile. Er ist Wildtierbeauftragter des Ostalbkreises. „Die Lage ist sehr problematisch“, sagt er. Der Ostalbkreis habe die höchste Waschbärenstrecke in Baden-Württemberg. „Deswegen wollen wir die Verbreitung von Stadtjägern vorantreiben.“

Ein Stadtjäger ist ein Jäger mit Zusatzausbildung, der von Gemeinden eingesetzt wird und dann auf Zuruf tätig werden darf. „Beratend“, sagt Christoph Veile, „oder indem er das Tier einfängt“. Das Ziel sei, dass mehrere Gemeinden im Kreis solche Jäger berechtigen. „Die Ausbildung wurde bereits von mehreren Personen gemacht, aber bisher hat nur Durlangen offiziellen einen Stadtjäger.“ Der Kreis sei dabei, das Thema in den Gemeinden bekannt zu machen. „Wir wollen ein Netzwerk aufbauen.“

Lorchs Bürgermeisterin Marita Funk sagt dazu: „Wir sind als Stadt offen, wenn ein Jäger die entsprechende Fortbildung besucht und die Zulassung über den Landkreis beantragt, dass wir hier zwischen anfragenden Bürgern und dem Stadtjäger vermitteln.“ Bis dato gebe es aber kaum Anfragen von Bürgern.  

Ein Stadtjäger habe den Vorteil, dass relativ einfach reagiert werden könne, sagt Fachmann Veile. Denn der Stadtjäger sei berechtigt, sofort loszulegen. Momentan berät Veile zwar auch. „Und oft ist das Problem damit auch behoben.“ Mülltonnen sichern, kein Futter rausstellen, Einstieg- und Klettermöglichkeiten am Haus beseitigen – das sind die gängigen Tipps.

Wenn der Waschbär bleibt? „Niemand darf einfach so eine Falle aufstellen.“ Nach Genehmigung vermittelt Veile eine „kundige Person“. Das falle mit Stadtjäger weg - allerdings arbeite dieser nicht kostenlos. ⋌cop

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