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Lukas Hadinger liefert eine Sinfonie zu Lebenskrisen für die JPO

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Von: Dagmar Oltersdorf

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Lukas Hadinger.
Lukas Hadinger. © Oliver Giers

Die Junge Philharmonie Ostwürttemberg spielt in ihrem Frühjahresprojekt die „Offenbarungssinfonie“ des 21-jährigen Komponisten aus Gmünd.

Schwäbisch Gmünd

Gerade mal 21 Jahre alt ist Lukas Hadinger. Das hat ihn nicht davon abgehalten, sich als Komponist an einem großen Orchesterwerk zu versuchen. Nun wird es uraufgeführt. Hadingers „Offenbarungssinfonie“ wird im Frühjahresprojekt der Jungen Philharmonie Ostwürttemberg zu hören sein. Über die Idee zu dem Werk, seine Arbeit und seinen musikalischen Werdegang, sprach Dagmar Oltersdorf mit ihm.

Herr Hadinger, wie kommt man in Ihrem Alter darauf, eine „Offenbarungssinfonie“ zu komponieren?

Lukas Hadinger: Das war die Idee meines ehemaligen Religionslehrers Klaus Schützinger. Er kam in der 11. Klasse zu mir und erzählte mir vom Wettbewerb „Christentum und Kultur“. Ich fand es interessant. Er hatte auch die Idee mit den Gottesbegegnungen aus dem Alten Testament. Wir haben dann vier Geschichten herausgesucht. Es geht dabei ja nicht um die Offenbarung des Johannes, sondern um Lebenskrisen, Hoffnung und einen neuen Sinn im Leben, dadurch, dass Gott sich offenbart.

Wie kann man als junger Mensch schon Lebenskrisen nachempfinden? Hilft da der Glaube?

Ich würde mich jetzt nicht als total religiös bezeichnen, bin aber auch kein Atheist. Aber ich höre gerne tragische, schwere Musik. Tschaikowsky, Mahler, Bruckner. Das hat viel Einfluss auf mein kompositorisches Schaffen. Wenn man dann am Klavier sitzt oder Laptop und seinen Emotionen freien Lauf lässt, dann macht das einfach Spaß. Aber richtige Lebenskrisen habe ich noch nicht durchlaufen.

Wie lange haben Sie an dem Werk gearbeitet?

Im November 2018 habe ich angefangen zu komponieren. Die Urfassung war im Juli 2019 fertig. Es gab aber Stellen, die haben mir noch nicht so gut gefallen. Ich habe dann die Sinfonie noch zweimal gründlich überarbeitet bis zur jetzigen Fassung.

Wie haben Sie das neben Schule und Abitur geschafft?

Es fallen einem oft Melodien ein zu einem Zeitpunkt, an dem man gar nicht daran denkt. Etwa im Unterricht oder unter der Dusche. Die merkt man sich oder schreibt sie auf ein Schmierblatt und dann später ins Laptop. Oder man sitzt am Klavier und improvisiert irgendwas und denkt sich: Okay, das kann ich benutzen. Ansonsten habe ich vor allem in den Ferien komponiert, während der Schulzeit vielleicht abends mal eine halbe oder eine ganze Stunde vorm Schlafengehen.

Sie selbst spielen unter anderem Fagott. Welches Gewicht haben die Bläser da in Ihrer Sinfonie?

Ich habe sie so geschrieben, dass die Bläser auch was zu tun haben. Es gibt Sinfonien, da sitzt man als Bläser hintendrin und hat das Gefühl, nicht wirklich wichtig zu sein. Das habe ich bewusst nicht so gemacht. Wir haben das Stück 2019 schon mal angespielt mit der JPO und da ist den Bläsern bereits aufgefallen, dass sie viele solistische Parts haben.

Sie selbst spielen aber auch mit?

Ja, mit dem Fagott. Das habe ich mir nicht nehmen lassen.

Sie haben erst 2010 überhaupt angefangen, ein Instrument zu spielen. Sind Sie ein Überflieger?

Von nix kommt nix. Da steckt viel Zeit und Arbeit drin. Beim Fagott und beim Komponieren. Es ist nicht so, dass man von heute auf morgen beschließt: Ich fang jetzt an zu Komponieren und schreibe jetzt mal eine Sinfonie. So läuft das nicht.

Wie hat das denn überhaupt begonnen mit dem Komponieren?

Das ist im Prinzip aus einer Langeweile heraus entstanden. Es war zusammen mit meinem besten Freund Yannick Groß. Wir dachten, wir schreiben mal was auf. Daraus hat sich dann dieses schöne Hobby entwickelt bei uns beiden. Wir schreiben auch jetzt immer noch ganz gerne kammermusikalische Dinge zusammen, aber auch Jazz.

Also im Prinzip wie bei einer Rockband. Hören Sie auch was anderes als Klassik und gehen in den Club?

Ich höre auch ganz gerne Jazz oder Musik aus den Achtzigern. Und ja, ich gehe auch mal in den Club. Es gibt in Ulm einen schönen Jazzkeller. Da habe ich auch schon gespielt, jeder kann da kommen und mitspielen. Das macht sehr viel Spaß.

Es gibt bestimmte Regeln, die man beim Komponieren einhalten muss. Woher kennen sie diese?

Aus dem Musikunterricht an der Schule, durch viel Musik hören, Partituren lesen. Ich habe dann aber auch drei Jahre lang Kompositionsunterricht genommen an der Musikschule Schwäbisch Gmünd bei Michael Schefold. Der hat mich auch gut unterstützt. Aber vor allem eben durch Learning by Doing. Gerade beider Komposition finde ich es wichtig, dass man ausprobiert, was funktioniert und was nicht. Besonders dankbar bin ich da dem Musikverein Herlikofen. Die haben sich öfters mal geopfert, meine Experimentenauszuprobieren - was man besser, mal schlechter geklappt hat. Die haben mich immer toll unterstützt.

Sie komponieren und musizieren, studieren jetzt aber Medizin und nicht Musik. Warum?

Es war eine schwere Entscheidung. Ich habe ich mich für die Medizin entschieden, weil ich auch eine gewisse Sicherheit haben möchte. Kompositionen ist jetzt nicht immer etwas, womit man verlässlich sein täglich Brot verdienen kann. Fagott schon eher, aber ich finde, der Arztberuf ist toll. Menschen zu helfen, zu lernen, was man machen kann, wenn bestimmte Dinge nicht mehr funktionieren, das finde ich spannend.

Kommen Sie aus einem musikalischen oder medizinischen Elternhaus?

Weder noch. Meine Mutter spielt etwas Gitarre. Allerdings spielt meine ältere Schwester Klavier und ist Musiklehrerin.

Es war also jugendlicher Spaß, der sie zur Musik brachte?

Ich bin vor allem im Musikverein Herlikofen musikalisch gewachsen. Da habe ich auch meine zwei besten Freunde kennengelernt: Yannick Groß und Lewin Waibel. Mit der gemeinsamen Leidenschaft für Musik sind wir zusammen groß geworden.

Sind Sie vor dem Konzert nervös?

Ja, aber ich bin mir sicher, Uwe Renz wird das sehr gut machen, ich verlasse mich ganz auf ihn. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, das zeitgenössisch zu komponieren. Romantik, Elemente aus der Klassik, ein ganz klein wenig Jazz, Barock und ein wenig Impressionismus ist in dem Werk. Ich werde auch Einführung halten mit Tonbeispielen, die die JPO spielt.

Wie haben denn Ihre Orchesterkollegen auf das Stück reagiert?

Wir haben es 2019 schon mal angespielt. Danach sind sehr viele hergekommen und haben gesagt: Lukas, wir wollen das spielen. Die unterstützen das total.

Programm und Konzerttermine

Programm: Ludwig van Beethoven: Die Geschöpfe des Prometheus op. 43/Ouvertüre. OffenbarungssinfonieSamstag, 15. April, 20 Uhr - Heidenheim WaldorfschuleSonntag, 16. April, 18 Uhr - Stadthalle Aalen; Samstag, 22. April, 20 Uhr - Kochertalmetropole Abtsgmünd; Sonntag, 23. April, 18 Uhr - Congress Centrum Stadtgarten Schwäbisch GmündNormalpreis 19 Euro, Kinder, Jugendliche, Studierende 12 Euro. Karten auf www.jpo-w.de, unter Tel: (07363) 96 18 17 und bei CTS-Vorverkaufsstellen.

Lukas Hadinger.
Lukas Hadinger. © Oliver Giers
Lukas Hadinger.
Lukas Hadinger. © Oliver Giers
Lukas Hadinger.
Lukas Hadinger. © Oliver Giers
Lukas Hadinger.
Lukas Hadinger. © Oliver Giers
Lukas Hadinger.
Lukas Hadinger. © Oliver Giers
Lukas Hadinger.
Lukas Hadinger. © Oliver Giers
Mundstücke für das Fagott.
Mundstücke für das Fagott. © Oliver Giers
Lukas Hadinger.
Lukas Hadinger. © Oliver Giers
Mundstücke für das Fagott.
Mundstücke für das Fagott. © Oliver Giers

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