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Wilde Schönheit und fantasiereiche Melodien

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Von: Helga Widmaier

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Das Kammerorchester Rosenstein bei seinem Frühjahrskonzert.
Das Kammerorchester Rosenstein bei seinem Frühjahrskonzert. Foto: Jan-Philipp Strobel © Jan-Philipp Strobel

Das Kammerorchester Rosenstein reist in den hohen Norden.

Heubach. Der Frühling kann kommen. Das Kammerorchester Rosenstein hat ihn mit einem großartigen Konzert willkommen geheißen. Das musikliebende Publikum füllte den Saal in der Stadthalle Heubach ganz aus.

Die Konzert-Ouvertüre Nr. 2 von Felix Mendelssohn Bartholdy entführte in die raue Welt der schottischen Hebriden. Die naturalistische Klangmalerei von den Streichern und Bläsern perfekt nachempfunden - präzise gespielte musikalische Wellenbewegungen in den Streichersätzen und die teils stürmischen Bläsermelodien schwollen zu hohem Wellengang an. Eine wilde Schönheit der Natur wird mit ihren idyllischen Aspekten von den Flöten und Klarinetten zum Ausdruck gebracht.

Weit östlich im Norden öffnen sich die Weiten Finnlands in einem melancholisch angehauchten Klangbild. Das Impromptu für Streichorchester von Jean Sibelius lässt die beiden ursprünglichen Klavierstücke Nr. 5 und 6 in einem Streicherstück verschmelzen. Mit ruhigen Strichen gestalten die Streicher eine kontemplative Stimmung. Ein kurzes Pizzicato mischt sie auf, bringt ein lebhaftes Element in die Szene, bis das Stück dann langsam ausklingt.

Dem Zusammenspiel unter dem meisterlichen Dirigat von Jonathan Rhys Thomas merkt man die Expertise durch die langjährige Zusammenarbeit an. Wie ein einziger Organismus interpretiert das Ensemble die Kompositionen.

Das Konzert für Trompete und Orchester von Joseph Haydn in Es-Dur schafft für die herkömmliche Naturtrompete erstmals neue Möglichkeiten für chromatisches Spiel durch die Klappentechnik, später abgelöst durch die Ventiltrompete. Solist Manuel González López stellt sich der Herausforderung. Ein flotter erster Satz Allegro im Vierteltakt. Die Trompetenstimme legt sich etwas knatternd über die Orchestergrundierung. Im zweiten Satz, einem ruhigen Andante, schwelgen Geigen und die Trompete in lieblichen Melodien. Das Tempo erhöht sich im 3. Satz Allegro und fordert abermals den Solisten.

Nach der Pause erklingt die Valse triste, op. 44 von Jean Sibelius. Trauer entströmt jedem Ton. Anschwellende Dynamik und ein dramatischer Klangteppich setzt das Drama musikalisch in Szene. Generalpause. Der Walzer endet leise mit zarten Strichen wie eine flüchtige Erinnerung.

Vielleicht der Höhepunkt des Abends ist Schuberts Sinfonie in h-moll, die vollendete „Unvollendete“. Das Orchester läuft zur Hochform auf im dramatischen Wechselspiel von an- und abschwellenden Streicherläufen. Die düstere Stimmung wird erst durch den Einsatz der Flöte aufgehellt. Im zweiten Satz dominieren fantasiereiche Melodien. Glasklar voneinander abgehoben die einzelnen Stimmen, die sich zu einem wunderbaren Ensemble vereinen.

Das Orchester und sein Dirigent bedanken sich beim Publikum mit einer Wiederaufnahme der Hebriden-Ouvertüre als Zugabe.⋌⋌⋌Helga Widmaier

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