Biomüll-Abfuhr: Das soll sich 2024 für Haushalte ändern

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Landrat Dr. Joachim Bläse übt sich schon mal am „Biomüll-Trolley“. Er ist überzeugt von der Neuerung und hofft auf einen positiven Beschluss im Kreistag am 14. März. Foto: mas
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Verpflichtende Biomülltonne und Papier- statt Kunststoffbeutel: Der Kreis-Umweltausschuss findet dies gut - auch wenn es teurer wird.

Aalen. Wenn die Krähen zuschlagen, wird es schmutzig. Die Rede ist von der Biobeutelabfuhr. Damit es weniger Sauerei auf den Straßen gibt und weil die Ostalb plastikfrei werden will, sollen verpflichtend geschlossene Bio-Tonnen eingeführt und die Kunststoffbeutel durch solche aus Papier ersetzt werden. Die Abfuhr der Bioabfälle soll weiterhin wöchentlich erfolgen. Frühestens zum 1. April 2024 soll die Neuerung eingeführt werden. Für Haushalte wird es teurer: 8,10 Euro mehr pro Jahr für jeden Haushalt soll auf die Müllgebühren draufgeschlagen werden. Die geplanten Veränderungen hat der Kreisausschuss für Umweltschutz am Dienstagabend bei drei Enthaltungen und einer Gegenstimme beschlossen. Das letzte Wort hat aber der Kreistag am 14. März.

„Bio-Trolley“ und Varianten

Ende 2022 hatte die CDU-Kreistagsfraktion eine Änderung bei der Bio-Müllabfuhr vorgeschlagen. Zu wenige nutzten die „grünen Wännchen“, die die GOA ausgegeben hat, und daher könnten Tiere weiter den Inhalt von Biomülltüten auf der Straße verteilen, so die Kritik. Abhilfe bringen sollen nun Biotonnen, inklusive einer Pflicht, dass nur noch diese genutzt werden dürfen.

Die Biotonne soll es als 60-, 80- oder 120-Liter-Behältnis geben - analog zu den Restmülltonnen. Für kleinere Haushalte ist ein „Biobeutel-Rollbox-Trolley“ mit 45 Litern Volumen vorgesehen. Der hat einen Tragegriff und einen herausziehbaren Griff sowie zwei Rollen, so dass man ihn hinter sich herziehen kann, ohne ihn anzuheben. Dieses Gefäß müssen Bürger an den Straßenrand stellen, den Griff einschieben und den Tragegriff einklappen. Nur so nämlich kann das Sammelfahrzeug ihn als Seitenlader, analog zur Altpapiersammlung, aufnehmen.

Viel zu groß sei dieses Gefäß für einen Zwei-Personen-Haushalt, kritisierte Andrea Hatam (SPD). Haushalte hätten ohnehin schon drei Tonnen und nun komme eine weitere hinzu, monierte sie. Ein kleineres Gefäß sei bei der vorgesehenen Seitenladertechnik nicht machbar gewesen. „Wir sind hier schon 15 Zentimeter unter der Norm“, sagte GOA-Geschäftsführer Arne Grewe. Und eine 60-Liter-Tonne mit einem kleineren Innenbehälter zu versehen, ginge nicht, weil dann die Standfestigkeit der Tonne dahin wäre.

Ein Chip als „Müll-Sheriff“

Wie die anderen Bio-Tonnen soll auch der Trolley mit einem Chip bestückt werden. Der könnte wohl nützlich sein, sollte der Kreis irgendwann eine Gebühr pro Leerung einführen. Aktuell diene der Chip aber nur dazu, dass der Müllwagenfahrer über ein Display sehen kann, ob in der Biotonne ordnungsgemäß ein GOA-Papierbeutel gelandet ist, ob der tatsächlich nur mit Biomüll gefüllt wurde oder ob da anderer Unrat drin ist. Sortenreinheit sei nämlich wichtig für die GOA-Biogasanlagen, so Grewe.

Bei Verstößen kann der Müllwerker digital eine gelbe Markierung auf den Chip setzen und der Besitzer der Bio-Mülltonne erhält ein Schreiben von der GOA, in dem erklärt wird, was er falsch gemacht hat. Wird ein rotes Signal gesendet, beispielsweise bei mehrmaligem Verstoß, dann kann die Tonne schon mal ungeleert stehenbleiben, erläuterte Grewe das Prozedere.

Bio-Behälter für die Erstausstattung will der Kreis gratis zur Verfügung stellen. Nach einem Umstellungszeitraum von zwei Jahren muss die Biobeutel-Tonne von Haushalten erworben werden. Der Preis ist noch offen.

883.000 Mehrkosten pro Jahr

Die Umstellung auf das neue System soll für 883.000 Euro pro Jahr Mehraufwand zu haben sein. Diese Mehrkosten sollen über den Abfallgebührenhaushalt abgedeckt werden. Bei aktuell 129.647 Haushalten kämen hier Kosten von 8.10 Euro pro Jahr auf jeden Haushalt zu. Die Eigenkompostierung soll erlaubt bleiben. Jedoch muss auch wer selbst kompostiert, die 8,10 Euro mehr Müllgebühr bezahlen. Er spart sich nur den Kauf der Biobeutel. „Wer auf seinem Komposthaufen Speisereste ausbringt, der riskiert ein Hygieneproblem, daher machen wir allen verbindlich dieses Angebot der Biomüllabfuhr“, sagt Grewe.

Papier- statt Plastikbeutel

Die bisherigen Kunststoff-Biobeutel sollen durch solche aus Papier ersetzt werden. Die müssen die Haushalte, wie gehabt, kaufen. Es soll sie mit Volumina von 7,5 und 15 Litern geben, genau wie die Kunststoffbeutel. Kreiskämmerer Karl Kurz meint: „Stand heute, werden sie zum gleichen Preis angeboten werden können, wie jetzt die Kunststoffbeutel.“ Die kosten 2,50 Euro für zehn Stück mit 7,5 Litern und fünf Euro je zehn mit 15 Litern.

Um die Nutzung nicht zugelassener Biobeutel auszuschließen, sollen die Papierbeutel mit einer Kennung versehen werden. Grewe räumt ein, dass die Papierbeutel zwar beschichtet und verstärkt seien, sie aber nicht so dicht und reißfest sind wie die bisherigen Kunststoffbeutel. Eine Umstellung auf biologisch abbaubare Kunststoffbeutel habe man aber verworfen, da die Festigkeit des Materials nicht gegeben sei und noch keine Forschungsergebnisse vorlägen, ob es bei der Kompostierung zu Mikroplastikbildung komme. Zudem gebe es noch keine Erkennungstechnik, die zwischen klassischen und biologisch abbaubaren Kunststoffbeuteln unterscheiden könne.

Umrüstung im Fuhrpark nötig

Für die neue Biomüllabfuhr müssen Abfuhrfahrzeuge umgebaut oder neu angeschafft werden. Die Seitenladertechnik, wie bei der blauen Tonne, ist vorgesehen. Für die Abfuhr in engen Innenstädten soll ein kleineres Sammelfahrzeug mit einer Heckschüttung eingesetzt werden, das ebenfalls so modifiziert werden kann, dass der Werker die Rollboxen nicht anheben muss. Das Einhängen in die Kammleiste ist nämlich aufgrund der Hebe- und Trageverordnung unzulässig.

Die Fahrzeuge müssen neu bestellt werden. Wegen der Lieferzeiten könne der exakt mögliche Umstellungstermin noch nicht benannt werden, so Grewe. Anvisiert wird der 1, April 2024, alternativ der 1. Juli 2024.

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