Die Sache mit dem Komposthaufen

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Schnellkomposter im eigenen Garten: Wer ihn richtig bedient, macht aus küchen- und Gartenabfällen besten Dünger.
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Warum den Biomüll an die Straße stellen, wenn man ihn im Komposter zum Dünger für den eigenen Garten machen kann?

Ellwangen

Die Diskussion um die Einführung der verpflichtenden Biotonne zeigt deutlich, wie verschieden die Lebensgewohnheiten und damit auch die Ansprüche der Menschen an die Müllentsorgung im Ostalbkreis sind. Biomüll soll künftig von Gartenabfällen getrennt in einer Biotonne gesammelt werden. Damit will man die unseligen Biobeutel, die allzu oft von Vögeln oder Nagern aufgerissen am Straßenrand liegen, endlich abschaffen. In die neuen gelben Tonnen sollen möglichst nur Küchenabfälle und Essenreste, damit das Ergebnis der Sammlung in einer Biogasanlage verwertet werden kann. Damit lässt sich ein hochwertiger Energieträger gewinnen, Biogas, das umgehend in elektrischen Strom verwandelt werden kann. Bislang wurde der Inhalt der Biobeutel noch zu Kompost verarbeitet, zusammen mit dem Grünschnitt und den Gartenabfällen.

Für die GOA verbessert sich durch diese Umstellung die Rendite gleich doppelt: lukrativere Verwertung des gesammelten Abfalls und eine höhere Gebühreneinnahme, weil die Biotonne verpflichtend für alle Haushalte eingeführt werden soll.

Wie viele Haushalte im Ostalbkreis bislang keinen Bioabfall abgeben und damit auch nicht für die Biobeutel bezahlen, ist nicht exakt festgestellt. Es dürften aber nicht wenige sein, denn im ländlichen Raum, der von Einfamilienhäusern geprägt ist, gibt es noch viele, die einen eigenen Garten mit richtigen Pflanzen, sogar essbaren, betreiben. Für einen Hobbygärtner ist der Komposthaufen von beträchtlichem Wert. Schließlich findet hier besonders effektiv der natürliche Kreislauf statt, dem alle lebenden Wesen unterworfen sind: Tote Biomasse wird von Insekten, Würmern, Mikroorganismen in Kohlenstoffverbindungen zersetzt, die lebende Pflanzen wieder aufnehmen und verwerten können. Wer selbst Obst und Gemüse anbaut weiß: eine Handvoll Kompost im Beet wirkt Wunder, belebt das Mikrobiom und ersetzt Mineraldünger.  

Wer nun beklagt, Komposthaufen würden Ratten oder andere Nager anziehen, der weiß vermutlich nicht, wie ein Kompost richtig angelegt und geführt wird. Wer Essensabfälle kompostieren will, (es gibt auch Haushalte, in denen so gekocht wird, dass kaum Reste anfallen), braucht zwingend einen geschlossenen Komposter aus Holz oder Kunststoff mit Deckel, der zum Boden hin mit Drahtgeflecht abgeschirmt ist, damit Säuger und Vögel abgehalten, Würmer, Insekten und Kleinlebewesen zugelassen werden. Der Komposter wird so befüllt, dass der Inhalt ausgewogen ist: Essensabfälle werden mit Schichten aus Laub, Grasschnitt und bereits zersetztem Kompost gemischt. 

Das Betreiben eines eigenen Komposters und die Verwendung von Kompost im eigenen Garten bringt mehrfach Nutzen: das Pflanzenwachstum wird verbessert, Bäume, Sträucher, Pflanzen binden mehr CO2. Wer den Garten gut bearbeitet sorgt zudem noch dafür, dass sich auch im Boden der Kompostgehalt erhöht. Gleichzeitig wird CO2-Ausstoß vermieden, wenn dieser Abfall nicht mit Fahrzeugen abgeholt und umgetrieben werden muss. Schließlich kann man davon ausgehen, dass jemand, der im Garten selbst Pflanzen anbaut, auch verantwortungsvoll mit Lebensmittel umgeht, also weniger wegwirft. Der Full-Service der Müllentsorgung befördert leider das Ex-und-Weg-Denken, das auch im Ostalbkreis schon weit verbreitet ist.

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