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Direkt am Eierhäusle wird gegackert

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Von: Marie Enßle

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Simone und Thimo Seitzer halten sich gerne bei ihren Tieren auf.
Simone und Thimo Seitzer halten sich gerne bei ihren Tieren auf. © Tom

Das Eierhäusle der Familie Seitzer auf dem Schwäbisch Gmünder Gügling ist 24 Stunden am Tag geöffnet. Kunden können die Eierproduzentinnen gleich nebenan besuchen.

Schwäbisch Gmünd-Bettringen

Wer sich frische Landeier im Eierhäusle der Seitzers kauft, kann gleich nebenan zuschauen, wie die fleißigen Eierproduzentinnen leben - und legen. Ein Besuch beim mobilen Hühnerstall auf dem Gügling im Gmünder Stadtteil Bettringen.

An diesem Morgen ist es noch ganz ruhig am Eierhäusle der Familie Seitzer, die in direkter Nachbarschaft zu den insgesamt drei mobilen Hühnerställen ihren Hof hat. Erste Kunden halten mit dem Auto auf dem kleinen Parkplatz und kaufen sich Zehnerpacks Eier am Automaten im Inneren der Holzhütte. Auch Dosenwurst der hofeigenen Rinder bieten die Seitzers dort in verschiedenen Versionen an. Aber die meisten Fächer des Automaten sind mit Landeiern gefüllt. 3,90 Euro kostet die Zehnerpackung. „Weniger können wir nicht verlangen“, sagt Simone Seitzer. Und nennt die Gründe: Der Preis für Legehennen sei stark gestiegen. Sie verwende zudem gentechnikfreies, hochwertiges Futter, und die Tiere seien den ganzen Tag über draußen auf der Wiese. Das bedeute ein Mehr an Arbeit, beispielsweise müssten die Ställe öfter umgesetzt werden, damit die Hühner immer frisches Gras haben. Außerdem kämpften sie mit Fressfeinden wie dem Fuchs, der sich immer wieder mal auch tagsüber ein Huhn schnappt. Die Tiere kommen am Abend in den Stall. Im Übrigen sei der Eierpreis auch im Supermarkt gestiegen. Dort bezahlen Kunden aktuell zwischen zwei und fünf Euro für eine Zehnerpackung - je nach Größe und Herkunft der Eier. „Wir freuen uns jeden Tag an unseren glücklichen, freilaufenden Hühnern“, sagt Simone Seitzer, die ursprünglich gar kein Federvieh halten wollte. Mittlerweile ist sie aber ganz begeistert, wenn um 10 Uhr die Luke des größten mobilen Stalles gleich hinterm Eierhäusle aufgeht.

Dann marschieren rund 350 Hühner und ein paar Hähne gackernd auf die Wiese. Ganz schön laut wird's, wenn sich die braunen Lohmann-Hennen „unterhalten“. Es sei jedes Mal eine große Freude, wenn die Hühnerschar im Frühling auf die frische Wiese darf, findet auch Thimo Seitzer. „Die Hühner sind robust und haben eine hohe Legeleistung“, erklärt er die Vorteile der Lohmann-Hennen. Pro Jahr legt ein Huhn bis zu 320 Eier - in Hellbraun. Zwölf bis 15 Monate dürfen die Hühner in den Ställen der Seitzers leben und legen. Dann lasse die Legeleistung stark nach - und es gibt einen Schlachtttag auf dem Hof.

Die Familie hat sich hierfür eine mobile Schlachtanlage angeschafft, die etwa drei Mal im Jahr zum Einsatz kommt. Für die Kunden stellt Simone Seitzer dann eine Hinweistafel im Eierhäusle auf und sie können sich Suppenhühner vorbestellen. „Ich bin sehr dankbar, dass das so gut funktioniert“, erklärt die Landwirtin. Die Kunden schätzten die Eier, aber auch die Hühner für die Suppe. Die Tiere müssten keine weiten Transportwege zurücklegen bis zum Schlachthof. Neben den Legehennen ziehen die Seitzers auch die Brüder der gefiederten Damen auf. „Auch wir sind gegen das Töten der männlichen Küken und für eine artgerechte Haltung“, sagen die Seitzers. Denn: „Wer Huhn sagt, muss auch Hahn sagen.“ Die Bruderhähne wachsen auf der Wiese auf und werden dann geschlachtet. Daraus stellen die Seitzers Geflügel-Bolognese, Frikassee und Geflügel-Curry her.

Zurück zu den Eiern: Täglich misten und kontrollieren die Seitzers die mobilen Hühnerställe. Geht's den Hühnern gut? Haben sie genügend Futter und Wasser? Ist der Zaun intakt? Dann öffnen sie die Klappe an den mobilen Hühnerställen und entnehmen die Eier. Diese fallen von den Legeplätzen auf weiche Dinkelspelzen - die Hülle des Dinkelkorns. Dann wird sortiert: die guten kommen in die Packung, die zu kleinen oder zu großen landen bei Seitzers im Kühlschrank. „Wir lieben Eier nach wie vor und essen gerne Rührei oder Eier zum Frühstück“, sagt Simone Seitzer lachend. Sie freut sich über die direkte Rückmeldung ihrer Kunden, wenn sie am Eierhäusle miteinander ins Gespräch kommen. Ein Ruhebänkle steht für die Leute bereit, die zu Fuß zum Eierhäusle kommen und dort eine kleine Pause machen wollen.

Das Eierhäusle der Familie Seitzer liegt in den Suewiesen 1 auf dem Gügling in Schwäbisch Gmünd direkt bei der Hem-Tankstelle und hat 24 Stunden am Tag geöffnet.

Lesen Sie dazu:

So gelb war der noch nie: Marie Enßle über frische Eier aus dem Automaten direkt vom Hof nebenan

Braunes Huhn gleich braunes Ei?

Das stimmt so nicht ganz, sagen die Experten des wissenschaftlichen Geflügelhofs am Bruno-Dürigen-Institut in Rommerskirchen. Das Gefieder zeigt die Eierfarbe nicht an. Aber es gibt einen Zusammenhang zwischen Ohrscheibe und Eierfarbe. Die Ohrscheibe am Kopf, eine fleischige Erweiterung des Gesichtsfeldes ohne Funktion für das Gehör, gibt einen Hinweis auf die Eierfarbe: Eine weiße Scheibe steht für weiße bis cremefarbene Eier. Eine rote Scheibe steht für bunte Eier, also braun, rot, grün oder blau. Die Eier der Legehennen sind meist weiß oder braun, weil sie die größere Legeleistung besitzen. Buntlegerinnen, die farbige Eier hervorbringen, eignen sich nicht als „industrielle Eierlegerinnen“, weil sie viel weniger Eier legen.

Rund 350 Lohmann-Hennen tummeln sich auf der Wiese der Seitzers.
Rund 350 Lohmann-Hennen tummeln sich auf der Wiese der Seitzers. © Tom
Über eine Klappe können sie raus oder rein.
Über eine Klappe können sie raus oder rein. © Tom
Die Lohmann-Hennen legen besonders viele Eier.
Die Lohmann-Hennen legen besonders viele Eier. © Tom
Ein geschütztes Plätzchen am Reifen des mobilen Stalles.
Ein geschütztes Plätzchen am Reifen des mobilen Stalles. © Tom
Wildes Gegacker im Hühnergehege.
Wildes Gegacker im Hühnergehege. © Tom
Der mobile Hühnerstall steht direkt beim Eierhäusle der Seitzers.
Der mobile Hühnerstall steht direkt beim Eierhäusle der Seitzers. © Tom
Die Lohmann-Hühner legen hellbraune Eier.
Die Lohmann-Hühner legen hellbraune Eier. © Tom
Das Eierhäusle hat 24 Stunden am Tag geöffnet.
Das Eierhäusle hat 24 Stunden am Tag geöffnet. © Tom
Die Eier gibt's für 3,90 Euro pro Packung am Automaten.
Die Eier gibt's für 3,90 Euro pro Packung am Automaten. © Tom
Braune Hühner so weit das Auge reicht.
Braune Hühner so weit das Auge reicht. © Tom
Die Eier legen sie auf weiche Dinkelspelzen.
Die Eier legen sie auf weiche Dinkelspelzen. © Tom
Auf der Wiese gibt es auch Unterstände für die Hühner.
Auf der Wiese gibt es auch Unterstände für die Hühner. © Tom
Simone Seitzer schaut nach, ob schon Eier im Stall liegen.
Simone Seitzer schaut nach, ob schon Eier im Stall liegen. © Tom
Der mobile Stall der Seitzers.
Der mobile Stall der Seitzers. © Tom
Rund 350 Hühner tummeln sich auf der Wiese.
Rund 350 Hühner tummeln sich auf der Wiese. © Tom
Die braunen Lohmann-Hühner.
Die braunen Lohmann-Hühner. © Tom

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