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Ostalb-Nahverkehr: Der Streik stoppt vor allem die Züge

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Von: Gerhard Königer, Jürgen Steck, Marie Enßle

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Ruhe am Aalener Bahnhof, die Züge stehen auf den Abstellgleisen.
Ruhe am Aalener Bahnhof, die Züge stehen auf den Abstellgleisen. © Oliver Giers

Wegen des Großstreiks im öffentlichen Dienst fuhren am Montag im Ostalbkreis keine Züge. Wie Pendler, Schulen und Busunternehmen damit klarkamen.

Aalen

Montag kommt es noch dicker“, so hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi umfassende Streiks der Beschäftigten im Bereich Verkehr angekündigt. Das hatte Auswirkungen auch auf die Ostalb.

Tote Hose herrschte etwa am Montagmorgen an den Bahnhöfen von Schwäbisch Gmünd über Aalen bis Ellwangen. Wegen des Streiks im öffentlichen Dienst fuhren die Go-Ahead-Züge von und nach Stuttgart nicht. Go-Ahead ist zwar laut Pressesprecherin Daniela Birnbaum nicht direkt von Streikmaßnahmen betroffen. Da aber in der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG nicht nur Lokführer, sondern auch weiteres unverzichtbares Personal organisiert sei, beispielsweise Fahrdienstleiter und Stellwerksmitarbeiter der Deutschen Bahn, sei zumindest am Montagmorgen kein Bahnbetrieb möglich gewesen.

Am Kreisberufschulzentrum

Das spürten auch die Schüler, die am Morgen mit dem Zug aus Richtung Lorch, Schorndorf oder Urbach ans Kreisberufsschulzentrum nach Schwäbisch Gmünd fahren wollten. Dies betraf laut Schulleiter Jens-Peter Schuller aber nur ein paar wenige Schüler. Der Rest habe sich gut organisiert, die Busse seien gefahren. Mit viel Aufwand habe die Schule allerdings eine Exkursion umplanen müssen. Eigentlich, so berichtet Schuller, wollten Zwölftklässler der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule am Montag mit dem 365-Euro-Ticket nach Konstanz fahren. Das klappte wegen des Streiks nicht. Die Schule habe kurz vor knapp einen Bus gemietet. „Jetzt müssen wir schauen, wie wir das mit den Kosten verträglich umlegen können.“

Am Heubacher Rosenstein-Gymnasium sei lediglich ein Bus aus Böbingen nicht gefahren, erklärt Schulleiter Christoph Huber. Elterntaxis haben die Kinder an die Schule gebracht. Ganz ohne Streiks und laut Fahrplan waren am Montag die Fahrzeuge von Stadtbus Gmünd im Einsatz.

Gespenstisch an Gleis 1

Am Bahnhof Ellwangen herrscht am Morgen zur Hauptreisezeit gähnende Leere. Keine Züge, keine Menschen, nirgends. Nur die Laufschrift auf dem Display und die Stimme aus dem Lautsprecher, die mitteilt, dass aufgrund des Streiks bei den Verkehrsbetrieben auch die Züge von GoAhead ausfallen.

Nicht gut für das Bäckereicafé im Bahnhof, wo kaum Kunden gesehen werden. Denn auch von den Regionalbussen, die am Busbahnhof vor der Tür vorfahren, sind die meisten leer und zeigen auf dem Display nur „Betriebsfahrt“ an.

Lediglich die Ellwanger Stadtbusse drehen wie gewohnt ihre Runden und bringen auch Schülerinnen und Schüler rechtzeitig zum Unterricht.

Jens Rohsgoderer vom Kreisberufsschulzentrum meldet, dass 10 bis 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler gefehlt haben. Für die wurde auch Online-Unterricht angeboten. Man hatte ja auch genügend Zeit, um sich vorzubereiten und über Fahrgemeinschaften aus den Umlandgemeinden die Kinder in die Schule zu bringen.

Keine personalmäßigen Probleme wegen des Streiks kann Karin Haisch, Sprecherin der Stadt Aalen, vermelden. „Wir konnten keine Auswirkungen feststellen“, sagt sie. Es sei davon auszugehen, dass die Kollegen rechtzeitig geplant haben und entweder im Homeoffice gearbeitet oder das eigene Auto genutzt haben. Offenbar habe es auch keine Streik bedingten Absagen von Terminen gegeben.

Die städtischen Finanzen

Was es bedeuten würde für die städtischen Finanzen, wenn die Forderungen der Verdi umgesetzt würden? In dieser Frage hält sich die Stadt bedeckt: „Wir warten den Tarifabschluss ab und setzen den dann um“, erklärt Haisch. Allerdings habe man schon „einen gewissen Puffer bei den Personalkosten“ eingeplant. Insgesamt belaufen sich die Personalkosten der Stadt laut Karin Haisch auf 62,2 Millionen Euro. Gmünds Stadtsprecher Markus Herrmann äußert sich nicht zu laufenden Tarifverhandlungen. Sollten Löhne und folglich Personalkosten steigen, müsse die Stadt an anderer Stelle sparen. Wo? Das müsse dann der Gemeinderat entscheiden. 

Der Landkreis ist der größte öffentliche Arbeitgeber im Ostalbkreis. Würden Löhne und Gehälter um 10,5 Prozent erhöht, würde das Mehrkosten gegenüber dem Haushaltsansatz 2023 von rund 4.5 Millionen Euro bedeuten, rechnet Landkreissprecherin Susanne Dietterle vor. Eine 10,5-Prozent-Steigerung und ein Minimum von 500 Euro würde eine Erhöhung um durchschnittlich 14,25 Prozent pro Mitarbeiter bedeuten. Dies würde gegenüber dem Haushaltsansatz Mehrkosten von 6,7 Millionen Euro ergeben.

In der Folge weniger Busfahrgäste

Gab's Auswirkungen auf den Busverkehr? Höchstens indirekt. „Alle OVA-Busse fahren“, meldet etwa am Dienstag OVA-Geschäftsführer Ulrich Rau. Entsprechend seien auch alle Fahrgäste, die mit einem OVA-Bus fahren wollten, befördert worden. Aber es habe insgesamt tendenziell weniger Fahrgäste gegeben als sonst an einem Montag. Rau führt dies darauf zurück, dass die Bahnpendler fehlen, die etwa normalerweise am Bahnhof vom Zug auf den Bus umsteigen.

Die Anzeigetafeln am Aalener Bahnhof weisen auf den großen Streik hin.
Die Anzeigetafeln am Aalener Bahnhof weisen auf den großen Streik hin. © Oliver Giers
Ruhe am Aalener Bahnhof, die Züge stehen auf den Abstellgleisen.
Ruhe am Aalener Bahnhof, die Züge stehen auf den Abstellgleisen. © Oliver Giers
Die Anzeigetafeln am Aalener Bahnhof weisen auf den großen Streik hin.
Die Anzeigetafeln am Aalener Bahnhof weisen auf den großen Streik hin. © Oliver Giers
Der Ellwanger Bahnhof am Morgen: menschenleer, keine Züge, aber eine Durchsage: Streikauswirkungen.
Der Ellwanger Bahnhof am Morgen: menschenleer, keine Züge, aber eine Durchsage: Streikauswirkungen. © Königer, Gerhard
Am Ellwanger Busbahnhof stehen Regionalbusse mit dem Hinweis "Betriebsfahrt". Nur der Stadtbus (vorne) nimmt Fahrgäste mit.
Am Ellwanger Busbahnhof stehen Regionalbusse mit dem Hinweis "Betriebsfahrt". Nur der Stadtbus (vorne) nimmt Fahrgäste mit. © Königer, Gerhard
Am Ellwanger Busbahnhof stehen Regionalbusse mit dem Hinweis "Betriebsfahrt". Nur der Stadtbus nimmt Fahrgäste mit.
Am Ellwanger Busbahnhof stehen Regionalbusse mit dem Hinweis "Betriebsfahrt". Nur der Stadtbus nimmt Fahrgäste mit. © Königer, Gerhard

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