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Was machen Cassy und Nika?

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Martin Keßler mit Cassy (rechts) und Nika
Martin Keßler mit Cassy (rechts) und Nika © Sibylle Schwenk

Immer dann, wenn Worte fehlen: Martin Keßmanns ausgebildete Besuchshunde helfen auf ihre ganz eigene Weise.

Aalen

Sie können nicht reden und nicht tröstend den Arm um die Schulter eines Menschen legen, der gerade eine Todesnachricht erhalten hat. Sie können auch nicht die nächsten, nun nötigen, Schritte einleiten. Dennoch bewirken sie viel: Cassy und Nika sind Australian-Shepherd-Hündinnen. Wenn sie da sind, können sich Spannungen oder gar eine Schockstarre lösen.

Die Einsätze von Martin Keßler, Seelsorger für Menschen in Not im Dekanat Ostalb, sind nicht gerade einfache Kost. „Wir werden über die Einsatzleitstelle zum Überbringen von Todesnachrichten, bei Suizid oder plötzlichem Kindstod gerufen“, berichtet Martin Keßler. Die ersten paar Stunden ist Martin Keßler dann in der Familie - so lange, bis er spürt, dass die betroffenen Menschen „wieder einigermaßen klar denken“ können. Mit dabei sind häufig seine Hunde Cassy und Nika. „Sie wirken oft wie Eisbrecher“, erzählt der Seelsorger.

Martin Keßler ist ein Hundemensch. Er kennt die kleinen und großen Qualitäten seiner vierbeinigen Freunde, die ganz unterschiedlich sind. Während die elf Jahre alte Cassy ganz in sich ruht und über eine große charakterliche Festigkeit verfügt, ist die fünf Jahre alte Nika ein Wirbelwind, Hütehund durch und durch. Doch gerade mit ihr machte Martin Keßler seine erste, wegweisende Erfahrung, wie Hunde auf Menschen in krisenhaften Situationen wirken können:

Nika war noch ein kleiner Welpe und Martin Keßler musste zum Einsatz als Notfallseelsorger. Da niemand auf die kleine Nika aufpassen konnte, nahm er sie zum Einsatz mit. „Natürlich habe ich vorher gefragt, ob das in Ordnung geht, wenn ich Nika mitbringe“, erinnert sich der Seelsorger. In der Familie war ein Säugling an plötzlichem Kindstod verstorben. Die größeren Kinder haben sich sofort Nika zugewandt und der Welpe hat die Situation völlig entspannt. „Ich konnte daraufhin mit der Familie ein gutes Gespräch führen“, erinnert sich Martin Keßler.

Nicht fassbar

Immer öfter nahm er jetzt Nika und die ältere Cassy mit zu seinen Einsätzen, das Einverständnis der Betroffenen vorausgesetzt. Cassy ist mit ihrer Ruhe und Gelassenheit einfach da, lässt sich streicheln und legt sich neben den Menschen, der gerade in dieser schmerzvollen Situation verhaftet ist. Martin Keßler beobachtet, dass durch das Streicheln etwas in den Menschen passiert und leichter Gespräche möglich sind.

Auch Nika ist für ihn eine wertvolle Begleiterin geworden. Mit ihren Eigenschaften als Hütehund ist sie besonders hilfreich in Situationen, wenn Menschen in Aktionszwang geraten. Sie stupst dann mit ihrer Fellnase und will damit sagen: „Hey, komm mal runter, es wird alles wieder gut.“

Nika und Cassy sind ausgebildet als Besuchshunde. Sie sind ein tolles Team und für Martin Keßler unersetzlich geworden. Er selbst achtet darauf, dass es seinen Hunden bei den Einsätzen gut geht. Denn: „Es ist für die Hunde sehr anstrengend, sich beispielsweise von einem Fremden streicheln zu lassen.“ Keßler nimmt sie dann rechtzeitig aus der Situation heraus, wenn er merkt, dass es für seine Hunde zu viel wird.

„Ein Hund bringt etwas, was du selbst nie bringen kannst“, ist Martin Keßler überzeugt. Deshalb sind Cassy und Nika ständig an seiner Seite, sei es bei den Einsätzen in der Notfallseelsorge oder im Hospiz. Ihm selbst falle es auch leichter, wenn seine beiden Fellnasen dabei sind, gibt er zu. Immer dann, wenn Worte fehlen.

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