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Den Tilsiter am Automaten ziehen

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Von: Marie Enßle

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Die Käselaibe reifen bei den Bressels auf dem Hof.
Die Käselaibe reifen bei den Bressels auf dem Hof. © Tom

Die Bressels aus Böbingen vertreiben selbst gemachte Produkte und regionale Erzeugnisse an ihren 24-Stunden-Automaten direkt auf ihrem Hof. Hinzu kommt ein Wochenmärktle und Events.

Böbingen

Eigentlich war's eine Notgeburt, das selbst gemachte Softeis und der Milchautomat der Bressels in Böbingen. Als in den Jahren 2015 und 2016 der Milchpreis dermaßen in den Keller ging, suchte die Familie ein weiteres Standbein, um sich etwas unabhängiger vom Milchpreis zu machen. Das Wagnis ist geglückt. Aus dem Milchhäusle mit einem Milch- und einem Softeisautomaten auf dem Hof der Bressels in den Bachäckern am Böbinger Ortsrand in Richtung Heubach sind mehrere Hütten geworden, in denen sich Kunden 24 Stunden am Tag mit allerlei Produkten der Bressels und aus der Region eindecken können. Ein Hofbesuch.

Wer den meist offenen Stall der Bressels in den Bachäckern betritt, trifft rund 100 entspannte Milchkühe, die auf Stroh liegen, fressen, sich an Bürsten den Rücken massieren und zwei Mal am Tag im Melkstand stehen und ihre Milch abgeben. Diese fließt direkt in einen großen Tank, von dem sich die Bressels täglich etwa 30 Liter abzapfen. Den Rest holt ein Kühltransporter der Hohenloher Molkerei ab. „Wir Erzeuger geben die Milch ab“, erklärt Kurt Bressel. Jeden Monat entscheide sich neu, wie viel die Molkereien dafür bezahlen.

Die Milch der Bressels wandert entweder direkt in den Milchautomaten, an dem sich Kunden für einen Euro einen Liter Milch abfüllen können. Einen Teil der Milch verarbeitet die Familie weiter. In den Sommermonaten gibt's Softeis aus mittlerweile zwei Automaten. Schoko-Vanille ist in der Regel immer am Start. Beim zweiten Automaten variieren die Sorten: Zimt-, Lebkuchen- und Bratapfeleis im Winter, fruchtige Sorten wie Heidelbeer- oder Himbeereis im Sommer. Dazu kommen Milchshakes in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen.

Süßes und Herzhaftes

Neben den süßen Leckereien haben die Bressels auch Herzhaftes im Programm. Eine mobile Käserei kommt etwa alle sechs Wochen zu den Bressels und verarbeitet deren Kuhmilch direkt am Hof zu Hartkäse und zu Käse nach Tilsiter Art. „Wir lassen die Käse mit verschiedenen Produkten verfeinern“, erklärt Alicia Gabriel. Käselaibe mit Bärlauch, Tomate und Basilikum, Walnuss oder Pfeffer entstehen so. Die rund 7,5 Kilogramm schweren Laibe wandern dann in die Käsekammer auf dem Hof. Dort reifen sie, werden regelmäßig gewässert und schließlich in 200-Gramm-Stücke geschnitten, vakuumiert und in den Automaten gepackt.

Vier Euro müssen Kunden für ein solches Stück echte Handarbeit bezahlen. In der Küche der Bressels entwickeln die beiden Frauen immer wieder neue Produkte für die Automaten. Selbst gemachter Wurstsalat im Glas, Nudelsalat, Kartoffelsalat, Lachsforellencreme, Bärlauch- und Kräuterbutter: „Man muss immer am Ball bleiben und immer wieder Neues ausprobieren“, sagt Bressel. Und manche Produkte auch wieder sein lassen. Beispielsweise habe sie sehr gerne Nudeln selbst gemacht. „Mit frischen Eiern aus Schönhardt.“ Die hätten allerdings ihren Preis. „Kunden geben heute für Nudeln nicht mehr so viel Geld aus.“ Das sei bei vielen mit den gestiegenen Lebensmittelpreisen nicht mehr drin.

Dafür kommen die selbst gemachten Spätzle hervorragend bei den Kunden an. Für ein halbes Kilo verlangen die Bressels 3,50 Euro. Und die frischen Sulzen, die Bressel an den Wochenenden zubereitet.

Alicia Gabriel kocht gerne Marmeladen selber ein. Im Sommer mit den Beeren aus dem eigenen Garten, im Winter beispielsweise mit eingefrorenen Erdbeeren, die sie im Sommer auf der Plantage selbst gepflückt hat. Das große Glas gibt's für vier Euro im Automaten. Die Forellen für ihre Creme stammen von der Essinger Fischzucht, die Wurstwaren aus Iggingen und Böbingen. In den Automaten finden sich Kartoffeln aus Bartholomä (2,5 Kilo für vier Euro, Eier aus Schönhardt, Dosenwurst, Bratensoße, Pfefferbeißer (ein Paar für 1,80 Euro), Rindsrouladen und im Sommer allerlei Grillgut.

Mittlerweile haben die Bressels eine Minijobberin eingestellt, die sich vorwiegend ums Nachfüllen der Automaten kümmert. Die Reinigung der Milchautomaten koste viel Zeit, erklärt Bressel. Hygiene sei das A und O. Das Kässle auf Vertrauensbasis hat die Familie durch die Automaten mit Zahlentasten ersetzt, an denen direkt bezahlt wird und die Ware danach entnommen werden kann. „Ein Vollzeitjob“, sagt Bressel, weil irgendwas sei immer und sie sei eigentlich immer um den Weg, um sich um die Anliegen der Kunden zu kümmern. „Kein Wochenende, kein Urlaub“, sagt sie. Und trotzdem möchte sie nicht tauschen.

Sie freut sich, dass die nächste Generation in den den Startlöchern steht und viele Ideen mitbringt. Ein Traum der Bressels wäre ein Hofcafé mit selbst gebackenen Kuchen und Eiscafé. Bis dahin werkeln die Damen weiter in ihrer Küche und sorgen für leckere Produkte in den Automaten.

Markt, offener Hof und After-Work-Treffs

Wochenmärktle: Immer samstags bieten die Bressels selbst gebackene Kuchen von der Giotto-Torte bis zum traditionellen Käsekuchen. Zudem gibt's Brot vom Hofcafé in Herdtlinsweiler.

Events: Der Weihnachtsmarkt in der Adventszeit gehört schon fest zum Terminkalender der Bressels. Zudem bietet die Familie immer wieder einen „Tag des offenen Hofes“. Neu sind After-Work-Events mit Essen und Getränken an den Hütten, die sich bei vielen Böbingern und Leuten aus der Gegend zum festen Treffpunkt gemausert haben. „Man muss im Gespräch bleiben und immer wieder Neues ausprobieren“, sagt Bressel.

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