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Eine Pizza wie im Traum

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Von: Marie Enßle

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La Marinella Heubach
La Marinella Heubach © Tom

„La Marinella“ ist die wohl bekannteste Pizzeria in Heubach. Pino Bruni Clementelli führt das Lokal seit 1981. Warum es dort die Pizza Opa gibt, der Pizzarand dünn und die Soßen sahnig sind.

Heubach. Wenn Stammgäste die Heubacher Pizzeria im Hochhaus besuchen, gehen sie noch immer zum „Gino“, obwohl der wohl bekannteste Pizzabäcker Heubachs vor ziemlich genau zwei Jahren verstorben ist. Sein Bruder Pino Bruni Clementelli, mit dem er die Pizzeria mit dem eigentlichen Namen „La Marinella“ seit 1981 führte, macht weiter. Fast wie gehabt. Pino steht am Pizzaofen in der kleinen Küche, seine Enkelin Evelyn Bruni Clementelli und Massimo Tolve übernehmen den Service.

„Eigentlich“, sagt der gelernte Koch Massimo, sei er vor zwei Jahren zurückgekehrt, um vorübergehend ein bisschen auszuhelfen, damit Gino sich von seiner schweren Krankheit erholen kann. Schon früher hat Massimo in der „Marinella“ gearbeitet und ist seitdem eng mit der Familie verbunden. Am 7. Februar 2021 verstarb Gino mit 68 Jahren. „Jetzt bleibe ich“, sagt Massimo, „das bin ich ihm schuldig“. Mit den Bruni Clementellis führt Massimo Tolve die Pizzeria so weiter, wie es sich Gino wohl gewünscht hätte.

Pino, der eigentlich Giuseppe heißt, kümmert sich in der Küche um den Teig der leckeren Pizzen, die bei seinen Gästen aus Heubach und der Umgebung so beliebt sind. In drei Größen belegt er Pizza Capricciosa mit Schinken, Salami, Paprika und Artischocken, Pizza alla Pescatore mit Sardellen, Kapern, Zwiebeln, Knoblauch und Oliven, Pizza mit Rauchfleisch, vegetarische Versionen, mit scharfer Salami oder Gorgonzola. Der absolute Renner sei nach wie vor die Pizza Opa, erklärt Pino - eine Erfindung der „La Marinella“. Und die kam so: Ein Stammgast habe dem Pizzabäcker von einem Traum erzählt, in dem ihm eine Pizza, belegt mit Nudeln, erschienen sei. Weil der Stammgast aktiver Judoka und Judotrainer war und nach dem Training viele Kohlenhydrate brauchte, hat ihm Pino die „Traumpizza“ mit Rigatoni und Bechamelsoße kreiert. Ein Genuss! Da seine jungen Schützlinge den Judotrainer immer „Opa“ nannten, war der Name der Kreation schnell gefunden: die Pizza Opa eben.

Ob Rigatoni alla Panna, Lasagne, Rigatoni Mafiosi - wahlweise flankiert von einem panierten Schnitzel, scharfe Tortellini oder cremige Penne mit vier Käsesorten - die Bruni Clementellis liefern seit Jahrzehnten gute Qualität, die ihre Gäste schätzen. „Es dauert immer gleich lang, egal ob wenig oder viel los ist. Und es schmeckt immer gleich gut“, sagen die Stammgäste.

Rigatoni Mafiosi - nicht scharf

Den Gastraum haben die Bruni Clementellis behutsam renoviert und etwas moderner gestaltet. Die Toiletten im Erdgeschoss sind neu gemacht. Der Spielautomat, der lange Jahre bei der Theke stand, ist verschwunden. „Wir wollen eine Pizzeria für die ganze Familie sein“, erklärt Massimo. Die Zeit der Spielautomaten sei deshalb bei ihnen passé. Das Konzept geht auf. Stammgäste kamen vor 30 Jahren mit ihren Kindern im Kinderwagen zu Gino und Pino. Heute kommen die Kinderwagen-Babys von einst mit ihrem eigenen Nachwuchs und bestellen Rigatoni Mafiosi - nicht scharf, Pizza oder auch mal Muscheln in Weißweinsoße, wenn Saison ist.

Kein Vergleich zu Italien

Der Familienbetrieb funktioniere, weil viele mit anpackten und jeden Tag lange arbeiteten, erläutert Inhaber Pino. Ihm ist es wichtig, dass seine Enkelin zusätzlich eine vernünftige Ausbildung macht. „Es ist manchmal schwer, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen“, sagt auch Massimo. Trotzdem arbeite er unheimlich gerne in der Pizzeria. Einen Ruhetag pro Woche gönnt sich der Familienbetrieb allerdings seit einiger Zeit.

Wer eine Gastronomie erfolgreich führen wolle, müsse auf die Gäste eingehen und sie nicht bekehren wollen. In Italien werde beispielsweise die Pizza viel weniger üppig belegt, sei trockener und mit dickem Rand, „weil sie dort nach dem Abendessen als Snack auf die Hand zum Bier serviert wird“, erklärt Pino. Das mögen seine Gäste in Heubach aber nicht. Sie schätzen die großzügig belegten Pizzen, möglichst mit dünnem Rand. „Viele Italiener übrigens auch“, grinst Pino. Das würden sie nur nie zugeben.

Im Schwabenland kämen auch Nudeln mit schweren Sahnesoßen gut an. „Das gibt es in unserer Heimat in Süditalien auf keiner Speisekarte“, erklärt Pino, „weil's dort viel zu heiß ist“. Je weiter man in den Norden reise, desto deftiger werde die Kost, erklärt auch Massimo, dem die Gerichte in Deutschland oftmals besser schmecken als in Italien. „Wenn's draußen kalt ist, brauchen wir einfach mehr Energie.“

Die Preissteigerungen bei den Lebensmitteln gehen auch an den Bruni Clementellis nicht spurlos vorüber. Für fünf Kilo Mehl habe er vor der Krise 2,99 Euro bezahlt. Heute koste ihn die Packung 6,49 Euro, berichtet Pino Bruni Clementelli. Ganz zu schweigen von den gestiegenen Strom- und Gaspreisen. Aber Pino schimpft nicht. „Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen“, sagt der heute 66-Jährige. Und denkt nicht ans Aufhören. Rentner? Das könne er sich nicht vorstellen.

Eine große Gastrofamilie

Die Bruni Clementellis - eine Gastrofamilie durch und durch: Im süditalienischen Matera hatte die Familie einst aber eine große Baufirma. Doch in der Krise 1968 geht's dem Baugewerbe schlecht, die Bruni Clementellis wandern aus in Richtung Gmünd. Glück für die Pizza-Liebhaber: Sie gründen dort das Torstüble, die Gaststätte Harmonie, die Pizzeria Napoli, das Gasthaus Kanne und das Ristorante da Bruni. 1981 starten Pino und Gino mit der „La Marinella“ durch - dem „kleinen Strand“, eine Erinnerung an die ferne Heimat. 1985 eröffnet Gianni Bruni Clementelli den „Adler“ in Weiler. Ginos Sohn Roberto Bruni Clementelli führt das „Da Roberto“ in Mögglingen. Genug von Pasta und Pizza? „Niemals“, sagt Massimo Tolve. Er esse fast täglich eine Pizza beim „Gino“.

Hier schmeckt's: „La Marinella“ in Heubach

Beliebteste Gerichte: Rigatoni Mafiosi mit Sahne, Schinken, Hackfleischsoße und Pilzen für 12 Euro, Pizza Opa mit Käse, Tomaten, Schinken, Rigatoni und Bechamelsoße ab 10,80 Euro - je nach Größe der Pizza. Günstigstes Hauptgericht: kleine Pizza Margherita mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum für 8 Euro.Teuerstes Hauptgericht: Scampi al Pomodoro (in Tomatensoße nach Art des Hauses) mit gemischtem Salat für 19,30 Euro.Bier vom Fass (0,3 l): 3 EuroApfelschorle (0,2 l): 2,80 EuroSitzplätze innen: 60Sitzplätze außen:48Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag: jeweils von 11 bis 23.30 Uhr, am Donnerstag ist Ruhetag.

Pizza in der "La Marinella" in Heubach.
Pizza in der "La Marinella" in Heubach. © Enßle, Marie
Nudeln in der "La Marinella" in Heubach.
Nudeln in der "La Marinella" in Heubach. © Enßle, Marie
Pizza in der "La Marinella" in Heubach.
Pizza in der "La Marinella" in Heubach. © Enßle, Marie
Pizza in der "La Marinella" in Heubach.
Pizza in der "La Marinella" in Heubach. © Enßle, Marie
La Marinella Heubach
La Marinella Heubach © Tom
La Marinella Heubach
La Marinella Heubach © Tom
La Marinella Heubach
La Marinella Heubach © Tom
La Marinella Heubach
La Marinella Heubach © Tom

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