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Alemazung stellt sich der Kritik

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Von: David Wagner

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Bürgermeister Dr. Joy Alemazung beim Tagespost-Interview mit David Wagner im Heubacher Rathaus.
Bürgermeister Dr. Joy Alemazung beim Tagespost-Interview mit David Wagner im Heubacher Rathaus. © Stadt Heubach

Ist er oft genug vor Ort? Was setzt er konkret um? Wie versteht er sein Amt? Der Heubacher Bürgermeister Dr. Joy Alemazung über Kritik an seiner Amtsführung und laufende Projekte.

Heubach

Seit Januar ist Dr. Joy Alemazung Bürgermeister in Heubach. Die Heubacherinnen und Heubacher haben ihn mit 66,24 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Was hat er bisher angepackt? Welche Projekte verfolgt er? Und was entgegnet er Kritikern, die meinen, er habe wenig Greifbares vorzuweisen? Joy Alemazung gibt im Interview Antworten.

Herr Alemazung, brauchen Sie noch Einarbeitungszeit als Bürgermeister?

Dr. Joy Alemazung: Ich bin dank der Unterstützung der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und der Bürgerinnen und Bürger als Bürgermeister in Heubach angekommen, es ist keine Einarbeitungszeit mehr nötig.

Was sagen Sie zu der Kritik, Sie hätten zwar jede Menge Ideen und Konzepte, aber bisher wenig Greifbares vorzuweisen?

Lassen Sie mich dazu eine Geschichte erzählen: Zwei Bürgermeister sollen aus einem von Dürre geplagten Feld wieder fruchtbares Ackerland machen. Dafür bekommen sie jeweils eine entsprechende Menge Wasser. Der Erste schmeißt sofort alles Wasser auf den Acker und seine Bürger rufen: Hurra, einer, der anpackt! Der andere erstellt einen Plan, fragt sich, wie kann ich das Wasser bestmöglich und effizient einsetzen? Er entwickelt Lösungen und besorgt die Geräte, die er dafür braucht. Das kostet Zeit und er wird geschimpft, warum er nicht liefert. Er wusste aber, was richtig ist und wie er den Menschen am besten helfen kann. Am Ende war bei dem ersten Bürgermeister alles wüst und trocken, beim zweiten aber alles weich und fruchtbar. All diejenigen, die sich beklagt hatten, sagten: Das ist einer, der weiß, was er tut und liefert dann. Ich verstehe mein Amt so wie dieser zweite Bürgermeister. Das heißt, es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um Lösungen gut vorzubereiten und abzuwägen, statt überstürzt zu agieren.

Manchen fehlt da vielleicht die Geduld.

Mein Ziel bleibt, dass ich mich um die Belange meiner Bürgerinnen und Bürger gut kümmere und versuche, die an mich gestellten Herausforderungen effektiv, effizient und erfolgreich abzuarbeiten.

Was entgegen Sie Bürgern, die sagen, Sie seien zu wenig in der Stadt präsent?

Was heißt das genau? Ich bin von Sonntag bis Samstag von morgens früh bis abends spät in Heubach, mit ganz wenigen Ausnahmen. Ich kaufe hier ein und bin mittags in unterschiedlichen Restaurants und Imbissen zu Gast. Dazu absolviere ich meine Termine, alleine in den vergangenen zwei Wochen waren das zum Beispiel der Historische Markt in Lautern, das 30-jährige Bestehen des Bischof-Sproll-Hauses, der Weltkindertag, die Altarweihe in Buch, das Bergrevival, das 15-jährige Bestehen des DRK-Mobils oder das 25-Jährige des Pflegewohnhauses Kielwein.

Wollen Sie nach Heubach ziehen?

Das habe ich schon vor der Wahl so gesagt. Meine Familie und ich sind auf der Suche, aber auch ein Bürgermeister kann nicht eben mal mit dem Finger schnippen, um eine passende Wohnung oder ein Haus zu finden. Wir sind da dran.

Denken Sie, dass Sie die Erwartungen der Heubacher erfüllen?

Ich habe die Wahl mit deutlicher Mehrheit gewonnen. Der Bewerbung lag ein Programm zugrunde mit den Schwerpunkten Heubach gemeinsam liebes- und lebenswert gestalten mit Menschlichkeit und Nachhaltigkeit im Fokus. Ich möchte mit meiner Arbeit dazu beitragen, wegzukommen von einer egozentrischen Sichtweise, die nur die eigenen Vorteile sieht. Es ist wichtig sich zu fragen, was man selbst für die Gemeinschaft tun kann. Das erfülle ich und habe für alle ein offenes Ohr. Daneben plane ich regelmäßige Bürgerbegegnungen in den Stadtteilen an Samstagnachmittagen, etwa in der Bucher Dorfschenke, beim Vereinsheim des SVL oder der Bäckerei Köhler in Lautern und in Beuren. Aber natürlich kann niemand sämtliche an ihn herangetragenen Erwartungen erfüllen.

Manche Kritiker meinen, Sie seien zu oft in Ministerien und zu selten bei den Vereinen.

Seit meinem Amtsantritt bin ich weder in Landes- noch in Bundesministerien gewesen. Diese Frage zeigt aber die Komplexität eines politischen Lebens, denn ich war bisher noch nie in den Ministerien unterwegs, muss aber das nun rechtfertigen. Betonen möchte ich aber auch, dass für den Bürgermeister einer Stadt wie Heubach Kontakte und ein Netzwerk im Landkreis, in der Landesverwaltung und im Bund äußerst wichtig und notwendig sind, auch für eine erfolgreiche Weiterentwicklung. Diese Kontakte habe ich und muss ich pflegen.

Haben Sie da ein Beispiel?

Etwa die Heubacher Nordumfahrung oder die dringend benötigte Querungshilfe beim Jugendpark in der Mögglinger Straße. Ohne stetigen Austausch mit dem Regierungspräsidium fallen unsere Interessen da unter den Tisch. Auch internationale Kontakte sind essenziell, um Märkte zu erschließen oder Fachkräfte anzuwerben. Gerade in Heubach haben wir viele Betriebe und Firmen, die international aufgestellt sind.

Welche konkreten Projekte haben Sie schon umgesetzt?

Bereits im Februar gab es den Auftakt zum Projekt „Fair Trade“-Schulen. Für Geflüchtete starteten wir die Aktion „Heubach gibt Herberge“ und initiierten ein interreligiöses Friedensgebet. Im Rahmen meines Herzensprojekts „Meiner Stadt etwas zurückgeben“ gab es eine Müllsammelaktion. Zum Thema „Klima und Umweltschutz“ Tage der nachhaltigen Entwicklung beim Afrikafest. Auf dem Friedhof wurde das Kolumbarium fertiggestellt und wir haben unser neues Eltern-Kind-Zentrum im Übelmesser eröffnet. Wir sind dran, den Social-Media-Auftritt der Stadt und die Homepage neu aufzustellen. Auch die Digitalisierung der Schulen werden wir weiter vorantreiben.

An welchen Themen sind dran?

Wir schaffen neuen Wohnraum im „Auhölzle“, in der Beurener Straße und „Im Stollberg“. Wir bauen das Glasfasernetz aus, vor allem in Lautern und Beuren. Wir legen ein Ökokonto für die Stadt an. Wir sind dran, beim Jugendpark ein Beachvolleyballfeld und, wenn das RP zustimmt, die Querungshilfe anzulegen. Ein wichtiges Thema ist, den Einzelhandel zu stärken und wenn möglich neuen anzusiedeln. Auch an der Einführung eines Jugendparlaments arbeiten wir, aber alles braucht seine Zeit.

Bürgermeister Dr. Joy Alemazung beim Interview im Heubacher Rathaus, darunter (v.li.) der Jugendpark an der Mögglinger Straße, für den es bald eine Querungshilfe geben soll, das Eltern-Kind-Zentrum im Übelmesser, das entstehende Baugebiet „Auhölzle“, die Baustelle im Schulhof des Rosenstein-Gymnasiums und der Friedhof, auf dem das neue Kolumbarium fertig ist.
Bürgermeister Dr. Joy Alemazung beim Interview im Heubacher Rathaus, darunter (v.li.) der Jugendpark an der Mögglinger Straße, für den es bald eine Querungshilfe geben soll, das Eltern-Kind-Zentrum im Übelmesser, das entstehende Baugebiet „Auhölzle“, die Baustelle im Schulhof des Rosenstein-Gymnasiums und der Friedhof, auf dem das neue Kolumbarium fertig ist. Fotos: Tom (2)/dav/privat © rico

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