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Ärger über neues Konzept zum „Tag der Kulturen“

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Von: Marie Enßle

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Der "Tag der Kulturen" in Schwäbisch Gmünd im Oktober 2022.
Der "Tag der Kulturen" in Schwäbisch Gmünd im Oktober 2022. © Tom/ Archiv

Das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ kritisiert die Vorgehensweise der Gmünder Stadtverwaltung.

Schwäbisch Gmünd. Damals hatten sie ihre Stände abgebaut und ihre Teilnahme aus Protest abgebrochen: Mitglieder des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“ in Gmünd, zu dem auch der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Sozialverein a.l.s.o. gehören, verließen den „Tag der Kulturen“ im Oktober vergangenen Jahres, weil sie sich nicht an einem Fest beteiligen wollten, bei dem eine Vereinigung mitmacht, die „eine Ideologie der Völkerverachtung lebt und befeuert“, wie eine Sprecherin des Bündnisses erklärt. Stein des Anstoßes waren die Teilnahme und vor allem die Werbebanner des Gmünder Türkisch-Islamischen Kulturvereins, der als ein deutscher Arm die faschistische Partei MHP/ „Graue Wölfe“ in der Türkei vertrete, wie die Bündnis-Sprecherin erläutert. Der lokale Verein wirke auf den ersten Blick unpolitisch. Dahinter stecke aber eine Vereinigung mit „rassistischem und ausgrenzendem Weltbild“. Das „Fest der Kulturen“ in Gmünd solle aber ein verbindendes Fest aller Kulturen sein, wie Bündnis-Mitglied Peter Yay-Müller erklärt. Mit einer solchen Organisation wolle das Bündnis kein Fest in Gmünd veranstalten und dieser auch keine Finanzierungsmöglichkeit mit dem Verkauf von Essen und Getränken ermöglichen.

Was die Bündnis-Mitglieder ärgert? Gleich nach dem Fest habe es Gespräche mit Gmünds Integrationsbeauftragtem Hermann Gaugele und mit Oberbürgermeister Richard Arnold gegeben. „Wir haben unseren Protest vorgetragen und uns auf die Gmünder Charta der Gemeinsamkeiten berufen“, erläutert Yay-Müller, die seiner Meinung nach die Grundlage des Festes darstellen sollte. Damit seien sie auf Verständnis seitens der Stadtverwaltung gestoßen. Nun habe aber das Bündnis aus der Gmünder Tagespost erfahren, dass bereits ein neues Konzept für den „Tag der Kulturen“ vorliege - ohne Rücksprache mit den Bündnis-Partnern, die das Fest mittragen.

Bannerverbot nicht zielführend

Unter anderem sieht das neue Konzept das Verbot von Werbebannern vor. „Die Transparente ändern aber am Kern des Problems nichts“, sagt Gmünds a.l.s.o.-Geschäftsführer Ali Nagelbach. Es gehe darum, ein Fest zu veranstalten auf der Grundlage gemeinsamer Werte. Transparente könnten über Kulturen und Religionen sogar aufklären, über Grundrechte und über Demokratie. Dies schließe aber zwangsläufig die Teilnahme „faschistischer Vereine" aus. „Wie können wir dies gewährleisten und das Fest weiterentwickeln?“, fragt Nagelbach.

Die Stadtverwaltung habe ihre Haltung bereits beim Treffen gleich nach dem Fest verdeutlicht, entgegnet der Integrationsbeauftragte Hermann Gaugele. Es dürften alle Bürger mitmachen, „wir schließen keinen aus“, sagt er. Die Stadtverwaltung wolle im Dialog bleiben mit allen, auch mit dem Türkisch-Islamischen Kulturverein, dessen Mitglieder sehr engagiert seien und sich beispielsweise um Jugendarbeit bemühten. „Wir sind im ständigen Austausch und kennen die Leute seit vielen Jahren gut“, berichtet Gaugele. Ihm sei es in Gmünd nicht bang, er sehe keinen faschistischen Hintergrund des Kulturvereins. Die Stadtverwaltung habe sich sogar vor einiger Zeit einen Islamberater eingeladen, der prüfen sollte, wie kritisch dieser die Situation in Gmünd sehe. Er habe keine Bedenken geäußert.

Zurück zum „Fest der Kulturen“: Was es nicht mehr geben wird, sind Plakate und Banner mit politischen Aussagen. Außerdem sollen die teilnehmenden Bürger im Mittelpunkt stehen - nicht die Vereine, erklärt Gaugele. Der Gmünder Integrationsrat erstellt nun ein Rahmenkonzept. Danach werden alle Interessierten zu einem Vorbereitungstreffen eingeladen, um über das Motto des Tages und die Programmpunkte zu sprechen. ⋌Marie Enßle

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