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Aus der Kirche austreten, ist für sie der falsche Weg

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Suppenstube Silke Weihing
Suppenstube Silke Weihing © Tom

Pastoralreferentin Silke Weihing spricht über veraltete Strukturen und neue Formate.

Schwäbisch Gmünd. Suppe wärmt von innen, Essen in Gemeinschaft spendet menschliche Wärme. Deshalb unterstützt die Gmünder Tagespost mit ihrer Spendenaktion die „warme Stube“, in der Gäste jeden Freitag im Franziskaner kostenlos eine Suppe essen können. Bei wärmender Hähnchensuppe an der Rotary-Suppenstube, die unter anderem auch für die „warme Stube“ Spenden sammelt, sprach Gmünds Pastoralreferentin Silke Weihing mit GT-Redakteurin Marie Enßle übers Essen, die Rolle der Frau in der katholischen Kirche, über Kirchenaustritte und neue Formate.

Was gefällt Ihnen besonders gut an der „warmen Stube“?

Silke Weihing: Das Angebot ist niederschwellig. Jeder kann kommen - ob bedürftig oder nicht. Mit Blick auf die Energiekrise, steigende Preise und die soziale Schere, die immer weiter auseinander geht, finde ich die „warme Stube“ eine tolle Sache.

Weniger gut gefallen Ihnen manche Strukturen innerhalb der katholischen Kirche. Warum treten Sie nicht einfach aus?

Ich bin davon überzeugt, dass sich die katholische Kirche von innen erneuern und verändern muss. Austreten wäre für mich der falsche Weg. Viel lieber möchte ich bei der Veränderung mitwirken. Vor Ort in Gmünd erfahre ich viel Wertschätzung für meine Arbeit. Unser Dekan ist sehr offen für alles, was möglich ist. Das schätze ich sehr.

Sie engagieren sich deshalb in der von katholischen Frauen ins Leben gerufenen Initiative Maria 2.0?

Ja, ich unterstütze die Bewegung sehr, weil ich dort Menschen finde, die gleich denken wie ich. Bei Maria 2.0 engagieren sich Frauen, die schon lange in der katholischen Kirche aktiv sind und denen der Glaube sehr wichtig ist, die sich aber in der jetzigen Form der Kirche nicht wiederfinden. Ich würde gerne Priesterin sein. Das muss ja nicht heißen, dass alles Bisherige über Bord geworfen wird.

Ist der klassische Gottesdienst am Sonntagfrüh ein Auslaufmodell?

Ich glaube, wir brauchen viele verschiedene und neue Formate. Wir haben in St. Michael zum Beispiel festgestellt, dass die Kinderkirche nicht mehr gut besucht ist, da die Eltern nicht parallel in den Gottesdienst gehen. Gottesdienste in Stationen oder Familiengottesdienste kommen hingegen sehr gut an.

Begegnen Ihnen die Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche bei Ihrer Arbeit?

Ja. Ich kenne Menschen, die ihre Kinder deshalb nicht zum Ministrantenunterricht schicken, und auch eine Familie, die mit Blick auf die Skandale aus der Kirche ausgetreten ist. Ich finde es gut, dass die Leute sensibel geworden sind und genau hinschauen. Auch für die Seelsorger ist es manchmal schwierig. Stellen Sie sich vor, Sie müssen im Zeltlager ein Kind trösten, das Heimweh hat. Wie viel Nähe geben Sie in dem Moment?

Leere Kirchen unterm Jahr, volles Haus an Weihnachten. Ärgert Sie das?

Ganz und gar nicht. Ich bin froh, wenn Leben in der Kirche ist. Bei großen Festen wie Erntedank und Weihnachten ist das glücklicherweise so. Dieses Jahr planen wir wieder ein Krippenspiel unter freiem Himmel, auf das ich mich sehr freue.

An diesem Donnerstag, 1. Dezember, gibt es in der Rotary-Suppenstube auf dem Weihnachtsmarkt ab 11.30 Uhr Bratklößchensuppe von Jörg Scherrenbacher. Eine Portion kostet 4 Euro.

Spenden für die Tagespost-Weihnachtsaktion gehen auf das Konto der evangelischen Kirchenpflege: IBAN DE06 6145 0050 0440 0010 92, Stichwort „Warme Stube“.

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