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Ein familienfreundlicher Eierlieferant

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Von: Andrea Rohrbach

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Kreistierschau Deutsches Reichshuhn
Kreistierschau Deutsches Reichshuhn © Tom

Die Lokalschau der Bettringer Kleintierzüchter steht am Wochenende ganz im Zeichen der bundesweiten Hauptsonderschau der deutschen Reichshühner.

Schwäbisch Gmünd-Bettringen

Aufgeregtes Krähen schallte am Wochenende aus der Bettringer Uhlandhalle. Die Bettringer Kleintierzüchter hatten nicht nur zur Lokalschau geladen. Der Gmünder Kreisverband der Kleintierzüchter schloss sich mit seiner Kreisschau und Kreisjugendschau an. Zur Krönung der Veranstaltung wurde zudem heuer in Bettringen die bundesweite Hauptsonderschau der Züchter deutscher Reichshühner und Zwergreichshühner ausgerichtet.

Unter 1400 gemeldeten Tieren befanden sich 365 der deutschen Reichshühner. Eine Begrifflichkeit, die erklärt werden muss von einem, der sich auskennt. Manfred Becher aus Oberviechtach züchtet seit 60 Jahren diese Geflügelrasse. Er stellt klar: Der Name Reichshuhn beziehe sich auf das erste Deutsche Reich. Zeitgleich mit der Gründung des ersten Deutschen Reiches habe sich das Land vom Agrarstaat zur Industrienation gewandelt. Die Landwirtschaft wurde zunehmend weniger. Die Bevölkerung musste aber ernährt werden und wurde zur Selbstversorgung aufgerufen. Ein Grund, warum immer mehr Menschen Kaninchen, Gänse, Ziegen und eben auch Hühner hielten.

Das deutsche Reichshuhn eignete sich durch zwei Eigenschaften im Besonderen für die Haltung in Privathaushalten, erklärt Becher. Es stehe für eine überdurchschnittliche Fleischgewinnung. Auch seine Legeleistung sei ganzjährig gesichert. Bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts hätten sich Sondervereine gegründet, die diese Eierlieferanten in den Farbschlägen weiß und schwarz-weiß züchteten. Die Vollendung der Züchtung erreicht um 1920 herum der Schweizer Albert Weiß, der weitere fünf Farbenschläge züchtete. Mit dem Nationalsozialismus seien alle Farben verboten worden, erklärt der Fachmann. Nur die „arischen“ weißen und schwarz-weißen Rassen durften weiter gezüchtet werden. Dadurch seien die anderen Farbenschläge ausgestorben. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands konnten die Kontakte in den Osten verbessert werden und alle sieben Farbenschläge fanden sich in den Züchtungen wieder.

Die Hauptsonderschau finde jedes Jahr in einer anderen Stadt statt und sei einem deutschlandweiten Züchtertreffen gleichzusetzen, erklärt Becher. Was unterscheidet das Reichshuhn von anderen Hühnerrassen? Beachtenswert sei die ganzjährige Legeleistung des an unser Klima angepassten Geflügels, meint der Züchter. Das zahme Verhalten der Tiere mache sie zu „Familienhühnern“, mit denen auch Kinder den richtigen Umgang mit den Tieren und die Herkunft von Nahrungsmitteln erlernen können. Das Zwergreichshuhn sei das gleiche Tier in Kleinformat. Das Problem der Züchter? Übers Internet würden, ohne Hintergrundwissen, die Tiere getauscht, was zur Folge habe, dass die Rassemerkmale „verwässert“ werden. Die Sondervereine haben sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit zu betreiben und die Jungzüchter über die wichtigen Merkmale des Rassegeflügels zu informieren. Becher konnte den Förderpreis seltener Farbenschläge der deutschen Reichshühner in Empfang nehmen.

Sonderschau mit Reichshühnern

Die Bewertung der deutschen Reichshühner wird nur von Sonderrichtern vorgenommen, die selbst diese Rasse züchten. In die Bewertung fließt die Form und die Farbe des Tieres sowie der Stand - die Körperhaltung - mit ein. Die höchste Wertungsnote, das „V“, steht für „Vorzüglich“.⋌ aro

Kreistierschau Deutsches Reichshuhn
Kreistierschau Deutsches Reichshuhn © Tom
Kreistierschau Deutsches Reichshuhn
Kreistierschau Deutsches Reichshuhn © Tom
Kreistierschau Deutsches Reichshuhn
Kreistierschau Deutsches Reichshuhn © Tom

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