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Debatte im Integrationsrat: „Gottseidank in Gmünd keine Stadtteile wie Neukölln“

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Von: Bernd Müller

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Emine Öztürk und Andrzej Sielicki (Zweiter v.l.), die Sprecher des Gmünder Integrationsrats mit Oberbürgermeister Richard Arnold (r.) und dem Integrationsbeauftragten Hermann Gaugele.
Emine Öztürk und Andrzej Sielicki (Zweiter v.l.), die Sprecher des Gmünder Integrationsrats mit Oberbürgermeister Richard Arnold (r.) und dem Integrationsbeauftragten Hermann Gaugele. © Tom

Die Krawalle in Berlin - Mitglieder des Gmünder Integrationsrats setzen das Thema in ihrer Sitzung auf die Tagesordnung.

Schwäbisch Gmünd. „Wir sind Vorbilder. Da stehen wir auch zur Verfügung“, sagte Andrzej Sielicki, einer der Mitglieder im Gmünder Integrationsrat. Was deutlich wurde in der jüngsten Sitzung des Integrationsrats am Dienstagabend: Mit den Frauen und Männern, die in diesem Rat dabei sind, hat Schwäbisch Gmünd einen Pool an Bürgerinnen und Bürgern, die sich ernsthaft und engagiert einbringen in der Stadtgesellschaft.

Erst einmal lesen lernen

Dies muss das Ziel für möglichst alle Einwanderer sein, betonte Oberbürgermeister Richard Arnold. In der Diskussion wurde aber auch klar: Integration bedeutet oft viel Arbeit, Engagement, Ideen.

Richard Arnold berichtete von 13 unbegleiteten jungen Männer, die in den letzten Wochen und Monaten nach Gmünd gekommen sind. „Ich habe die jungen Leute hier empfangen im Rathaus, und wir haben erst einmal besprochen, wie sie lesen lernen“, sagt er. Das sei „noch schwerer als 2015“, weil es jetzt aus Syrien Geflüchtete gebe, die als Kinder nie in der Schule waren.

Was das mit den Silvester-Krawallen zu tun hat? Vieles, so argumentierte etwa Andrzej Sielicki, weil Integration aus seiner Sicht auch Vorbeugung ist. „Wir können als Gesellschaft Einfluss nehmen. Es gibt Gottseidank in Gmünd keine Stadtteile wie Neukölln oder in Paris. Wir müssen in den Stadtteilen auf Durchmischung achten, davon werden dann alle profitieren.“ Und: „Über die Schule kann man viel machen.“

Da widersprach Richard Arnold ein Stück weit: „Man kann nicht dieses Thema im Umgang mit den jungen Menschen delegieren an die staatlichen Stellen, auch nicht an die Schulen, das funktioniert nicht.“ Es brauche den menschlichen Kontakt. „Wir brauchen die Bürgerinnen und Bürger als Paten.“ Das sei anstrengend. „Aber mein Appell an die Bürgerinnen und Bürger ist, dass wir das Patenschaftsprogramm weiterführen.“

Klar machen, was die Regeln sind

„Integration ist keine Einbahnstraße, beide Seiten müssen sich öffnen“, betonte Emine Öztürk. So sieht es auch der Oberbürgermeister: „Angenommen werden kann nur, wer sich an die Regeln hält. Und wir müssen schon klar machen, was sind die Regeln sind.“ Das sei nicht sehr einfach, so Arnold. Junge Männer hätten es schwer, wenn sie aus einer sehr patriarchalischen Gesellschaft stammten, „mit unserer offenen Gesellschaft zurechtzukommen“.

Und zugleich gehöre für die Zuwanderer „das Gefühl dazu, dazuzugehören, sich einzubringen, gebraucht zu werden“. Dieses Gefühl herzustellen, ist das Ziel eines Kurses bei der Technischen Akademie, den deren Geschäftsführer Michael Nanz das Projekt im Integrationsrat vorstellte: „Wir haben einen riesigen Erfolg mit dieser Maßnahme. Es sind 20 Teilnehmer, mit fünf haben wir angefangen.“ Der vom Jobcenter geförderte Lehrgang umfasst neben „Deutsch im Beruf“ Kernqualifikationen in Mathematik, Metallbearbeitung und Elektrotechnik. Es gehe darum, „dass die Leute ganz schnell Selbstwirksamkeit spüren.“ Um solche Selbstwirksamkeit gehe es im Grunde immer: „Es ist immer das gleiche Thema; jede Plattform, die hilft, hat recht.“

63  138 Menschen leben derzeit in Schwäbisch Gmünd


140 verschiedene Herkunftsländer haben Menschen in Gmünd


41 Prozent der Gmünderinnen und Gmünder haben einen Migrationshintergrund

20 Prozent der hier lebenden Menschen haben eine ausländischen Pass


Aus Russland stammen 4666 Gmünderinnen und Gmünder


Aus der Türkei sind es 4624 Menschen 

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