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Die Erdbebenhilfe braucht einen „langen Atem“

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Von: Michael Länge

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Aleviten und Bilal Dincel erhalten viele Spenden. Vorübergehend Annahmestopp.

Schwäbisch Gmünd. Süheyla Torun ist verzweifelt. Die Gmünderin ist in Antakya geboren, ein Teil ihrer Familie und Freunde lebt dort. „Die Menschen haben nichts, sie hatten nur den Schlafanzug an, als sie während des Erdbebens das Haus verlassen haben“, sagt sie und bittet die Bürger in und um Gmünd, die Menschen im Erdbebengebiet in der Türkei und in Syrien nicht zu vergessen. Drei ihrer Cousinen werden vermisst, vermutlich sind sie verschüttet worden. Die Tochter einer Cousine ist aus den USA gekommen, um nach ihrer Mutter zu suchen. Antakya, sagen Toruns Freunde am Telefon, gibt's nicht mehr.

In solcher Not muss Hilfe koordiniert werden. Die Bereitschaft zu helfen ist groß. Mehr als 30 Kubikmeter Material hat die Alevitische Gemeinde im Wiesenthaler Weg 2 in der Oststadt bekommen, sagt Sprecher Akin Cakir. Das sind insbesondere Kleidung, Hygieneartikel, Babynahrung, Windeln und Verbandszeug. Aktuell nimmt die Alevitische Gemeinde keine Sachspenden mehr an. Denn es werde nach Möglichkeiten gesucht, die Sachen in das Erdbebengebiet zu bringen. Etwa 13 Millionen Menschen leben in der Region. Eine Million Menschen sei obdachlos, sagt Cakir.

Ähnlich ist die Situation beim früheren SPD-Stadtrat Bilal Dincel. Einen Lastwagen voller Hilfsgüter hat er auf den Weg gebracht, eine zweite Ladung steht noch hier in Gmünd. „Wir überlegen, woher wir einen Lastwagen bekommen“, sagt Dincel, der auch darum bittet, momentan ganz von Sachspenden abzusehen und stattdessen Geld zu spenden. In 14 Tagen, meint er, werde ein zweiter Spendenaufruf folgen, wenn klar ist, welche Dinge dann gebraucht werden und wie sie schnell ins Erdbebengebiet kommen. Denn Dincel geht davon aus, dass die Menschen im Erdbebengebiet mindestens ein bis zwei Jahre mit den Folgen dieser Katastrophe zu tun haben. Und dass Hilfe langfristig nötig ist.

Die Sachspenden auf den Weg zu bringen, darum kümmert sich auch Gmünds Bürgermeister Christian Baron. Er war am Donnerstagabend im Alevitischen Kulturzentrum. Der Schrecken sitze tief, und die Ohnmacht sei groß. Gleichzeitig ist Baron „beeindruckt von der Hilfsbereitschaft“. Die in Gmünd gesammelten Spenden werden über die Erdbebenhilfe der Stadt Aalen, Antakyas Partnerstadt, ins Erdbebengebiet gebracht. Allerdings ist auch in Aalen das Spendenaufkommen riesig. Es brauche deshalb ein System, das zu ordnen und zu koordinieren, sagt Baron. Aktuell bittet er, keine Sachspenden mehr abzugeben. Alles, was Bilal Dincel und die Aleviten bislang gesammelt hätten, werde nach Aalen gebracht. 200 Helfer würden sich dort darum kümmern, dass die Sachen sortiert in zehn 40-Tonnern nach Antakya gebracht werden. Ein erster Lastwagen sei dort schon angekommen, sagt Baron. Auch Gmünds Bürgermeister sagt: Wer jetzt spenden will, soll Geld spenden. Würden weitere Sachspenden benötigt, werde es einen weiteren Spendenaufruf geben. Davon geht Christian Baron aus, denn der Bürgermeister weiß: „Diese Hilfe braucht einen langen Atem.“ Michael Länge

Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien können auf das Spendenkonto des DRK Gmünd überwiesen werden: IBAN 74 61490150 1023 222 000, BIC: GENODES1AAV, bei der VR-Bank Ostalb eG.

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