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„Die Hälfte vom Kuchen anstatt der Krümel“

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Von: Cornelia Villani

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Neujahrsempfang für Frauen
Neujahrsempfang für Frauen © Tom

Rund 300 Zuhörerinnen und fünf Rednerinnen beim Neujahrsempfang für Frauen in Gmünd.

Schwäbisch Gmünd. Stark müssten die Anwesenden jetzt sein, sagte Elke Heer, denn Lisz Hirn sei krank. Ganz kurzfristig habe die Referentin für den Neujahrsempfang für Frauen abgesagt, ergänzt die städtische Frauenbeauftragte. „Doch wir haben fünf Retterinnen: Ingrid Hofmann, Carina Deutscher, Anna Klamann, Ricarda Lang und Karin Stroh.“ Spontan hätten sich diese Gäste zu Referentinnen gewandelt. „So etwas klappt, weil wir ein gutes frauenpolitisches Netzwerk haben“, lobte Elke Heer unter viel Beifall aus dem voll besetzten Saal.

Unter den gut 300 Anwesenden sah man eine Handvoll Männer. Einer davon war Julius Mihm. Der Baubürgermeister verwies darauf, dass eine Stadtgemeinschaft von Einigkeit lebt. „Diese Veranstaltung und viele Aktivitäten zeigen, dass das auch hier zutrifft.“ Mihm ging außerdem auf das Thema des Empfangs ein. Die Autorin Lisz Hirn hatte es vorgegeben: „Wer braucht Superhelden. Was wirklich nötig ist, die Welt zu retten.“

Die „Superhelden-Moves“ in der Gmünder Stadtentwicklung wollte der Bürgermeister vorstellen und sprach von nötigen Projekten wie der Landesgartenschau 2014, um Dinge ins Rollen zu bringen. Als Mihm die Klimawende ansprach und das Thema Heizungsanlagen nannte, regte sich Ungeduld im Publikum. Man wolle jetzt die fünf Referentinnen hören, sagte eine Frau wiederholt und bekam Applaus. Mihm brach seine Rede daraufhin ab und nahm wieder Platz.

Anschließend sprachen die fünf „Retterinnen“ über Superhelden, jede auf ihre eigene Art interessant und unterhaltsam. Besondere Aufmerksamkeit bekam Ricarda Lang. Als Vierte im Bunde drang die Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/ Die Grünen und Bundestagsabgeordnete für Gmünd auf Einigkeit unter Frauen: „Hört auf, andere Mädchen und Frauen als Konkurrenten zu sehen“, würde die 29-Jährige Teenagern raten wollen. Das komme so oft vor, weil Frauen meist um ihr ohnehin kleines Stück vom Kuchen kämpfen. „Aber wir müssen uns nicht um die paar Krümel kloppen“, rief Lang, „wenn wir zusammenstehen, können wir die Hälfte vom Kuchen bekommen“. Dafür erhielt sie lauten Beifall. Ebenso für ihre Erzählung, dass ihre Mutter ihre Superheldin sei. Alleinerziehend habe diese in einem Frauenhaus in Filderstadt gearbeitet. „Ein Leben ohne Gewalt ist unser gutes Recht, dafür sollten wir nicht betteln müssen.“

Sie selbst erhalte Morddrohungen und müsse auch hier in Gmünd von der Polizei geschützt werden, sagte Ricarda Lang. Proteste gab es zwar am Sonntag keine. „Aber wir sollten uns niemals daran gewöhnen, dass Menschenverachtung Realität ist.“

Ingrid Hofmann berichtete in ihrer Rede, dass acht von zehn Frauen nach eigener Aussage kein Interesse an Politik hätten. Es gebe aber so viele unbeantwortete Fragen, gerade heutzutage: „Wollen wir uns wirklich aus diesen Diskussionen heraushalten?“ Nein, denn wer sich als unpolitisch bezeichne, nehme einfach hin, was passiert. Doch für die Errungenschaften in einer Demokratie gelte es immer wieder zu kämpfen, sagte die Leiterin der Gmünder Volkshochschule. „Ich bin überzeugt, wir können unsere riesigen Probleme lösen, wenn wir gut informierte Bürgerinnen und Bürger haben, die ihren Verstand einsetzen und sich einmischen.“

„Das Hirn einsetzen“

Anna Klamann vom Gmünder Kulturbüro stellte in einer Präsentation vor, wie wichtig Frauen in Friedensverhandlungen sind. Beispiele in Kolumbien, im Sudan oder in Nordirland würden zeigen, dass Vereinbarungen länger hielten, wenn Frauen daran aktiv mitwirken. Und Carina Deutscher sprach als Musikerin und Alten- und Pflegefachkraft ungeschliffen darüber, dass die Armut bekämpft werden müsse, um Probleme auf der Welt zu lösen. Außerdem müsste Arbeit viel mehr Wertschätzung erhalten, nicht nur in der Pflege. Karin Stroh plädierte dafür, dass gerade Frauen „ihr Hirn einsetzen“ sollten, auch wenn Männer das oft für sie übernehmen wollten. Nur kollektives Nachdenken führe zu Lösungen für die komplexen Probleme dieser Welt.

Nicht nur verbal, auch musikalisch wurden die Anwesenden gut unterhalten: Carina Deutscher sang weltbekannte Hits, begleitet von Barbara Gräsle an der Gitarre. ⋌Cornelia Villani

Neujahrsempfang für Frauen
Neujahrsempfang für Frauen © Tom
Neujahrsempfang für Frauen
Neujahrsempfang für Frauen © Tom
Neujahrsempfang für Frauen
Neujahrsempfang für Frauen © Tom
Neujahrsempfang für Frauen
Neujahrsempfang für Frauen © Tom
Neujahrsempfang für Frauen
Neujahrsempfang für Frauen © Tom

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