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Gmünds grüne To-do-Liste: Parkplätze auflösen, Bäume pflanzen und eine Wasserfläche

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Von: Bernd Müller

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Kompromisslösung für den Marktplatz? So könnte die Wasserspielfläche aussehen, im Hintergrund der Vorschlag für einen von Bäumen überdachten Wartebereich für Buspassagiere. Grafik: Stadt Gmünd
Kompromisslösung für den Marktplatz? So könnte die Wasserspielfläche aussehen, im Hintergrund der Vorschlag für einen von Bäumen überdachten Wartebereich für Buspassagiere. Grafik: Stadt Gmünd © Stadt Schwäbisch Gmünd

Dreizehn verschiedene Straßen und Plätze in der Innenstadt, ein langfristiger Plan für mehr Grün und kühle Orte im Sommer: das Konzept zur „Grünen Urbanität“ in Schwäbisch Gmünd.

Schwäbisch Gmünd. Es ist ein Plan für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre: das Konzept „Grüne Urbanität“. Darin viele Ideen, wie Gmünds Innenstadt grüner und damit trotz Klimawandel auch im Sommer ein lebenswerter Ort bleiben kann: durch mehr Bäume, begrünte Fassaden, revitalisierte Gärten, dazu mehr Wasser als Element der Stadtgestaltung. Was das an 13 verschiedene Plätzen und Straßen aussehen kann, war Thema im Bauausschuss des Gemeinderats.

Dass Gmünd grüner werden soll, ist Konsens: „Ich glaube, dass 90 bis 95 Prozent dessen, was vorgeschlagen wird, völlig unstrittig ist“, sagt Dr. Christof Morawitz, der als HGV-Vorsitzender sprach. Umstritten ist vor allem, wie auf dem Marktplatz und Johannisplatz der Zielkonflikt zwischen mehr Grün und freie Fläche für Veranstaltungen gelöst werden soll (GT vom 2.  Februar). Ein Überblick.

Bäume und mehr: Die wirkungsvollste Methode, um eine Stadt grüner und damit kühler zu machen, sind Bäume. Das sagt der Stuttgarter Landschaftsarchitekt Jochen Köber, er hat das Konzept für Gmünd erarbeitet. „Grün an der Fassade und auf dem Dach kann nicht kompensieren, was ein Baum leistet.“ Deshalb gelte es, sich „darauf zu konzentrieren“. Für sehr enge Gassen oder auf Plätzen, die frei bleiben sollen, schlägt Köber andere Methoden vor: auf dem Münsterplatz grüne Fugen, die das Pflaster durchziehen. Und in der Kapellgasse „vertikales Grüne“, das an Drahtgestellen oder Fassaden in die Höhe wächst.

Erstes Projekt Katharinenstraße: Die Katharinenstraße soll nach dem Plan als erstes angepackt werden. „Wir beginnen erste Parkplätze aufzulösen und Bäume zu pflanzen“, so Köber. Ziel sei es, „das Grün in Verlängerung der Schwerzerallee in die Stadt zu tragen“. Der Planer skizziert zwei Möglichkeiten: Eine, bei der die Straße neue Bäume bekommt, aber zweispurig bleibt – und eine Lösung mit noch mehr Platz für Bepflanzung: „Man würde aus der Straße eine Einbahnstraße machen und kann dann einen sehr großen Bereich begrünen.“

Tabuzonen Johannisplatz und Münsterplatz? „Auf dem Johannisplatz hat es vier Baumstandorte gegeben; wir hatten eigentlich vor, diese Baumstandorte wiederzubeleben“, sagt Landschaftsarchitekt Köber. Doch Oberbürgermeister Richard Arnold, Bürgermeister Julius Mihm und Touristik- und Marketingchef Markus Herrmann haben sich klar positioniert, was Johannisplatz und auch Münsterplatz angeht, das wurde in der Sitzung deutlich: beide Orte sind für sie essenziell als Veranstaltungsorte. Auf dem Johannisplatz sind die Bäume einst für die Staufersaga geopfert worden, deren große Bühne dort nach wie vor Priorität haben soll. „Es ist ein Ringen um eine sachgerechte Funktionalität, wo man eine Lösung finden muss“, sagt Mihm.

Wasserfläche für den Marktplatz: Eine Wasserspielfläche schlägt Planer Köber am unteren Marktplatz im Anschluss ans Kriegerdenkmal vor – und erntete Zustimmung im Bauausschuss. Stadträtin Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen) erinnerte an solche Plätze in den Partnerstädten Barnsley, Antibes und Székesfehérvár, das sei „die Attraktion für Kinder und Familien“. Auch Johannes Barth von Pro Gmünd sieht’s positiv: „So ein Wasserspielplatz ist ein Zugpferd in einer Stadt.“

Handel und Verkehr: Ja zum Grün, aber auch zu guten Verkehrswegen für Autofahrer: Die Position vertritt Andreas Schoell vom Handels- und Gewerbeverein. „Uns ist die Aufenthaltsqualität in der Stadt wichtig, aber wir brauchen Frequenz in der Stadt, also auch den Zugang zur Stadt.“ Händler und Gastronomen lebten auch davon, „dass die ganzen Veranstaltungen nach wie vor stattfinden“. Gute Verkehrswege seien essenziell: „Es geht nicht nur darum, eine Zufahrt zum Parkhaus zu gewährleisten, sondern es für den Kunden einfach zu machen.“ Über 90 Prozent seiner Kunden kämen ohne ÖPNV. Schoell: „Wir können den Kunden nicht erziehen, der geht sonst in Richtung grüne Wiese.“

Die Finanzierung: Für die grüne To-do-Liste sieht Baubürgermeister Julius Mihm einen Zeithorizont von zehn bis fünfzehn Jahren. Die Umsetzung wird je nach Haushaltslage und politischem Willen im Gemeinderat kommen. Für die Start-Finanzierung sorgen Fördergelder: Von den insgesamt 3,3 Millionen Euro des Programms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“, die in diesem und im nächsten Jahr investiert werden können, sind 1,1 Millionen Euro für die „Grüne Urbanität“ vorgesehen.

Das Konzept: Wo und wie in Gmünd neues Grün entstehen könnte

Katharinenstraße: Parkplätze zugunsten von Bäumen auflösen

Münsterplatz: „Grüne Fugen“ im Pflaster, analog zum Friedhof, der sich im Mittelalter L-förmig vor dem Hauptportal und der Südseite der Kirche ausgedehnt hat

Johannisplatz: Mobile Bäume? Planer Jochen Köber hält die Wiederbelebung der vier früheren Baumstandorte im Grundsatz für eine gute Idee. Aber: „Es gibt die Bühne der Staufersaga, und das gibt einen Konflikt, den müssen wir diskutieren“, so Köber.

Marktplatz: Veränderung am unteren Marktplatz: Fläche mit Wasserfontänen, vor allem für Kinder, im Bereich des heutigen Buswartehäuschens eine von Grün überdacht Ruhezone, insgesamt sieben Bäume. Gestrichen aus dem Plan: die mittige Baumreihe mit 15 Bäumen.

Schmiedgassen: Ein Ort zum Wohnen, mit weniger Parkflächen, stattdessen Vorgärten und Bäume. Am Schmiedturm geplant: „ein kleines Zauberwäldchen“.

Aalenerstraße/Tunneleingang: mehr Bäume, etwa an der Herrgottsruhkapelle

Marktgäßle: ein Einzelbaum

Paradiesstraße: neue Bäume und Anlage von „grünen Streifen“

Schillerstraße: Bäume statt Parkflächen, Schaffung von „Verweilorten“

Lorcher Straße: Schaffung einer Allee als Stadteingang

Kapellgasse: Weil kein Platz für Bäume ist, „Vertikales Grün“, das an Fassaden oder Drahtgestellen wächst

Turniergraben: Aufwertung von verschiedenen Gartenräumen, besonders rund um den Augustiner

Bocksgasse/Augustinerstraße: Einzelbäume an der Einmündung von Querstraßen ⋌mü

Das neue grüne Buswartehäuschen.
Das neue grüne Buswartehäuschen. © Stadt Schwäbisch Gmünd

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