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Klare Mehrheit: „Franz-Konrad-Straße“ soll bleiben

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Von: Bernd Müller

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Soll es weg? Straßenschild in der Franz-Konrad-Straße auf dem Rehnenhof.
Soll es weg? Straßenschild in der Franz-Konrad-Straße auf dem Rehnenhof. © Tom

Soll die Franz-Konrad-Straße umbenannt werden? Lange Diskussion im Ortschaftsrat Rehnenhof/Wetzgau - und klares Abstimmungsergebnis.

Schwäbisch Gmünd. Der Ortschaftsrat Rehnenhof/Wetzgau hat sich mit großer Mehrheit für die Beibehaltung des Straßennamens „Franz-Konrad-Straße“ ausgesprochen. Zuvor hatten die Räte eineinhalb Stunden diskutiert. Franz Konrad war während der nationalsozialistischen Diktatur von 1934 bis 1945 in Gmünd Oberbürgermeister gewesen. Die Fraktionen von SPD und Linke im Gmünder Gemeinderat haben beantragt, die Straße umzubenennen.

Die Ortschaftsräte wollten zu der Frage gehört werden: „Der Punkt war schon auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Aber es war uns wichtig, dass es im Ortschaftsrat diskutiert wird, weil die Straße schließlich komplett in unserem Ortsteil verläuft“, sagte Ortsvorsteher Johannes Weiß.

323 Bewohner gibt es in der Franz-Konrad-Straße, die diesen Namen seit 1963 trägt. Damals hatte der Gmünder Gemeinderat einstimmig beschlossen, die Straße nach dem ehemaligen Oberbürgermeister zu benennen, der nach dem Krieg von 1952 bis 1954 ein zweites Mal im Amt gewesen war - diesmal von den Gmündern in freier Wahl bestimmt (1934 war er ohne Wahl ins Amt eingesetzt worden). Mit dem Straßennamen sollte Konrad als „Planer der Rehnenhofsiedlung“ gewürdigt werden.

Wie seine Fraktion ihre Forderung begründet, das erläuterte SPD-Stadtrat Uwe Beck vor dem Gremium. „Wir meinen, die Entscheidung von 1963 gehört aufgehoben, weil damals nichts problematisiert wurde.“ Dass Franz Konrad „kein Mörder“ war, habe der Historiker Frederik Bacher festgestellt. „Aber er war ein wichtiges Element eines mörderischen Regimes“, so Uwe Beck.

2015 war schon einmal im Gemeinderat über den Straßennamen diskutiert worden. Damals war der Beschluss: Der Name bleibt, aber es wird in der Straße eine Informations- und Erinnerungsstele aufgestellt, die Konrads zwiespältige Rolle erläutert.

Das hält Baubürgermeister Julius Mihm nach wie vor für eine gute Lösung: „Wir meinen, dass es besser ist, das Thema, diese Ambivalenz sichtbar zu halten.“ Dieser Straßenname sei wie ein „historisches Monument“, das in die Gegenwart hineinragt, so sieht das Mihm. „Und wenn man damit kritisch umgeht, dann ist es ein gebrochenes Monument.“

Für Uwe Beck ist dieser Ansatz nicht überzeugend: „Wir meinen, es braucht keine Ehrung mit einem Straßennamen, um sich zu erinnern, um kritisch aufzuarbeiten.“ Und: „Wenn man einen Menschen ehrt und mit einer Tafel erklären will, warum man ihn nicht ehren will, wird es grotesk.“

Eine große Mehrheit der Ortschaftsrätinnen und -räte argumentierte auf der Linie von Julius Mihm: „Die Stele würde mir fehlen, sie ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit unserer Geschichte“, sagte Ute Schütte. Zudem müsse man „jedes Verhalten immer mit Kontext der Geschichte“ sehen, auch das von Franz Konrad. Schütte: „Konrad war ein guter Verwaltungsmensch, er hat viel Gutes für die Stadt und die Menschen getan.“

Ein Aspekt der Diskussion waren die möglichen Folgen einer Umbenennung für die Bewohner, die ihre Adresse ändern müssten. „Wir als Ortschaftsräte werden gewählt, um die Interessen der Bürger zu vertreten“, sagte Johannes Weiß und verwies auf die Umfrage, die die CDU-Fraktion unter Bewohnern der Straße gemacht hatte. Die CDU hatte in den insgesamt 45 Rückmeldungen keine Stimmen für eine Namensänderung verzeichnet. „Würde ich in der Straße wohnen, wäre mir das auch zuwider“, sagte Ortsvorsteher Weiß.

Am Ende sprach sich der Ortschaftsrat mit sechs zu eins Stimmen gegen eine Namensänderung aus. Der Gemeinderat wird voraussichtlich am 21. Dezember endgültig entscheiden.

Viel getan für Gmünd - oder Diener des Regimes?

Franz Konrad ist in seiner Rolle als Gmünder OB eine ambivalente Figur, zu dieser Einschätzung kommen Historiker. Einerseits hat er für seine Stadt besonders durch die Ansiedlung von Firmen viel geleistet. Konrad war kein glühender Nationalsozialist - aber ein zuverlässiger Verwaltungsbeamter, der die Politik des NS-Unrechtsregimes mit umgesetzt hat.

Gedacht zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Namensgeber: Stele in der Franz-Konrad-Straße.
Gedacht zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Namensgeber: Stele in der Franz-Konrad-Straße. © Mayr, Thomas

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