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Plädoyer für einen dritten Arbeitsmarkt

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Von: Michael Länge

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Fachgespräch „Sozialunternehmen und ihr Beitrag für eine solidarische sorgende Kommune“ am Donnerstag im Werkhof Ost in Gmünds Oststadt.
Fachgespräch „Sozialunternehmen und ihr Beitrag für eine solidarische sorgende Kommune“ am Donnerstag im Werkhof Ost in Gmünds Oststadt. © Tom

Was Sozialunternehmen für eine solidarische sorgende Kommune leisten.

Schwäbisch Gmünd. Am Ende hatten sie einen gemeinsamen Nenner: Es braucht einen dritten Arbeitsmarkt, der Langzeitarbeitslosen mit längerfristig geförderten Arbeitsverhältnissen eine Perspektive bietet. Dies ist ein Ergebnis eines Fachgesprächs „Sozialunternehmen und ihr Beitrag für eine solidarische sorgende Kommune“ am Donnerstag im Werkhof Ost in Gmünds Oststadt. Mit dabei waren mehrere Sozialunternehmen, die sich um Langzeitarbeitslose kümmern.

Alle seien mit Herzblut bei der Arbeit, leitete Bernhard Bormann, Bildungsreferent bei der Katholischen Arbeitnehmerbewegung KAB, in das Gespräch ein. „Nahe bei den Menschen“, wollten sie allen Teilhabe ermöglichen, auch „denen, die am Rande stehen“.

Habe man einen Menschen ein Jahr lang begleitet, erfahre man, dass er anfangs gebückt ging, nach einem Jahr jedoch aufrecht, berichtete Karin Stroh vom Werkhof Ost von ihren Erfahrungen. Sie fügte hinzu: „Wir schauen, dass wir unsere Arbeit weitermachen, aber wir wären gerne besser finanziert.“

„Wir wollen keine getrennten Kulturen, sondern eine Mischung, in der Solidarität erfahrbar wird“, sagte Ali Nagelbach von der Arbeitslosenselbsthilfeorganisation a.l.s.o. Die Menschen im dritten Arbeitsmarkt wollten etwas tun. „Sie brauchen eine Arbeit, die ihnen entspricht.“ Sonst säßen sie zuhause und schauten die Decke an, sagte Nagelbach.

Eine „dauerhafte Finanzierung“ sah auch Hans-Peter Mayer von der Aktion Martinusmantel der Diözese Rottenburg-Stuttgart als das Wichtige für einen dritten Arbeitsmarkt. In den Werkhof des Martinusmantels kommen etwa 40 Menschen mit schwierigen Lebensläufen wegen Obdachlosigkeit, Verschuldung, Suchterkrankung oder Straffälligkeit. Im Werkhof haben sie gemeinsame Mahlzeiten. Sie arbeiten handwerklich in der Nachbarschaftshilfe oder in der Landschaftspflege. Diese Tätigkeiten strukturieren ihren Tag. Und sie erfahren Gemeinschaft. Dass sie gebraucht werden. Was ihr Selbstwertgefühl steigert. Diese Beschreibung, wie die Aktion Martinusmantel arbeitet, trifft für alle Sozialunternehmen zu, die bei dem Fachgespräch dabei waren.

Auf ein weiteres Problem wies Helga Frey hin, Geschäftsführerin des JuFuN auf dem Hardt: Einsamkeit sei ein großes Thema, sagte sie. Drei Viertel der Langzeitarbeitslosen seien alleinstehend.

„Solidarität ist das Thema“, sagte Dieter Lehmann, früherer Sozialamtsleiter in Gmünd und Moderator des Gesprächs. Die Gmünder Stadtgesellschaft habe er als „sehr solidarisch“ erlebt. Er nannte die Integration von Langzeitarbeitslosen in die Landesgartenschau oder in die Staufertage als Beispiel.

Eine solche Integration meinte auch Hans-Peter Reuter, Leiter des Amtes für Familie und Soziales, als er davon sprach, dass Gmünd das Fehlen des dritten Arbeitsmarktes durch ehrenamtlichen

Baden-Württemberg lebe vom Ehrenamt, sagte dazu Dr. Hans-Dieter Bolten vom Regionalen Bündnis für Arbeit. Für ihn sei es eine Bedürfnis, dabei zu sein. Dass dieses Bedürfnis nicht alle haben, diese Sicht machte Lehmann deutlich. Das Ehrenamt verändere sich, sagte er. Deshalb müsse es hauptamtlich unterstützt werden.

Was er an diesem Tag im Werkhof Ost erlebt habe, finde man selten, sagte der Mitbegründer der Katholischen Betriebsseelsorge, Paul Schöbel aus Böblingen. Er ermunterte alle beteiligten Sozialunternehmen, so weiter zu machen. Denn „jeder Mensch will sich einbringen.“ Dies sei wichtig für ein gelingendes Leben. Michael Länge

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