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500 Streikende in Gmünd: „Das Problem ist, dass wir alle fertig sind“

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Von: Bernd Müller

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Warnstreik Verdi
Warnstreik Verdi © Tom

Streikende vom Stauferklinikum, aus der Klinik in Ellwangen und von einigen städtischen Betrieben machen auf dem Gmünder Marktplatz lautstark auf ihre Forderungen aufmerksam.

Schwäbisch Gmünd

Gabriel Schuh hat noch fast 50 Jahre Arbeitsleben vor sich, aber er klingt wie einer, der schon genug hat: „Das Problem ist, dass wir alle fertig sind“, sagt der 19 Jahre alte Krankenpflege-Azubi aus der St.-Anna-Virngrund-Klinik Ellwangen. Zusammen mit rund 500 Demonstrierenden, die dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt sind, steht er an diesem Mittwochmorgen auf dem Gmünder Marktplatz. Versammelt sind Beschäftigte vom Stauferklinikum, aus der Ellwanger Klinik und von mehreren städtischen Betrieben: vom Baubetriebsamt, Friedhofsamt und Klärwerk sowie den Stadtwerken und Bäderbetrieben. Zuvor sind sie gemeinsam vom Bahnhof durch die Innenstadt bis zum Oberen Marktplatz gezogen, mit Fahnen, Transparenten, Sprechchören plus Trillerpfeifen-Lärm und Party-Musik aus einem Lautsprecher.

Die Stimmung ist dabei fast ausgelassen, das Anliegen aber ein ernstes: Verdi fordert in der aktuellen Tarifrunde 10,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr. Auszubildende sollen der Forderung nach mindestens 200 Euro mehr erhalten. „Das bisherige Angebot der Arbeitgeber gleicht nicht mal die Inflation aus“, sagt ein Pfleger vom Stauferklinikum. Die Arbeitgeber haben bisher eine Lohnerhöhung von fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen von 2500 Euro angeboten – bei einer Laufzeit von 27 Monaten.

Bei diesem Streik geht es nicht nur um den eigenen Geldbeutel, das betonen viele der Klinik-Mitarbeiter. „Seit zwei Jahren wird versprochen, dass sich etwas verbessert, aber es ist nichts passiert“, sagt der Pfleger. Es sei das Gegenteil passiert. „Die Bedingungen sind schlechter geworden: Es laufen immer mehr Mitarbeiter davon, und es fällt sehr schwer, Nachwuchs zu bekommen in unserem Beruf.

Ein Mitarbeiter von der Mutlanger Palliativstation stimmt zu: „Umfragen unter Leuten, die ausgestiegen sind, laufen immer auf dasselbe hinaus: Viele würden gern zurückkehren – wenn die Bedingungen besser wären.“ Bessere Bezahlung wäre immerhin schon ein Schritt, findet er. Und eine Kollegin sagt: „Wer erwarten einfach Wertschätzung und dass unsere Arbeit gut bezahlt wird, es geht dabei auch um die Patienten-Sicherheit. „Bitte sterben Sie schnell, wir haben keine Zeit“, steht sarkastisch auf einem selbst gemalten Plakat.

Immer wieder Thema unter den Krankenhaus-Mitarbeitern ist der Rückblick auf Corona und den Zuspruch von damals – wobei der Rückblick eher bitter ausfällt. „Helden in den Krisen - jetzt das Konto in den Miesen“, steht auf einem Plakat. Auf dem nächsten: „Genug geklatscht. Lasst Taten folgen!“

Es ist der zweite Streik von Stauferklinikum-Mitarbeitern binnen zwei Wochen. Für die beiden Streiktage Mittwoch und Donnerstag war das komplette reguläre OP-Programm abgesagt worden, lediglich Notfalloperationen konnten durchgeführt werden. „Früher haben viele Beschäftigte gesagt: Wir können doch nicht streiken - wegen der Patienten!“, sagt Ludwig Bertram, der Betriebsratsvorsitzender des DRK in Gmünd, in seiner Ansprache. Aber die Erkenntnis sei doch: „Jetzt ist der Punkt da, wo wir auf die Straße müssen, sonst wird sich nichts ändern.“ Und das hallt dann als Sprechchor durch Gmünd: „Ohne Streik wird sich nichts verändern.“ Das sei einfach dringend notwendig. „Es geht immer nur bergab, das darf nicht so bleiben“, sagt Gabriel Schuh. „Wir sind bei der Arbeit immer an der Grenze – der Akku ist leer.“

Zweiter Streiktag am Donnerstag, 16. März

Auch an diesem Donnerstag werden im Stauferklinikum nur Notfalloperationen durchgeführt. In den Ambulanzen ist voraussichtlich nur sehr eingeschränkter Betrieb möglich. Ab Freitag, 17. März, soll im Stauferklinikum wieder normal gearbeitet werden.

Warnstreik Verdi
Warnstreik Verdi © Tom
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Rund 500 Beschäftigte von Kliniken und städtischen Betrieben zogen vom Bahnhof auf den Gmünder Marktplatz, um mit ihrem Streik auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.
Rund 500 Beschäftigte von Kliniken und städtischen Betrieben zogen vom Bahnhof auf den Gmünder Marktplatz, um mit ihrem Streik auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. © Tom
Warnstreik Verdi
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Warnstreik Verdi © Tom

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