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Auf Kosten der Steuerzahler: Sprayern ständig hinterher putzen

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Von: Julia Müller

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Dominik Breuning (vorne) und Arnulf Moll vom Baubetriebsamt haben gut damit zu tun, Graffitis zu entfernen, hier an der Fußgängerunterführung unter der Buchauffahrt.
Dominik Breuning (vorne) und Arnulf Moll vom Baubetriebsamt haben gut damit zu tun, Graffitis zu entfernen, hier an der Fußgängerunterführung unter der Buchauffahrt. © Tom

Die Stadt und die Stadtwerke betreiben viel Aufwand, um Farbschmierereien zu entfernen. Am Ende geht das auf Kosten der Steuerzahler.

Schwäbisch Gmünd

Hauswände, Trafostationen, Bushaltestellen, Mülleimer … – die Orte, an denen Graffitisprayer sich austoben, sind vielfältig. Wobei in vielen Fällen der Begriff Schmiererei näher liegt als Graffiti. So oder so: Sprayer verschaffen dem Baubetriebsamt damit jede Menge Arbeit. Zwei Mitarbeiter seien das Jahr über an ein bis zwei Tagen die Woche nur damit beschäftigt, die Graffitis zu beseitigen, berichtet Wolfgang Schneider, Abteilungsleiter der Stadtreinigung. Dabei setzen sie ein spezielles Reinigungsmittel ein, von dem sie übers Jahr mehrere Kanister benötigen. Allein das koste einige Tausend Euro jährlich, von den Kosten für die Mitarbeiter ganz zu schweigen.

Doch es sei keine Option, die Farbschmierereien einfach zu lassen. Denn zu einem Graffiti geselle sich schnell ein zweites, weiß Wolfgang Schneider. Und weil Oberbürgermeister Richard Arnold großen Wert aufs Stadtbild lege, seien die Baubetriebsamtsmitarbeiter angehalten, die Schmierereien so bald wie möglich zu entfernen, wenn sie diese entdecken oder von Bürgern gemeldet bekommen. Selbst wenn sie wissen, dass an bei Sprayern beliebten Stellen das nächste Gekritzel nicht lange auf sich warten lässt. An der Buchauffahrt etwa hätten sie neulich gegen 16 Uhr ein Graffiti entfernt, in der Früh um 3 Uhr sei bereits das nächste dran gewesen.

Auf glatten Oberflächen wie Bushaltestellen oder Glasscheiben sei es „die leichteste Übung“, die Schmierereien zu beseitigen. Auch auf Beton oder Holz funktioniere dies ganz gut. Doch bei Hauswänden gelinge es oft nur, das Gekritzel auszubleichen. In diesen Fällen müsse ein neuer Farbanstrich her. An besonders beliebten Stellen wie Lärmschutzwänden habe das Baubetriebsamtsteam eine spezielle Wachsschicht aufgetragen, auf der die Farbe nicht so gut hafte.

Die städtischen Mitarbeiter werden nur an eigenen Gebäuden und Einrichtungen tätig. Die bei Sprayern beliebten Brückenpfeiler der B 29 sauberzuhalten, sei etwa Aufgabe der Straßenmeisterei. Und Mitarbeiter der Gmünder Stadtwerke kümmern sich darum, ihre rund 320 Trafostationen, die Verteilerkästen und die Wasserbehälter sauber zu halten, berichtet Stefan Greiner, stellvertretender Stadtwerkesprecher. Das sei „ein großer Aufwand, der mit entsprechenden Kosten verbunden ist“. Das wissen auch Eigentümer von Häusern, auf deren Wänden sich Sprayer ausgetobt haben. Benjamin Braun vom städtischen Amt für Stadtentwicklung bittet sie dann, die Schmiererei zu entfernen oder die Stadt mit der Entfernung zu beauftragen. Auf eigene Kosten. Dochdas könne je nach Größe der Schmiererei und der Art des Untergrunds in die Tausende Euro gehen.

„Die gezielten Schmierereien sind kein Kavaliersdelikt“, betont Stefan Greiner und ruft auf: „Sollten Hinweise zu den Tätern vorliegen, bitten wir um eine Meldung an die örtliche Polizeibehörde beziehungsweise an die Stadtwerke direkt.“ Denn falls die Polizei die Verursacher nicht ermitteln könne, trage letztlich häufig die Allgemeinheit die Kosten für die Reinigung.

Um die Chancen auf Aufklärung zu erhöhen, empfiehlt Polizeisprecher Bernd Märkle, Sachbeschädigungen dieser Art so schnell wie möglich bei der Polizei anzuzeigen. Denn bei einem zeitnahen Zeugenaufruf sei die Wahrscheinlichkeit größer, dass sich jemand an Auffälliges erinnert. Wenn die Polizei Täter ermittle, die ihre Signaturen, sogenannte Tags, hinterlassen haben, können ihnen unter Umständen mehrere Sachbeschädigungen zur Last gelegt werden, sagt Bernd Märkle.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, dass Reinigungskräfte Sprayern hinterher putzen und Polizisten diese suchen müssen, prüfen die Stadtwerke derzeit Möglichkeiten zur Vorbeugung gegen Graffitis. Dabei reichen die Überlegungen von Videoüberwachung über eine Bepflanzung bis zum Anbringen eigener Graffitis im Sinne von Kunstwerken, berichtet Stefan Greiner. An einzelnen Stationen wie etwa auf einem Parkplatz in der Lorcher Straße oder hinter dem Bahnhof haben die Stadtwerke bereits künstlerisch gestaltete Trafos.

Aufruf: Die Stadtwerke fordern Künstler auf, sich zu melden, um weitere Stationen künstlerisch zu gestalten: per E-Mail an vertrieb@stwgd.de oder unter Telefon (07171) 603 8222.

Die Täter werden selten geschnappt

Wie viele Fälle von Farbschmierereien und Graffitis bei der Polizei angezeigt werden, schwankt von Jahr zu Jahr. 2021 waren es im Ostalbkreis 216, berichtet Polizeisprecher Bernd Märkle aus der Statistik. In 6,5 Prozent der Fälle konnte die Polizei die Täter ermitteln. Im Gmünder Raum waren es 2021 52 Fälle, die alle nicht aufgeklärt wurden. 2020 waren es 155 angezeigte Fälle, in 5,2 Prozent der Fälle fand die Polizei die Täter. 2019 lag die Aufklärungsquote bei 93 Fällen bei null. Das zeige, wie schwierig es sei, die Täter zu ermitteln. Vor allem, wenn die Taten erst später angezeigt werden. 

Dominik Breuning (vorne) und Arnulf Moll vom Baubetriebsamt haben gut damit zu tun, Graffitis zu entfernen, hier an der Fußgängerunterführung unter der Buchauffahrt.
Dominik Breuning (vorne) und Arnulf Moll vom Baubetriebsamt haben gut damit zu tun, Graffitis zu entfernen, hier an der Fußgängerunterführung unter der Buchauffahrt. © Tom
Dominik Breuning (vorne) und Arnulf Moll vom Baubetriebsamt haben gut damit zu tun, Graffitis zu entfernen, hier an der Fußgängerunterführung unter der Buchauffahrt.
Dominik Breuning (vorne) und Arnulf Moll vom Baubetriebsamt haben gut damit zu tun, Graffitis zu entfernen, hier an der Fußgängerunterführung unter der Buchauffahrt. © Tom
Schmierereien am Spielplatz in den Seeanlagen in Hussenhofen.
Schmierereien am Spielplatz in den Seeanlagen in Hussenhofen. © Müller, Julia
An der Fußgänger-Bahn-Unterführung in Hussenhofen haben Schüler die Wände gestaltet, doch auch diese Kunstwerke wurden wieder besudelt.
An der Fußgänger-Bahn-Unterführung in Hussenhofen haben Schüler die Wände gestaltet, doch auch diese Kunstwerke wurden wieder besudelt. © Müller, Julia
Mülleimer sind beliebtes Zie lvon Sprayern.
Mülleimer sind beliebtes Zie lvon Sprayern. © Müller, Julia
Arnulf Moll vom Baubetriebsamt entfernt Graffitis an der Fußgängerunterführung unter der Buchauffahrt.
Arnulf Moll vom Baubetriebsamt entfernt Graffitis an der Fußgängerunterführung unter der Buchauffahrt. © Tom

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