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Bauprojekt im Taubental: „Man müsste eher rückbauen“ - oder „Planung mit Augenmaß“?

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Von: Bernd Müller

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Bisher Bäume, bald Wohnungen? Links der Eichenweg, der Privatweg führt auf das Grundstück, auf dem gebaut werden soll.
Bisher Bäume, bald Wohnungen? Links der Eichenweg, der Privatweg führt auf das Grundstück, auf dem gebaut werden soll. © Tom

Frischluftschneise, Erholungsgebiet, Hochwasserbereich – aber auch sehr attraktiver Baugrund in Stadtnähe: Im Taubental sollen weitere Wohnungen entstehen.

Schwäbisch Gmünd

Verträgt das Taubental weitere Neubauten? Eine Gruppe von Investoren bejaht die Frage für sich und will am Hang beim Eichenweg insgesamt zehn Wohneinheiten bauen. Anwohner und Naturschützer sehen das anders. „Das Mindeste für dieses Tal ist ein Stop“, sagt Armin Dammenmiller, Kreisvorsitzender des Naturschutzbunds NABU.

Für die Stadt Gmünd, der eine Bauvoranfrage vorliegt, geht es eher ums „Wie“ als um ein „Ob überhaupt“. „Wir haben Wohnraumknappheit. Aber es ist ein sensibler Bereich, deshalb ist hier Augenmaß gefordert und eine vernünftige Lösung“, sagt Gerhard Hackner, der Leiter des Amts für Stadtentwicklung. Eine solche Lösung werde in „Abstimmungsgesprächen“ gesucht. Und: „Im Rahmen der Nachbaranhörung sind entsprechende Einwendungen eingegangen“, so Hackner.

Einer der Anwohner im Eichenweg ist Michael Köhler, der das geplante Projekt keines mit Augenmaß findet. Das geplante neue Mehrfamilienhaus soll auf einem Privatgelände an der östlichen Talseite entstehen. In dem Neubau sollen sechs Wohnungen entstehen, ein bestehendes großes Einfamilienhaus soll saniert und darin vier Wohnungen untergebracht werden. Als Anwohner kennt Köhler die Pläne der Investoren und das parkartige Gelände, in dem gebaut werden soll. Er sorgt sich um den Verlust von Natur. „Da müssen mindestens zehn große Bäume gefällt werden“, sagt er. Zudem passe die Planung von den Dimensionen her nicht in die umliegende Bestandsbebauung. „Es gibt im ganzen Hang kein einziges Sechsfamilienhaus.“

„Eher Rückbauen als Neues“

Armin Dammenmiller stimmt dem Begriff „sensibler Bereich“ voll zu, aber er zieht andere Schlüsse daraus als Stadtplaner Hackner. „Man müsste eher rückbauen als etwas Neues bauen“, sagt der Naturschützer und nennt drei Hauptargumente für den Erhalt von Natur im Taubental: die Bedeutung als Frischluftschneise, den Hochwasserschutz und die Erholungsfunktion. „Das Thema Hochwasser ist nicht ausgestanden“, betont Dammenmiller. Und das entstehe für die Stadt Gmünd nun einmal vor allem im Taubental. „Wenn ich den Boden versiegele durch Bebauung, dann versickert nichts.“ Darum müsste man „eher rückbauen und dem Wasser mehr Platz lassen“, argumentiert der Naturschützer. Außerdem sei das Tal „das einzige stadtnahe, zu Fuß zu erreichende Naherholungsgebiet“. „Das ist ja auch ein positiver Aspekt für die Stadt, das sind Dinge, die einen Wert haben.“

Artenvielfalt hat gelitten

Auch die Artenvielfalt im Taubental habe in den letzten Jahrzehnten merklich gelitten, sagt der Naturschützer. „Die Zivilisation frisst sich immer mehr ins Tal rein.“ Dammenmiller verweist auf das Fortschreiten der Bebauung durch die jüngst geplanten Neubau-Projekte: das Pflegeheim auf dem Schönblick am oberen Talende, die Bebauung rund um die Salvator-Villa am Talausgang.

Was nun im Eichenweg entstehen soll, habe auch nichts mit Wohnraum für die Allgemeinheit zu tun, betont Dammenmiller. „Was da gebaut wird, sind alles keine Sozialwohnungen. Das sind Luxuswohnungen.“ Michael Köhler stimmt dem zu: „Alle Wohnungen haben mehr als 100  Quadratmeter.“

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