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Der Koran im Münster, die Bibel in der Moschee

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Von: Michael Länge

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Eine Koranrezitation gab's vor kurzem zum Friedensgebet im Münster. Dass ein christliches Gebet auch in einer Moschee denkbar ist, sagt der Sprecher der Union der Moscheen in Gmünd, Ibrahim Aslan, im GT-Gespräch. Collage: Pinzke/
Eine Koranrezitation gab's vor kurzem zum Friedensgebet im Münster. Dass ein christliches Gebet auch in einer Moschee denkbar ist, sagt der Sprecher der Union der Moscheen in Gmünd, Ibrahim Aslan, im GT-Gespräch. Collage: Pinzke/ Fotos: Archiv © Tom, jps, imagedb.com – stock.adobe.com

Christliche Kirchen und Union der Moscheen wollen mit dem Interreligiösen Dialog mehr Gemeinschaft schaffen. Weiterentwicklung ist geplant.

Schwäbisch Gmünd

Im ersten Moment war's ungewohnt. Fremd gar. Im zweiten fragte sich der Besucher des Friedensgebetes im Gmünder Münster: Warum nicht? Im dritten kam ihm dieser Gedanke: Vielleicht braucht's das. Dem Fremden begegnen, um das Fremde zu überwinden. So oder so ähnlich könnte es Besuchern des interreligiösen Friedensgebetes vor wenigen Tagen im Gmünder Münster ergangen sein, als der Imam der Ditib-Gemeinde den Koran rezitierte.

„Wenn wir ein interreligiöses Gebet machen wollen, dann müssen wir Muslimen die Koranrezitation ermöglichen“, sagt dazu Dekan Robert Kloker. Wolle man das nicht im Münster haben, müsse man an einen anderen, einen neutralen Ort gehen. Kloker verweist dabei auf Papst Johannes Paul II., der 1986 erstmals zu einem Weltgebetstreffen für den Frieden, einem interreligiösen Treffen von Geistlichen verschiedener Religionen in Assisi geladen hatte. Wenngleich es Unterschiede zwischen den Religionen gebe, „beten wir alle zu einem Gott“, sagt Kloker. Und der Begriff der Barmherzigkeit sei in allen abrahamitischen Religionen wichtig. Die Koranrezitation sehe er als „zutiefst religiöse Handlung“.

Es müsse Gotteshäuser geben, die, welcher Religion auch immer, offen seien für Menschen, sagt Dekanin Ursula Richter. Denn Gotteshäuser „laden ein zum Gebet“. Gleichzeitig kritisiert Richter den Missbrauch der Religionen. Die Unterdrückung der Frauen in Afghanistan oder Iran nennt sie als Beispiele. „Wir gehen da mit gutem Beispiel voran“, sagt die Dekanin zu Koranrezitationen in christlichen Kirchen. Und sie fügt hinzu: „Ich würde mir wünschen, dass es für Christen in muslimischen Ländern auch so viel Freiheit gibt.“ Eine spannende Frage sei auch, sagt Richter, ob ein christliches Gebet auch in einer Gmünder Moschee stattfinden könne.

Darauf hat Ibrahim Aslan, Sprecher der Union der Moscheen, eine klare Antwort: „Natürlich kann ich mir ein solches Friedensgebet in der Moschee vorstellen“, sagt er. Man müsse dabei darauf achten, welcher Inhalt in den Rahmen eines Friedensgebetes hineinpasst. Aber: Für ihn sei der interreligiöse Dialog „das Allerwichtigste“, sagt Aslan, der der Gmünder Ditib-Gemeinde seit zweieinhalb Jahren vorsteht. „Wir müssen den Dialog schaffen, wir müssen die Gemeinschaft schaffen“, sagt der 34-Jährige, der den Vorsitz der Ditib-Gemeinde mit ihren knapp 1000 Mitgliedern „nicht nur für die Moschee, nicht für mich, sondern im Interesse der Gemeinschaft“ übernommen hat. Die Gemeinschaft leitet ihn auch bei seiner ehrenamtlichen Arbeit als Ditib-Vorsitzender. Mit der Volkshochschule und der Technischen Akademie bietet Ditib inzwischen Alphabetisierungskurse an. Mit dem Gmünder DRK Blutspendeaktionen.

Die Bedeutung, die Aslan dem Interreligiösen Dialog beimisst, sehen auch Richter und Kloker. Alle drei wollen ihn nach der Unterbrechung durch Corona verstärkt wieder aufnehmen. „Wir sind weiterhin füreinander offen - auch für kritische Themen“, sagt Richter. „Wir stehen nach Corona wieder in den Startlöchern und sind auch offen für neue Formate“, sagt Kloker.

Die hat die Stadt Gmünd durchaus im Sinn: Der Interreligiöse Dialog ist 2015 aus dem Runden Tisch Integration entstanden. Damals mit dem Ziel, dass sich die Vertreter verschiedener Religionen in der Stadt besser kennen lernen. In den vergangenen Jahren haben die Beteiligten, durch Corona weitgehend unterbrochen, viele Veranstaltungen organisiert. Geht es nach der Stadt, soll sich der Interreligiöse Dialog zunächst zu einem Interreligiösen Forum entwickeln. Dieses soll ein Fachgremium sein, das Fragen der Verwaltung beantworten kann, bei dem sich die Stadt einen Rat holen kann, erläutert Gmünds Integrationsbeauftragter Hermann Gaugele. Und nennt noch einen weiteren Schritt: einen Rat der Religionen, der den Status des seit Jahren in Gmünd existierenden Integrationsrates oder Inklusionsrates hat. Dort tauschen sich Unterstützer der Integration und der Inklusion direkt mit den Stadträten aus.

Wer zum Interreligiösen Dialog gehört

Zum Interreligiösen Dialog gehören: - Alevitisches Kulturzentrum Gmünd e.V.- Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen mit Katholischer Seelsorgeeinheit Gmünd-Mitte, Evangelischer Kirchengemeinde Gmünd, Evangelischer Baptistengemeinde, Evangelisch-methodistischer Kirche Aalen / Gmünd und Koptisch Orthodoxer Kirchengemeinde Schwäbisch Gmünd- DITIB – Türkisch Islamische Gemeinde zu Schwäbisch Gmünd e.V.- Deutsch-Thailändischer Förderverein Stauferland e.V. / Buddhistisches Kloster- Islamisch albanisches Zentrum LÉVIZJA e.V. Schwäbisch Gmünd- Islamisch arabisches Zentrum e.V. Schwäbisch Gmünd- IGBD – Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland – Gemeinde Gmünd e.V._- IGMG – Islamische Gemeinde Milli Görüs e.V. Schwäbisch Gmünd-Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd- Türkisch Islamischer Kulturverein e.V. Schwäbisch Gmünd

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