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Der Passion ein Gesicht gegeben

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Von: Michael Länge

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Nach 220 Jahren zurück, nicht auf dem Münsterplatz, sondern auf dem Schönblick. Dort hat die katholische Tradition der Passionsspiele eine Renaissance erlebt. Die Gmünder Tagespost hat Stimmen eingefangen.
Nach 220 Jahren zurück, nicht auf dem Münsterplatz, sondern auf dem Schönblick. Dort hat die katholische Tradition der Passionsspiele eine Renaissance erlebt. Die Gmünder Tagespost hat Stimmen eingefangen. Foto: Länge © Passionsspiele

Dekane, Oberbürgermeister und Landrat würdigen die Fortsetzung und Wiederaufnahme einer Gmünder Tradition aus dem 18. Jahrhundert und davor.

Schwäbisch Gmünd

Vielleicht ist er der Gast mit der längsten Anreise: Harald Bretschneider, Oberkirchenrat im Ruhestand, kommt am Samstag von Dresden nach Gmünd, um auf dem Schönblick die Passionsspiele zu erleben. Bretschneider ist evangelischer Pfarrer und hatte sich in der früheren DDR in der kirchlichen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsbewegung engagiert. Die Passionsspiele werden an diesem Freitag und Samstag auf dem Schönblick nochmal aufgeführt.

„Höchsten Respekt“ verdiene die Aufführung, sagt der katholische Dekan Robert Kloker. Nach über 200 Jahren sich wieder an den biblischen Stoff der Passion Jesu zu wagen, sei ein „herausforderndes Unterfangen“. Das Passionsspiel sei ein „grandioses Gemeinschaftswerk“ geworden und beeindrucke allein durch das Zusammenwirken so vieler, nicht zuletzt der Engagierten bei der Staufersaga. „Besonders angesprochen hat mich neben der schauspielerischen Leistung der Hauptfiguren auch die wunderschöne und anregende Musik des Orchesters und der Gesangssolisten“ zwischen den einzelnen Szenen, sagt Kloker. Als Theologe tue man sich nicht ganz so leicht, wenn ein Handlungsstrang geboten wird, der aus vier Evangelien zusammengesetzt ist, die unterschiedliche Theologien zur Passion Jesu bieten.

Gmünds evangelische Dekanin Ursula Richter ist „beeindruckt vom großartigen Engagement vieler vor und hinter der Bühne“. Sie lobt das „karge Bühnenbild“ und die Gewänder, die „dem Drama angemessen und frei von Kitsch“ waren. Neben der schauspielerischen Leistung hätten sie Orchester und Sänger beeindruckt, die „in und zwischen den Szenen Raum gaben für eigene Gedanken und Gefühle“. Ein gutes Sitzfleisch habe man allerdings bei etwa vier Stunden reiner Aufführungszeit gebraucht. „Als Christin, Theologin und Pfarrerin habe ich mich viel mit der Passion Jesu befasst“, sagt Richter. Natürlich habe sie ihre Emotionen zu „dieser elementaren Geschichte meines Glaubens“. Eine Inszenierung wirke dann ein Stück weit verfremdend. „Mein Zugang zum Leiden Jesu ist weniger, dass Jesus sich opfert, sondern dass in ihm Gott selbst sich uns in unseren Passionsgeschichten an die Seite stellt und nicht allein lässt, auch nicht in Tod, Schuld und im Abgrund des Weltgeschehens.“ Insgesamt eine „große Leistung und Gesamtkomposition“, die, so hofft Dekanin Richter, Besuchern Anstöße gibt, selbst in den Evangelien die Passionsgeschichte zu lesen und sich auseinanderzusetzen. „Man begegnet darin Gott und der Welt und sich selbst.“

„Großes Lob an die Mitwirkenden, großes Lob an Matthias Ihden, der den Mut hatte, diese fast unlösbare Aufgabe anzupacken“, sagt Gmünds Oberbürgermeister Richards Arnold. Ihden habe der Passion ein Gesicht gegeben. Die Passion aufzuführen, sei richtig, sie gebe Orientierung. Gmünd habe bei den Passionsspielen eine sehr lange Tradition gehabt. Bis die protestantischen Württemberger diese Anfang des 19. Jahrhunderts verboten hätten. Dass nun der altpietistische Schönblick diese „zutiefst katholische Tradition“ wieder wachgeküsst habe, entbehre „nicht einer gewissen Ironie“.

Auch Landrat Dr. Joachim Bläse gratuliert: dem Schönblick zur Aufführung, Matthias Ihden zum Mut, ein solches Stück zu schreiben. Und der Stadt Gmünd, dass sie nach 220 Jahren die Passionsspiele zurück habe. Er hoffe, dass von den Spielen „wichtige Impulse für die christlichen Religionen und die Ökumene ausgehen“. Und „dass wir selbst gerade in der Zeit von Krieg und viel Unsicherheit Hoffnung und Zuversicht aus dem Passionsspiel entnehmen“, sagt der Landrat.

Karten für die Spiele amFreitag und Samstag auf www.schoenblick.de

Nachklapp Passionsspiele
Nachklapp Passionsspiele © Länge, Michael
Nachklapp Passionsspiele
Nachklapp Passionsspiele © Länge, Michael

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