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Die Armut steckt hinter den Fassaden

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Von: Michael Länge

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Welche Perspektive hat Arsen in seinem Leben? Der zehnjährige Junge lebt mit seinen Eltern unter kärglichsten Umständen in einem Dorf in Nordarmenien. Der Vater ist krank. Die Mutter arbeitet als Putzfrau. Für 40 Euro im Monat.
Welche Perspektive hat Arsen in seinem Leben? Der zehnjährige Junge lebt mit seinen Eltern unter kärglichsten Umständen in einem Dorf in Nordarmenien. Der Vater ist krank. Die Mutter arbeitet als Putzfrau. Für 40 Euro im Monat. Foto: Länge © Familie in Nordarmenien

Der Lions Club Limes-Ostalb unterstützt die „Küche der Barmherzigkeit“ mit 2000 Euro. Mitglieder des Lenkungskreises erzählen von ihrem jüngsten Besuch in dem kleinen Land.

Schwäbisch Gmünd

Arsen ist zehn Jahre alt. Der Junge lebt mit seinen Eltern in einem Dorf in Nordarmenien. In der Nähe der kleinen Stadt Berd, nahe an der Grenze zu Aserbaidschan, dem Land, mit dem sich Armenien seit Jahrzehnten in einem Konflikt befindet. Arsen und seine Eltern haben in ihrer Wohnung zwei Zimmer. Die Wände sind feucht. Die Tapete bröckelt. Durchs Dach regnet es. In der Mitte steht ein Öfchen, mit dem das Zimmer beheizt wird. Die Steintreppe, die in die Wohnung in der ersten Etage führt, ist brüchig. Braucht dringend eine Reparatur.

Arsens Vater ist krank, er kann nicht arbeiten. Arsens Mutter arbeitet als Putzfrau, verdient 20 000 Dram im Monat. Das sind, umgerechnet, etwa 40 Euro. Dies bei Lebensmitteln, die teilweise so viel kosten wie in Deutschland. Arsen hat eine leichte Behinderung. Er besucht die „Brücke der Hoffnung“ in Berd. Dies ist ein Tageszentrum für Kinder. Dort verbringt der Junge täglich nach der Schule ein paar Stunden. Die „Brücke der Hoffnung“ wird von sieben sozialen Organisationen getragen, eine davon ist die „Küche der Barmherzigkeit“. Die Kinder, insgesamt 110, kommen aus und um Berd ins Zentrum. Bei der psychologischen, ergotherapeutischen oder logopädischen Betreuung von 27 Kindern hilft die „Küche der Barmherzigkeit“. Die Familien der 27 Kinder erhalten zudem Pakete mit Lebensmitteln, die haltbar sind. Reis, Nudeln, Tee, Kaffee, Zucker, Öl und Schokolade. Alle zwei Monate bekommen sie ein solches Paket. „Ich danke Ihnen, dass Sie uns nicht allein lassen“, sagt Geghanush Grigoryan, die Leiterin der „Brücke der Hoffnung“. Und meint die finanzielle Unterstützung für die Psychologen und Therapeuten sowie die Lebensmittelpakete für die Familien. Fast beschämend ist dies für Besucher aus Deutschland, wie die Mitglieder des Lenkungskreises „Küche der Barmherzigkeit“, sind doch diese Lebensmittelpakete nur Tropfen auf heiße Steine, die das Leid und das Elend nicht beseitigen, sondern nur ein klein wenig lindern können.

20 000 Dram im Monat, das reicht nicht zum Leben, sagt denn auch Arsens Mutter Anush Melikyan. Froh ist sie, dass ihr Junge täglich ein paar Stunden in die „Brücke der Hoffnung“ gehen kann. Dort ist auch Alex. Er ist Autist. Alex lebt bei seiner Mutter Hasmik. Sie ist geschieden. Auch sie arbeitet als Putzfrau. Verdient 25 000 Dram im Monat. Vom Staat Armenien bekommt sie noch 23 000 Dram Beihilfe. Immerhin, ein paar Euro mehr als Arsens Eltern.

Es ist nicht so, dass sich in Armenien in den knapp 30 Jahren, in denen die „Küche der Barmherzigkeit“ inzwischen hilft, nichts getan hat. Wer durch Yerevans Zentrum schlendert, sieht die armenische Hauptstadt auf dem Weg zur europäischen Großstadt. Die Armut hingegen entdeckt, wer aus der Hauptstadt hinausfährt, aufs Land. Und dort in die Wohnungen schaut. Hinter die Fassaden.

Solche Erzählungen berühren auch die Mitglieder des Lions Clubs Limes-Ostalb. Deshalb haben sie dem Lenkungskreis der Armenienhilfe mit Klaus Pavel, Dr. Stefan Scheffold, Christian Baron, Ursula Richter, Robert Kloker und Michael Länge auf dem Weihnachtsmarkt einen Tag lang ihren Stand zur Verfügung gestellt. Dort haben die Mitglieder des Lenkungskreises mit den Lions-Mitgliedern Glühwein verkauft. Der Erlös dieses Tages, etwa 2000 Euro, fließt auf das Konto der Armenienhilfe. „Dies ist ein Projekt aus der Region, das seit fast 30 Jahren Bestand hat“, erklärt Rosi Gallitz, zurzeit Präsidentin des Clubs. Das Interesse an diesem Tag sei am Stand groß gewesen, sagt sie. Und schließt daraus, dass es nicht allein ums Geld geht. Sondern auch ums Gespräch, um Information und um den Austausch.

Spenden für die „Küche der Barmherzigkeit“ können auf dieses Konto der Kreissparkasse Ostalb eingezahlt werden: BIC OASPDE6A

IBAN DE68614500500440752987

Spendenübergabe des Lions Clubs Limes-Ostalb an die Armenienhilfe: (v.l.) Dirk und Rosi Gallitz, Michaele Stütz, Sybille von Schneider, Michael Länge, Gundi Mertens und Klaus Pavel.
Spendenübergabe des Lions Clubs Limes-Ostalb an die Armenienhilfe: (v.l.) Dirk und Rosi Gallitz, Michaele Stütz, Sybille von Schneider, Michael Länge, Gundi Mertens und Klaus Pavel. Foto: Tom © Tom

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