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Ein Aussteiger erzählt von Hass und Gewalt

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Philip Schlaffer an AvH Schwäbisch Gmünd
Philip Schlaffer an AvH Schwäbisch Gmünd © privat

Der Aussteiger Philipp Schlaffer berichtet an der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule von seiner Zeit als im Rotlichtmilieu, als Rocker und Nazi. Und wie er aus der Spirale herauskam.

Schwäbisch Gmünd

Rechtsextremismus, Rockerclub und Rotlichtmilieu: Das sind die Stationen im früheren Leben von Philip Schlaffer. Die Schüler des Beruflichen Gymnasiums der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule wurden gebannt Zeugen und Dialogpartner einer fast unglaublichen Lebensgeschichte, geprägt von rechter Gewalt, Hass und Kriminalität.

Frau Dr. Julia Frank, Programmmanagerin der Reinhold-Maier-Stiftung hatte diesen spannenden Termin ermöglicht und organisiert. Ohne zu beschönigen berichtete Philipp Schlaffer von seinem Leben und den großen Gefahren des Rechtsextremismus. Er erzählte, wie ihn die Außenseiterrolle in die Neonazi-Szene brachte und welche Rolle dabei die Musik in der Szene spielt, deren Sprache und Inhalte ihn prägten und ihn radikalisierten.

In ihm wuchs das Gefühl, als Freiheitskämpfer auftreten zu müssen, gegen die Gesetze, gegen den Rechtsstaat. Ein Mord innerhalb der eigenen Neonazi-Gruppe, lässt ihn diese Szene verlassen, um selbst eine Rockergruppe zu gründen, die nicht weniger gewaltbereit agiert und mit Drogen und Frauen handelt.

Gerne würde er darüber berichten, wie die „Traumfrau“ oder „Walt Disney“ ihn aus der Szene gerettet hätten, aber so war es eben nicht, berichtet Schlaffer. Viele negative Dinge haben ihn zermürbt, ein Mord, Einbrüche der eigenen Kameraden in seiner Wohnung, immer stark zu sein, ging nicht mehr. Sein Körper rebellierte, Migräne und Schlafstörungen plagten ihn. Er verließ die Gruppe und fiel in eine große Depression und bat seine Eltern, zu denen der Kontakt zehn Jahre nicht vorhanden war, um Hilfe. Er sei nicht „ausgestiegen“ im klassischen Sinne, so der sehr direkte und eloquente Schlaffer, „ich habe eine Wandlung vollzogen“. Mit seinem Verein Extremislos e.V. setzt er sich heute aktiv gegen Rassismus und für Demokratie und Toleranz ein.

Ein bunter Alf neben seinem Wehrmachtstattoo

Sein Körper und seine zahlreichen Tattoos zeugen von dem Leben, das er verlassen hat. Die staatsfeindlichen Symbole hat er fast alle bereits mit neuen Tattoos „übermalen“ lassen, diese sind bunt. So prangt jetzt ein großer farbiger Alf neben der Wehrmacht auf seinem Bauch. Heute ist er „Spießer“ und stolz darauf.

Mit Lebensgefährtin, Sohn und zwei Hunden hat er das elterliche Haus umgebaut und führt ein Leben weit weg von Hass, Macht und Gewalt. Schlaffer beantwortete die vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule. So stand die Schuld und die Moral bei den Nachfragen im Zentrum, aber auch die Frage nach den Gruppen und deren Bedeutung in der Radikalisierung. Nie belehrend, nichts entschuldigend, sondern aufklärend und warnend antwortete Schlaffer auf alle gestellten Fragen.

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