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Einige Vereine geben die Altpapiersammlung auf

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Von: Julia Müller

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Die Jugend der Feuerwehr Hussenhofen bei ihrer letzten Altpapiersammlung. Weil es sich nicht mehr lohnt, hat sie die Aktion aufgegeben.
Die Jugend der Feuerwehr Hussenhofen bei ihrer letzten Altpapiersammlung. Weil es sich nicht mehr lohnt, hat sie die Aktion aufgegeben. © Jan-Philipp Strobel

Die Stadtkapelle, die Ministranten von St. Maria, die Feuerwehr Hussenhofen und weitere erklären, warum sich der Aufwand nicht mehr lohnt.

Schwäbisch Gmünd

Alle paar Monate das Altpapier vors Haus stellen und damit die Vereinsjugend unterstützen – dieses Prinzip funktioniert immer weniger. Einige Vereine haben die Aktion bereits aufgegeben.

Die Stadtkapelle hatte im Januar ihre letzte Sammlung in der Weststadt, berichtet der stellvertretende Vorsitzende Achim Abele. Denn „es ist mittlerweile einfach kein Geld mehr damit verdient“. Weil viele ihr Altpapier in die 2007 eingeführte blaue Tonne werfen, bleibe für die Vereinssammlung nicht mehr viel übrig, bei der die Gesellschaft im Ostalbkreis für Abfallbewirtschaftung mbH (GOA) 35 Euro pro Tonne Altpapier bezahle. Im Gegensatz zu früher, da sei der Ertrag immer ordentlich gewesen, der komplett für die Jugendarbeit bestimmt war. Über zusätzliche Veranstaltungen im Musikerheim werde die Stadtkapelle versuchen, die fehlenden Einnahmen zu kompensieren.

Auch die Ministranten der Kirchengemeinde St. Maria kündigen an, nur noch ein einziges Mal in Wetzgau und auf dem Rehnenhof Altpapier zu sammeln: am 25. März. Bei der jüngsten Sammlung seien nach fünf Stunden Arbeit von rund 20 Helfern nur 250 bis 300 Euro hängengeblieben, erklärt Oberministrant Robin Kucher, „da lohnt sich der Aufwand einfach nicht mehr“. Zumal die Fahrzeuge für die Sammlung samt Sprit kostenlos von den Landwirten und Firmen gestellt werden. „Wenn wir die auch noch bezahlen müssten, bliebe nichts mehr übrig“, sagt Oberministrant Alexander Trautmann.

Als die Ministranten die Aufgabe vor etwa fünf Jahren übernommen haben, hätten sie pro Sammlung um die 500 Euro verdient. Damit haben sie Ausflüge finanziert, die der Gemeinschaft gut tun. Wie die Altpapiersammlung selbst. Diese Arbeit schweiße zusammen, sagt der 26-Jährige, der nun vom restlichen Geld einen Ausflug ins Montafon plant.

Neben den Ministranten sammelt der Musikverein Herlikofen in Wetzgau und auf dem Rehnenhof Altpapier. Dieses Jahr stehen dort noch drei Sammlungen an, sagt Vorsitzender Stephan Meinecke. „Wir warten ab, wie die Ausbeute ist“, meint er. Wenn der Ertrag wie bei der jüngsten Sammlung nur bei 200 bis 250 Euro liege, werde der Musikverein die Aktion dort aufgeben und nur noch einmal im Jahr in Herlikofen sammeln. Denn neben den Kosten für die Fahrzeuge müsse der Verein den Helfern ein Vesper spendieren.

Stephan Meinecke macht vor allem die blaue Tonne für den miesen Ertrag verantwortlich: In diesen sammeln die Leute ihr Altpapier und nur die Kartonagen, die dort nicht reinpassen, stellen sie für die Vereine raus. Aber die wiegen nichts, weiß der Vorsitzende, und Altpapier wird nach Gewicht bezahlt.

Doppelt schade

„Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag“, begründet auch Vorsitzender Thomas Schmid, warum der Musikverein Mutlangen die Altpapiersammlung bereits im Frühjahr 2022 nach rund 50 Jahren aufgegeben hat. Zu Zeiten, als es die blaue Tonne noch nicht gegeben habe und die Leute Kataloge und Telefonbücher genutzt haben, sei der Musikverein mit bis zu 13 Traktoren unterwegs gewesen, am Ende mit sieben. Landwirte borgten diese dem Verein kostenlos. Doch angesichts des Dieselpreises könne der Verein ihnen dies nicht länger zumuten. Das sei doppelt schade, denn „jeder hat sich auf die Aktion gefreut, egal, ob es geschneit oder geregnet hat“, erzählt der Vorsitzende. Mit dem Erlös habe der Verein Instrumente für die Jugend und Lehrgänge finanziert.

Die Gemeinde Mutlangen habe leider keinen Nachfolger für die Altpapiersammlung gefunden, sagt die stellvertretende Hauptamtsleiterin Julia Ascher. Daher gebe es keine Vereinsstraßensammlung mehr am Ort. Da ist Hussenhofen besser dran. In dem Gmünder Ortsteil sammeln der Gesang- und Musikverein, die Pfadfinder und der Sportverein. Doch für die Feuerwehr Hussenhofen steht fest, dass sie keine Sammlung mehr organisiert, sagt Kassier Andreas Anklam. Früher sei der Erlös bei 22 bis 23 Tonnen pro Sammlung und 60 bis 70 Euro pro Tonne vierstellig gewesen. Doch durch die Einführung der blauen Tonne habe sich die Papiermenge bei den Sammlungen halbiert. Genau wie der Papierpreis, sagt Andreas Anklam, der den Papiermarkt regelmäßig verfolgt. Die Preise schwankten extrem. Während der Preis pro Tonne bei den Verhandlungen der Feuerwehr mit der GOA im vergangenen Jahr bei um die 100 Euro gelegen habe, sei er danach ins Negative gerutscht. So gesehen haben die Vereine derzeit sogar noch Glück, dass sie mit der GOA einen Fixvertrag haben und 35 Euro pro Tonne bekommen.

Eine feste Einnahme

Genau darauf verweist GOA-Sprecherin Svenja Schnell: „Die GOA bezahlt den Vereinen eine marktpreisunabhängige Vergütung für die Erbringung der Sammelleistung, da sich der Aufwand der Vereine durch Marktpreisveränderungen nicht verändert.“ Somit sei sichergestellt, dass die Vereine mit einer festen Einnahme rechnen können. Ansonsten müsste der Sammelzuschuss bei sinkenden Erlösen, wie dies aktuell der Fall ist, nach unten angepasst werden. Im Gegenzug profitieren die Vereine allerdings auch nicht von Marktpreissteigerungen. Zudem bezahle die GOA einen mengenabhängigen Vesperzuschuss von 2,50 Euro pro Tonne.

Die Jugend der Feuerwehr Hussenhofen bei ihrer letzten Altpapiersammlung. Weil es sich nicht mehr lohnt, hat sie die Aktion aufgegeben.
Die Jugend der Feuerwehr Hussenhofen bei ihrer letzten Altpapiersammlung. Weil es sich nicht mehr lohnt, hat sie die Aktion aufgegeben. © Jan-Philipp Strobel
Die Jugend der Feuerwehr Hussenhofen bei ihrer letzten Altpapiersammlung. Weil es sich nicht mehr lohnt, hat sie die Aktion aufgegeben.
Die Jugend der Feuerwehr Hussenhofen bei ihrer letzten Altpapiersammlung. Weil es sich nicht mehr lohnt, hat sie die Aktion aufgegeben. © Jan-Philipp Strobel
Die Jugend der Feuerwehr Hussenhofen bei ihrer letzten Altpapiersammlung. Weil es sich nicht mehr lohnt, hat sie die Aktion aufgegeben.
Die Jugend der Feuerwehr Hussenhofen bei ihrer letzten Altpapiersammlung. Weil es sich nicht mehr lohnt, hat sie die Aktion aufgegeben. © Jan-Philipp Strobel

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