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Faszinierende Blicke aufs Silber

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Von: Kuno Staudenmaier

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Außergewöhnliche Einblicke ins Silber bietet die Ausstellung „Timeless Silver“, die am Sonntag eröffnet wird. Im Bild (von links) Dr. Monika Boose, Dr. Martin Pozsgai, Patrick Wais (fem), Joachim Haller und Dr. Max Tillmann.
Außergewöhnliche Einblicke ins Silber bietet die Ausstellung „Timeless Silver“, die am Sonntag eröffnet wird. Im Bild (von links) Dr. Monika Boose, Dr. Martin Pozsgai, Patrick Wais (fem), Joachim Haller und Dr. Max Tillmann. Fotos: kust © kust

Das Museum im Prediger zeigt „Timeless Silver“ und spielt dabei bewusst mit den Oberflächen. Dazu ein Wechselspiel mit zeitgenössischer Kunst

Schwäbisch Gmünd

Das Spiel von Licht und Schatten geht weiter. Nicht auf der Bühne des Internationalen Schattentheaterfestivals in Schwäbisch Gmünd, sondern in den Ausstellungsräumen des Museums im Prediger. Dort widmet sich die Ausstellung „Timeless Silver“ vor allem der ausdrucksstarken Oberfläche des Edelmetalls.

„Wir richten das Augenmerk auf die visuellen Eigenschaften des Silbers“, sagt Museumsdirektor Dr. Max Tillmann. Es geht um Licht und Schatten, um Glanz und Spiegelung. Dass die Präsentation dennoch zu einem Gang durch die Geschichte des Silbers wird, ergibt sich aus den Exponaten. Die sind zum großen Teil aus der eigenen Sammlung, dazu kommen Leihgaben aus Gmünder Familien und aus europäischen Museen.

In sechs thematisch gegliederten Kapiteln zeigt das Museum über 80 Meisterwerke der historischen und zeitgenössischen Silberschmiedekunst. „Die Ausstellung untersucht auch die verschiedenen Techniken der Silberschmiedekunst“, sagt Dr. Max Tillmann. Dazu zählen etwa Gießen, Ziselieren, Punzen und Vergolden auch das Gravieren und Ätzen. Besucherinnen und Besucher erfahren beim Rundgang außerdem mehr über die charakteristischen Merkmale der Produktion in den dominierenden kunsthandwerklichen Zentren Mitteleuropas der frühen Neuzeit, etwa Augsburg, Nürnberg, Ulm, London und Paris. Konzipiert und kuratiert haben die Ausstellung Dr. Max Tillmann, Dr. Martin Pozsgai, Joachim Haller und Dr. Monika Boosen, die frühere Museumschefin.

Werk aus dem Münsterschatz

Der erste Blick fällt in der Ausstellung auf ein bedeutendes Werk aus dem Münsterschatz, das Kreuzreliquiar in Form eines Kalvarienbergs. Es wurde Mitte des 15. Jahrhunderts vermutlich in Ulm gefertigt. Als Leihgabe aus Privatbesitz verkörpert nicht zuletzt ein formschöner Öl- und Essigständer - ein sogenannter Huilier - des Gmünder Silberschmieds Moritz Ignaz Emer den Lebensstil der Oberschicht Gmünds in der letzten Epoche der Reichsstadtzeit.

Um das Thema der Oberflächenveredelung und Abformung von Edelmetallobjekten auf galvanischem Wege geht es im zweiten Raum. Dazu sind Meisterwerke der galvanoplastischen Nachbildung zu sehen und eine in Gold und Goldfiligran gearbeitete Kugel aus dem frühkeltischen Fürstinnengrab von der Heuneburg, die vom Forschungsinstitut Edelmetalle und Metallchemie (fem) mit einem speziellen 3D-Röntgen-Computertomographen analysiert wurde.

Kunst aus Gmünd

Die Ausstellung zeigt auch die Farbwirkungen die sich mit Silber im Dialog mit anderen Metallen ergeben. Eine ganze Reiche von Prunkemails des Künstlers Wilhelm Widemann sind Beispiel dafür. Zu sehen ist das Wechselspiel der Zeiten, frühe Stücke treten jungen Werken gegenüber. Eines davon entstand 2014 im öffentlichen Raum in Schwäbisch Gmünd. Im Jahr der Landesgartenschau traf sich hier der Hammerclub, ein Zusammenschluss europäischer Silberschmiede. Gemeinsam wurde eine Schale geschaffen, der wichtigste Hammer hat in der Vitrine gleich noch Platz gefunden.

Konventionelles Silber-Denken

Und dann kommt ein Raum, der mit dem konventionellen Silber-Denken bricht. Es geht um „die visuelle Auflösung von Materialität in Licht, Reflexionen, Spiegelungen und Monochromie“, sagt Joachim Haller. Ausgangspunkt bildet die eigens für die Ausstellung konzipierte Installation „Bossa Nova Mystery“ des Frankfurter Künstlers Rolf Poellet. Dessen alle vier Wände umspannende Malerei ist nicht nur Hintergrund, sondern reflektierender Bezugsrahmen zu einer spätbarocken Maria Immaculata von Franz Anton Lang, Werken der Op Art-Künstler Adolf Luther und Heinz Mack, einer von Claudia Wieser eigens zur Ausstellung gefertigten Spiegelarbeit und einer Kanne des südkoreanischen Silberschmieds Dong-hyun Kim, die ebenfalls speziell für die Schau entstand.

Die Ausstellung „Timeless Silver“ wird am Sonntag um 15 Uhr im Museum eröffnet. Sie dauert bis 10. April. Dazu gibt es einen 200-seitigen Katalog.

Silber aus vielen Epochen zeigt die Ausstellung im Prediger.
Silber aus vielen Epochen zeigt die Ausstellung im Prediger. © kust
Silber in der Gegenwart: Diese Arbeit von Mitgliedern des Hammerclubs entstand bei einem Treffen in Schwäbisch Gmünd.
Silber in der Gegenwart: Diese Arbeit von Mitgliedern des Hammerclubs entstand bei einem Treffen in Schwäbisch Gmünd. © kust
Das Kreuzreliquiar aus dem Münsterschatz.
Das Kreuzreliquiar aus dem Münsterschatz. © kust

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