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Gasthaus "Kleine Schweiz": Soße muss immer reichlich da sein

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Von: Bernd Müller

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Seit mehr als 100 Jahren im Familienbesitz: Peter und Petra Rothmer, die auch die Chefs in der Küche sind, führen die "Kleine Schweiz" in der dritten Generation.
Seit mehr als 100 Jahren im Familienbesitz: Peter und Petra Rothmer, die auch die Chefs in der Küche sind, führen die "Kleine Schweiz" in der dritten Generation. © Tom

Selbstgemachte Maultaschen und abwechselnde Spezialitäten je nach Saison: Ein Besuch im Gmünder Traditionsgasthaus „Rothmers Kleine Schweiz“.

Schwäbisch Gmünd

Die eine Spezialität auf der Karte gibt es nicht in der Kleinen Schweiz. Die Spezialitäten wechseln: „Je nach Saison im Laufe des Jahres: Pfifferlinge, Spargel, Wild, Ente“, zählt Wirt Peter Rothmer auf. Die vielen Stammgäste, auf die die Traditionsgaststätte zählen kann, schätzen die saisonalen Spezialitäten, erzählt er. „Das servieren wir in großer Zahl.“ Allein 30 Rehe, alle von Jägern aus der Region, haben Rothmer und seine Mitarbeiter in der letzten Wildsaison auf die Teller gebracht.

Seit mehr als 100 Jahren ist das Gasthaus im Familienbesitz, Peter Rothmers Großvater hat die „Kleine Schweiz“ 1919 gekauft. Inzwischen heißt sie nach der Familie: „Rothmers Kleine Schweiz“. Die Tradition zeigt sich auch auf der Speisekarte. Viel nachgefragte Klassiker sind immer noch Schnitzel und Rostbraten, erzählt der Chef, der zusammen mit seiner Frau Petra auch in der Küche steht. Und dann sind da natürlich die Maultaschen. Gekauft wird keine einzige, bei Bedarf legen die Rothmers in der Küche einen Maultaschentag ein und produzieren dann gleich ein paar hundert Stück. Um sie später in verschiedenen Variationen zu servieren: in der Brühe, geschmelzt mit Zwiebeln, geröstet mit Ei oder als Maultaschen „Madagaskar“ mit Pfeffersauce. Neben denen mit Fleischfüllung gibt es auch Frischkäse-Spinatmaultaschen als vegetarische Variante.

Deutsche und schwäbisch Küche – was die Gäste in der „Kleinen Schweiz“ bekommen, ist selten geworden in Gmünd. Stern, Lamm, Kübele, Hasen, Dreikönig, die Liste der Traditionslokale, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten geschlossen haben, ist lang. „Vor 20 Jahren gab es noch zehn klassische deutsche Lokale in der Stadt – jetzt sind wir eines der wenigen.“ Die Menschen, die gutbürgerliches Essen schätzen, sind geblieben. Peter Rothmer kann sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen: „Ich könnte noch mehr Gäste haben, wenn wir mehr Platz hätten“, sagt er. Rund 100 Plätze gibt es drinnen, für Familienfeiern stehen zwei Nebenzimmer bereit; 50 weitere Plätze gibt es auf der Terrasse. Wer nicht gut zu Fuß ist und die steile Treppe von der Straße hoch zum Eingang sieht, muss nicht verzagen: Es gibt einen ebenerdigen barrierefreien Eingang auf der Rückseite des Gebäudes.

Auswahl auch für Vegetarier

Trotz Wildwochen und Rostbraten-Klassiker gibt’s auch für Vegetarier Auswahl in der Kleinen Schweiz: überbackenes Rösti, Kässpätzle, Spinatknödel oder die vegetarischen Maultaschen. Ein veganes Gericht steht nicht auf der Karte, das sei aber auf Wunsch gern möglich, versichert Rothmer.

Als Gastwirt, der lange im Geschäft ist, merkt man an den Kundenwünschen, wie sich die Gesellschaft ändert. Zum Beispiel bei den vegetarischen Maultaschen: „Davon verkaufen wir inzwischen fast so viele wie mit Fleischfüllung.“

„Beim ersten Sonnenstrahl“

Bei Familienfesten spürt Rothmer den Trend zur Individualisierung, die Wünsche, was auf den Tisch kommen soll, sind vielfältiger geworden als früher. Und die Gmünder sitzen heute sehr gern im Freien: „Früher haben wir die Möbel im Juni rausgestellt und im September wieder reingeholt. Heute geht die Saison viel länger, sobald der erste Sonnenstrahl rauskommt, wollen die Leute raus sitzen.“

Was sich nicht geändert hat in der Kleinen Schweiz: dass Soßen ein Muss sind. „Das wollen die Schwaben einfach“, sagt Rothmer, weswegen er viel Arbeit darauf verwendet. „Unsere Soßen sind alle selbstgemacht, das ist heute nicht mehr selbstverständlich.“ Und sie sollten nie ausgehen: „Da sind wir sehr großzügig.“

Warum heißt's „Kleine Schweiz“?

Und wie bekam das Lokal seinen Namen? Der geht aufs vorvergangenen Jahrhundert zurück, das grüne, hügelige Tal im Becherlehen war ein beliebtes Naherholungsziel für Gmünder und Gäste von weiter her. Das heutige Gasthausgebäude war ein allein im Grünen stehendes Kurhaus. Ein Örtchen wie eine kleine Schweiz, so hat der Überlieferung nach ein Kurgast befunden. Der Begriff hat sich festgesetzt. Um 1860 ist der Gasthof eröffnet worden, rund zehn Jahre später taucht der Name laut Peter Rothmer in den Annalen auf.

Die „Kleine Schweiz“ im Überblick

Besonders beliebt: Saisongerichte wie Ente, Wild, Spargel

Die Klassiker: Rostbraten und Schnitzel

Das günstigste Gericht: Flädlesuppe für 4,70 Euro

Die teuersten (ganzjährigen) Gerichte: Rumpsteak mit Kräuterbutter, Dauphine-Kartoffeln und Salatteller. Pfeffersteak mit Pommes Frites und Salatteller. Und: Rostbraten mit Röstzwiebeln, Schwenkkartoffeln und Salatteller – kosten allesamt 22,80 Euro.

Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch und Freitag jeweils ab 17 Uhr; Donnerstag und Sonntag: 11 Uhr bis 14 Uhr und ab 17 Uhr; Montag und Samstag sind Ruhetage

Plätze: Rund 100 Plätze innen (davon zwei Nebenzimmer), 50 Plätze auf der Terrasse

Reservierung: wird empfohlen. „Man kann Glück haben, aber an manchen Tagen geht ohne Reservierung nichts“, sagt Peter Rothmer.

Stammkräfte der "Kleinen Schweiz": Helga und Ulrike Bryxi.
Stammkräfte der "Kleinen Schweiz": Helga und Ulrike Bryxi. © Tom
Am Anfang Kurhaus, heute Gasthaus: Das Gebäude der "Kleinen Schweiz", heute inmitten eines Wohngebiets, stand im vorvergangenen Jahrhundert noch ganz allein im Grünen.
Am Anfang Kurhaus, heute Gasthaus: Das Gebäude der "Kleinen Schweiz", heute inmitten eines Wohngebiets, stand im vorvergangenen Jahrhundert noch ganz allein im Grünen. © Tom
Saison-Spezialität: Entenkeule mit Rotkraut und Serviettenknödel.
Saison-Spezialität: Entenkeule mit Rotkraut und Serviettenknödel. © Müller, Bernd
Klassisch: Spargel mit Sauce Hollandaise.
Klassisch: Spargel mit Sauce Hollandaise. © Müller, Bernd
Die Terrasse der Kleinen Schweiz im Sommer.
Die Terrasse der Kleinen Schweiz im Sommer. © Müller, Bernd

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