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Jede Woche ein Notfall im Kreißsaal

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Jede Woche ein Notfall im Kreißsaal
Jede Woche ein Notfall im Kreißsaal © privat

In der Stauferklinik üben Teams der Geburtshilfe und der Anästhesie, um in Notfallsituationen gewappnet zu sein, um Mutter und Kind zu retten.

Schwäbisch Gmünd

Frau Schmidt ist zur Geburt im Kreißsaal im Stauferklinikum. Die Leitende Hebamme Christine Hirsch spricht mit ihr. Plötzlich wird Frau Schmidt blass. Sie antwortet nicht, zeigt keine Reaktion. „Frau Schmidt, was ist mit Ihnen, geht es Ihnen nicht gut?“ Die Patientin hat einen Kreislaufstillstand.

Christine Hirsch löst sofort den sogenannten „Herzalarm“ aus. Sie beginnt mit einer Herzdruckmassage. „Ich brauche eine zweite Hebamme“, ruft Hirsch, während sie über der Patientin kniet und reanimiert. Eine gynäkologische Ärztin kommt hinzu, sie übernimmt die Herzdruckmassage. Kurz darauf treffen eine Anästhesie-Ärztin und zwei Fachpflegekräfte ein. Man spürt deutlich die Anspannung im Raum, dennoch wird konzentriert gearbeitet. Niemand wird laut, die Ansagen im Raum sind klar: „Zugang liegt, bitte Supra aufziehen“, „Wir intubieren“, „Ich brauche eine weitere Hebamme und ein Team von der Intensiv!“. Die Situation ist nicht echt. Zum Glück nicht. Sie könnte es aber sein. „In der Geburtshilfe sind exakte Vorhersagen schwierig. Etwa drei Prozent der Schwangeren, bei denen wir eine völlig normale Spontangeburt erwarten, werden im Verlauf zu Risikogeburten“, berichtet der Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe Dr. Erik Schlicht. Bei 1700 Geburten im Jahr sind dies am Stauferklinikum 51 Kreißsaal-Notfälle. Etwa jede Woche einer. Dabei ist nicht jeder Notfall gleich eine extreme Situation die eine Reanimation erfordert. Es können jedoch durchaus Blutungen, Krampfanfälle der Mutter oder Sauerstoffmangelsituationen vorkommen. Deshalb ist es wichtig, dass alle Teams perfekt vorbereitet und eingespielt sind. Als neonatologisches Level 1 Zentrum ist das Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd auf Hochrisikogeburtshilfe spezialisiert, im Notfall muss jeder Griff sitzen. Um diese Notfälle zu simulieren, wurde ein Team des RKH-Simulationszentrums aus Vaihingen nach Mutlangen geholt. Geübt wird mit einer Simulationspuppe und moderner Videotechnik.

Bei Notfällen innerhalb der Klinik wird primär die Anästhesie gerufen. Deshalb üben beide Teams gemeinsam im Kreißsaal. Hebammen, Pflegefachkräfte und Ärzte der Anästhesie und der Geburtshilfe nehmen an der zweitägigen Übung teil.

Der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Schmerz- und Notfallmedizin Dr. Johannes Naser fasst die Übung zusammen: „Ich kenne Trainings dieser Art von anderen Häusern und wir haben gesehen, dass die Teams hier hervorragend eingespielt sind. Ich bin sehr stolz auf Ihren Einsatz!“. Auch die Teilnehmer sind mit der Zusammenarbeit in der Stress-Situation zufrieden. Eines kommt dann allerdings doch zur Sprache: „Wo hattet ihr im Kreißsaal denn die Beatmungsbeutel?“, will eine Anästhesiologin wissen. Christine Hirsch antwortet: „Wir haben für genau solche Notfälle nochmals einen Notfallkoffer im Kreißsaal deponiert. So haben wir das damals in Abstimmung mit euch festgelegt.“ Der Ablauf wird kurz besprochen. Wichtig ist, dass sich alle Beteiligten die Abläufe nochmals klar machen. „Reanimationen sind im Kreißsaal zum Glück äußerst selten nötig. Aber wenn sie passieren, muss jeder Handgriff sitzen“, berichtet Dr. Naser.

Aus seiner Sicht sind Simulationstrainings dieser Art die Zukunft. „Sie können sich in den Ausbildungszeiten sowohl in der Pflege als auch in der Medizin nicht auf jedes Notfallszenario vorbereiten. Deshalb geben gemeinsame Übungen allen die nötige Sicherheit, damit im Ernstfall alles perfekt läuft“, sagt er.

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