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Lebenszeit bewusst nutzen

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Von: Helga Widmaier

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Dekanin Ursula Richter vor dem Altar in der Augustinuskirche mit den Bildern von Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst⋌⋌Foto: Tom
Dekanin Ursula Richter vor dem Altar in der Augustinuskirche mit den Bildern von Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst⋌⋌Foto: Tom © Tom

Gedenkgottesdienst in der Augustinuskirche war den Widerstandskämpfern der Weißen Rose gewidmet.

Schwäbisch Gmünd

Der Sonntag stand unter dem Motto des Gedenkens. Reminiszere, der zweite Passionssonntag der Fastenzeit. In der Augustinuskirche gedachte die Kirchengemeinde der Weißen Rose. Unter diesem Namen ist die Widerstandsbewegung um die Geschwister Scholl gegen den Krieg und das Naziregime in die Geschichte eingegangen. 

Vor achtzig Jahren, am 22. Februar 1943, wurden die Todesurteile gegen die Studenten Sophie und Hans Scholl und Christoph Probst im Gefängnis Stadelheim in München vollstreckt. Aufrecht und in der Überzeugung, das Richtige getan zu haben, sahen die drei mutigen jungen Leute Anfang zwanzig dem Ende ihres kurzen Lebens gefasst ins Auge.  Dekanin Ursula Richter würdigte die „eindrucksvollen Persönlichkeiten, die uns auch heute noch viel zu sagen haben“.  Auf dem Altartisch hatte sie Fotos der drei für ihre Überzeugung Gestorbenen aufgestellt. 

Bewusst leben

 Wie ein roter Faden zog sich der Aufruf nach einer bewussten und aufmerksamen Lebensführung in der dem Menschen vergönnten Zeitspanne durch den Gottesdienst an diesem zweiten Passionssonntag. „Herr, schaffe mir Recht, errette mich vor falschen und bösen Menschen“, ruft der Gottesfürchtige im Psalm und weiß sich getragen im Herrn, der Frieden ist und Gerechtigkeit, der die stärkt, die machtlos sind und der auch dann da ist, wenn niemand mehr da ist. 

 Das Evangelium nach Markus 12, 1-12 erzählt das Gleichnis der untreuen Weingärtner, deren Fürsorge der Herr seine Weinberge anvertraut hat. Er schickt einen Knecht nach dem andern, schließlich seinen geliebten Sohn, um seinen Anteil einzutreiben. Die Pächter schlagen, vertreiben  oder töten die Abgesandten, und wähnen sich bereits als neue Eigentümer, bis der Herr selbst Recht und Ordnung wiederherstellt. 

 In dem unverbrüchlichen Glauben an die Wiederherstellung der Gerechtigkeit haben die Mitglieder der Weißen Rose gehandelt und mit Flugblättern und Graffiti zum Widerstand gegen die Naziherrschaft und zur Beendigung des Krieges aufgerufen. Die Papierbeschaffung und die Vervielfältigung der Flugblätter waren riskant. Hundert Flugblätter wurden unter Lebensgefahr für die Urheber verteilt. Jeder Dritte, der ein solches Flugblatt erhalten hatte, brachte es zur Polizei und erstattete Anzeige. Für kleine Vergünstigungen waren viele zur Denunziation bereit. Die Gestapo erteilte einem Altphilologen der Universität München den Auftrag, die Spur der Verfasser durch Textanalyse herauszufinden. Im protestantischen Geist seien die Texte verfasst und wohl aus der Feder von Münchner Studenten. In bewegenden Worten erinnerte Dekanin Richter an die Aktionen der Widerstandsgruppe in den Jahren 1942 und 1943.  

 Als die Geschwister Scholl die übriggebliebenen Flugblätter des 6. Aufrufes in den Lichthof der Universität abwarfen, beobachtete dies der Hausmeister, hielt sie fest und übergab sie der Gestapo. Probst gelang es nicht mehr, den Entwurf des 7. Flugblattes zu vernichten. Sophie wollte Bruder und Freund retten und sich zur Alleinschuldigen bekennen, doch alle drei wurden zum Tode verurteilt. 

Alle, die aufstehen

 Stehend singt die Gemeinde das Lied „Holz auf Jesu Schultern “. Dekanin Richter erweitert das Gedenken an die jungen Widerstandskämpfer auf alle, die heute aufstehen gegen Ungerechtigkeiten. Zum Abschluss des Gottesdienstes bedankt sich Ursula Richter bei allen, die den besonderen Gottesdienst vorbereitet und mitgestaltet haben: dem Mesner, den Kirchengemeinderäten Martina Häusler und Alexander Relea-Linder sowie dem Organisten Thomas Brückmann. 

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