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Mobil mit Milchkanne oder Beiwagen

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Von: Kuno Staudenmaier

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Historische Räder mit Bezug zur Region: die zeigt Thilo Krauß derzeit in der Manufaktur B26 in Schwäbisch Gmünd. Im Fahrrad-Beiwagen hat Tochter Fine Platz genommen.
Historische Räder mit Bezug zur Region: die zeigt Thilo Krauß derzeit in der Manufaktur B26 in Schwäbisch Gmünd. Im Fahrrad-Beiwagen hat Tochter Fine Platz genommen. Fotos: Tom © Tom

Thilo Krauß aus Heubach sammelt historische Fahrräder und stellt sie derzeit in der Manufaktur B26 in Schwäbisch Gmünd aus.

Schwäbisch Gmünd

Nicht blank geputzt, sondern mit deutlichen Staubspuren intensiver Nutzung: So sehen Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „Historische Räder der Region“ in der Oldtimer-Manufaktur B26 in Schwäbisch Gmünd das „Diamant 100“ von 1927. Dahinter steht Thilo Krauß aus Heubach, Lehrer am Schubart-Gymnasium in Aalen, leidenschaftlicher Radfahrer und Sammler. Der Staub am Rahmen des fast 100 Jahre alten Zweirads kommt nicht von ungefähr: „Damit bin ich die L’Eroica gefahren“, sagt er. Es ist die jährlich im Herbst im Chianti-Gebiet in der Toskana stattfindende Radrundfahrt für historische Rennräder. Die aufs Nötigste reduzierten Räder mit den schmalen Reifen haben eine lange Tradition.

Angefangen hat die Rad-Begeisterung auch in Schwäbisch Gmünd viel früher. Davon zeugt ein Bild von 1888 - Zeichnung und Fotomontage zugleich - aus dem Gmünder Stadtarchiv. Für die Ausstellung wurde es auf Plakatformat vergrößert. Es zeigt stolze Gmünder, die auf Hochrädern posieren, andere, die von solchen Hochrädern gestürzt sind und weitere mit den schon bald modernen Niederrädern. „Nur wirklich reiche Leute leisteten sich im 19. Jahrhundert ein Hochrad“, weiß der Sammler. Nicht wenige hätten Gefallen daran gefunden, weil die Menschen zu ihnen aufschauen mussten, weil sie weit oben saßen und in Parks weithin sichtbar waren. Umso schlimmer der Fall: In der Regel schlugen die Menschen mit dem Kopf auf. Dem Niederrad gehörte die Zukunft.

Räder mit Bezug zur Region

Es machte diese Art der Fortbewegung auch erschwinglicher – und sicherer. Thilo Krauß beschränkt sich in der Ausstellung auf die Niederräder – alle mit Bezug zur Region. Entweder hier hergestellt oder in irgendeiner Weise mit Menschen der Region verbunden. Wie das Rad mit dem historischen Anhänger, „eine Leihgabe von Christof Preussler“, sagt der Radliebhaber. Nicht irgendein Anhänger, damit haben die Bauern, vielleicht in Heubach, ihre gefüllten Milchkannen zur Abholstelle transportiert. Oder aber Kartoffeln vom Feld nach Hause gebracht.

Plakate aus dem 19. Jahrhundert

Die Ausstellung markiert dazu ein sich im Verlauf der Jahrzehnte veränderndes Frauenbild. „Hochräder wurden ausschließlich von Männern benutzt“, so Thilo Krauß. Bei den Niederrädern gab es Pionierinnen wie Alfonsina Strada, die vor 100 Jahren als erste Frau die Giro d‘Italia mitfuhr. Noch etwas früher, nämlich schon 1890, gründete Amelie Rother den ersten Damenradclub in Berlin. Plakate dieser Ereignisse zieren die Ausstellung. An Details lassen sich die gesellschaftlichen Veränderungen festmachen. Im noch frühen 20. Jahrhundert entstehen erste Rahmen mit dem Schwanenhals, der Frauen den Einstieg erleichterte und bis in die späten Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden so genannte Rocknetze montiert, sie sollten verhindern, dass sich Röcke im Hinterrad verfangen können.

Seltenes Ausstellungsstück

So manche Räder der Ausstellung stammen aus heimischer Produktion. Staiger in Stuttgart zählte dazu, Junginger in Uhingen, in den 1970er Jahren und danach auch Kotter in Schechingen. Und weil ein Radkauf früher ein bedeutendes Ereignis im Leben war, wurden Händleradressen nicht einfach auf den Rahmen geklebt, sondern mit einem Eisenschild dokumentiert. In einem Fall ist die Jahreszahl 1936 und Fahrrad Eisele Schwäbisch Gmünd zu lesen. Seltenes Werk: Ein Dürrkopp-Fahrrad von 1936 mit 26-Zoll-Ballonreifen mit Seitenwagen, „sicherlich eine Einzelanfertigung“, so der Besitzer. Und wegen des Gewichts für Leute mit ausgeprägter Beinmuskulatur. Radbesitz war aber nicht immer freiwillig. Davon zeugen Militärräder in der Ausstellung. Das Deutsche Truppenfahrrad hatte Pendants in Österreich und der Schweiz. Alle mit karger Ausstattung, aber überdimensioniertem Gepäckträger für die Ausrüstung. Und mit leicht abnehmbarem Lenker, gegen Diebstahl und Fremdnutzung.

Viele Gleichgesinnte

Thilo Krauß‘ Begeisterung fürs Rad nimmt hat ihren Ursprung in der Kindheit. „Schon in Schulzeiten bin ich mit dem Rad gefahren“, erinnert er sich. Er bewegt sich auf Rennrädern, auf Mountainbikes, organisiert „Bike The Rock“ mit und hat Freunde mit dem gleichen Hobby. Sie sind auch wieder mit dabei, wenn es zur Vintage-Radfahrt „l‘Eroica“ nach Italien geht. Dort finden sich noch viel mehr Gleichgesinnte: 8000 radeln auf historischen Rennrädern mit.

Historische Räder sehen

Geöffnet ist die Ausstellung voraussichtlich bis Weihnachten im B 26 in Schwäbisch Gmünd - und zwar:

Mittwoch und Donnerstag von 9 Uhr bis 19 Uhr,Freitag und Samstag von 9 Uhr bis 22.30 Uhr und Sonntag von 9 Uhr bis 17 Uhr.

Auch dafür musste das Rad herhalten: Milchtransport früher.
Auch dafür musste das Rad herhalten: Milchtransport früher. © Tom
Historische Lichtquelle: Karbidlampen für die Sicherheit.
Historische Lichtquelle: Karbidlampen für die Sicherheit. © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Ein Bild aus dem Jahr 1888: stolze Gmünder hoch zu Rad.
Ein Bild aus dem Jahr 1888: stolze Gmünder hoch zu Rad. © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom
Fahrradausstellung im B 26
Fahrradausstellung im B 26 © Tom

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