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Ralf Schambergers letzter Arbeitstag bei der Gmünder Feuerwehr

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Von: Julia Müller

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Ralf Schamberger
Ralf Schamberger © Tom

Mit 63 Jahren geht der stellvertretende Gmünder Kommandant in Altersteilzeit. Im Interview spricht er über Kameradschaft und seinen schlimmsten Einsatz.

Schwäbisch Gmünd

Wie viele Brände er schon gelöscht, wie viele Türen geöffnet und bei wie vielen Unfällen er schon geholfen hat, das kann Ralf Schamberger beim besten Willen nicht nachvollziehen: Er ist seit 43 Jahren bei der Gmünder Feuerwehr, seit 25 Jahren als Hauptamtlicher. Fünf Jahre war er Gesamtkommandant, insgesamt 13 Jahre stellvertretender Kommandant. Nun geht der 63-Jährige in Altersteilzeit und hat an diesem Donnerstag seinen letzten Arbeitstag. Als Hauptamtlicher, sagt er, als Ehrenamtlicher bleibt er seiner Feuerwehr treu, bis er 65 ist und in die Alterswehr wechselt. Im Interview erzählt Ralf Schamberger von seinen größten Herausforderungen bei der Feuerwehr, davon, was ihm fehlen wird – und was nicht.

43 Jahre Gmünder Feuerwehr – was war der heftigste Einsatz?

Ralf Schamberger: Das Hochwasser im Mai 2016. Es war das erste Mal, dass ich im Einsatz einen Kameraden verloren habe. Und das auch noch unter meiner Führung. Das ist für einen Kommandanten das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Das geht mir heute noch an die Nieren.

Was war die größte Herausforderung für Sie in all den Jahren?

Bei den Einsätzen dieses Hochwasser 2016. Zudem der Bau des Gmünder Einhorntunnels. Damals waren wir für die Sicherheit der Bauarbeiter zuständig, mussten die Zufahrten sichern und schließlich ein Sicherheitskonzept für den Betrieb des Tunnels erstellen. Für mich war es auch eine Herausforderung, als ich nach dem Tod von Bernd Straile Kommandant wurde, weil ich dieses Amt nie haben wollte. Aktuell ist die Gasmangelage eine Herausforderung. Und wir erstellen derzeit gemeinsam mit anderen Rettungsorganisationen ein Sicherheitskonzept für den Fall, dass es einen Blackout gibt.

Wie sieht das aus?

Dazu kann ich derzeit nichts sagen, weil wir mitten in der Planung sind.

Was war die beste Errungenschaft für die Feuerwehr in den vergangenen Jahrzehnten?

Im Bereich der technischen Hilfeleistung gibt es ständig Neuerungen. Für uns als Feuerwehr ist es wichtig, immer auf dem aktuellen Stand zu sein. Die Autos werden sicherer, daran müssen wir etwa unsere Scheren und Spreizer anpassen. Die Stadt hat uns dabei immer unterstützt, dafür danke ich ihr.

Was war Ihre größte Stütze?

Meine Familie, die immer Verständnis für die Belange der Feuerwehr hatte: Meine Frau hat mir immer den Rücken frei gehalten. Und meine Tochter ist jetzt selbst bei der Feuerwehr. Auch die Kameradinnen und Kameraden waren mir immer eine große Stütze. Auf sie konnte ich mich immer verlassen.

Wann hatten Sie die besten Kameradschaftsmomente?

Bei den Faschingsbällen im Stumpen, im Weißen Ochsen. Da haben wir immer Mottopartys gefeiert. Einmal haben wir den Stumpen zum Hühnerstall umgebaut, ein anderes Mal zur Nordseeküste mit Schiffen und Meer. Das war immer eine Riesengaudi. So etwas gibt es heute gar nicht mehr. Wir haben gefeiert bis früh am Morgen. Auch die traditionellen Kameradschaftsabende mit den Aktiven und der Alterswehr zum Jahreswechsel waren immer sehr schön. Genauso die Weihnachtsfeiern.

Was wird Ihnen fehlen?

Die Arbeit an sich eher nicht. Aber der Bezug zu den Leuten, zu den Kameradinnen und Kameraden. Aber ich höre ja nicht auf bei der Feuerwehr. Ich wechsle nur von den Haupt- zu den Ehrenamtlichen und bleibe Zugführer.

Worauf freuen Sie sich am meisten im Ruhestand?

Darauf, zu reisen, ohne Urlaub beantragen zu müssen. Wir fahren gerne an den Tegernsee. Und wir wollen mal wieder in den Süden fliegen. Meine Frau will zudem eine Schiffsreise machen.

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?

Dass meine Familie und ich gesund bleiben und die Feuerwehrleute immer gesund aus ihren Einsätzen zurückkommen.

Ralf Schamberger ist der Gmünder Feuerwehr 1979 beigetreten. Hauptberuflich stieg er 1997 als Gerätewart bei der Feuerwehr ein. Seitdem hat er viele Aufgaben übernommen, etwa in der Schlauchwerkstatt, in der Funkwerkstatt, beim Atemschutz, in der Feuerlöscherwerkstatt. 2004 wurde er stellvertretender Kommandant. Nach dem Tod von Kommandant Bernd Straile 2012 übernahm er dessen Posten. Nach fünf Jahren trat er zurück, damit sein 20 Jahre jüngerer Stellvertreter Uwe Schubert nachrücken konnte. Seither ist Ralf Schamberger wieder stellvertretender Kommandant. Offiziell in Altersteilzeit geht er im März 2023. Bis dahin nimmt er die Überstunden und Urlaubstage, die sich bei ihm angesammelt haben.

Jürgen Reick ist der Nachfolger

Jürgen Reick aus Eislingen ist der Nachfolger von Ralf Schamberger als stellvertretender Gmünder Kommandant. Er hat an der Fachhochschule Ulm Automatisierungstechnik studiert, bevor er seine Ausbildung für den gehobenen Dienst bei der Berufsfeuerwehr in Düsseldorf absolviert hat. Im Jahr 2000 ging er zur Flughafenfeuerwehr nach Stuttgart. Vor acht Jahren wurde er Kommandant der Eislinger Feuerwehr. Zum 1. Oktober ist der 55-Jährige als stellvertretender Kommandant nach Schwäbisch Gmünd gewechselt, wo er für die Beschaffungen von Feuerwehrfahrzeugen und für andere technische Belange zuständig ist. Das sei einfach sein Ding, erklärt er, weshalb er nach Schwäbisch Gmünd kommen wollte. ⋌ jul

Jürgen Reick
Jürgen Reick © privat

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