Die Villa Hirzel ist nach 14 Monaten Sanierung mit einem Fest wieder eröffnet worden – im Restaurant ist Platz für 70 Gäste, auf der Terrasse hat es 100 weitere Plätze.
Schwäbisch Gmünd
Es ist wieder Leben in der Villa Hirzel, im Foyer gibt es Sekt zur Begrüßung. Mit 160 geladenen Gästen hat der Gmünder Gastronom Sridevan Sriskandarajah am Freitagabend sein Restaurant im Remspark wieder eröffnet. 14 Monate hatte die Sanierung gedauert, von diesem Samstag an sind dort wieder Gäste willkommen.
Die Vorgeschichte war in einer Januarnacht 2021 während des Corona-Lockdowns passiert: Am 7. Januar gegen 0.30 Uhr war die Gmünder Feuerwehr durch die im Gebäude installierte Meldeanlage alarmiert worden. 26 Feuerwehrleute rückten an, betraten über die Terrasse den Gastraum und bekämpften die Flammen, die sich dort auf den Bereich eines Weinschranks konzentrierten. Die Gmünder Feuerwehrleute hatten den Brand rasch gelöscht, doch der durch Rauchgas entstandene Schaden war groß – er belief sich auf rund 400 000 Euro.
Wille zur Wiedereröffnung
Gleich am Tag nach der Brandnacht kündigte Betreiber Sridevan Sriskandarayah an, sein Haus wieder eröffnen zu wollen. Das Lokal habe einen guten Ruf genossen, das solle fortgeführt werden, bekräftigte er. Gut ein Jahr später hat er es geschafft. Für Gäste wird das Restaurant der Villa Hirzel an diesem Samstag um 17 Uhr geöffnet.
Sriskandarayah hat die umfassenden Sanierungsarbeiten genutzt, um den Stil der Villa Hirzel im Inneren deutlich zu verändern. „Wir sind weggegangen vom 20er-Jahre-Design hin zu einem modernen Erscheinungsbild.“ Graue Fliesenböden, Holzvertäfelungen, Lederstühle, Keramik und Metalloberflächen, moderne Beleuchtungselemente, im Bereich der neuen Weinkühlschränke wirkt die Wand wie eine Skulptur aus kleinen Messingquadern. Im Restaurant ist Platz für rund 70 Gäste, weitere 100 Sitzplätze bietet die Terrasse. Im Salon können bis zu 120 Gäste bewirtet werden, bei einem Stehempfang sogar bis zu 350, rechnet Sriskandarayah vor.
Von Schwäbisch bis Tapioka
Leben soll auf vielerlei Arten wieder einziehen in die Villa Hirzel. „Wir wollen auch wieder eigene Veranstaltungen machen“, sagt Sriskandarayah. „Krimi-Dinner, Ü30, Magic Diner, auch den WWG-Talk soll es wieder geben“, kündigt er an. Die Küche nennt der Chef „gehobene schwäbische Küche“, auf der Speisekarte findet sich Traditionelles wie Sauerbraten und Zwiebelrostbraten, aber auch Modernes wie „Geräucherte Aubergine“ mit Quinoa, Linsen, Tapioka, Senfkaviar, Wildkräuter, Granatapfel und Sojamayonnaise.
Das Herrichten der Hotelräume dauert noch etwa drei weitere Monate, neun Zimmer werden es dann sein. Das Restaurant ist das Hauptgeschäft, sagt Sriskandarayah, die Hotelzimmer sollen es etwa Hochzeitsgästen erlauben, bequem nach dem Fest in ihr Zimmer zu gehen.
Für Sridevan Sriskandarayah, dessen GS Gastronomie mehrere Restaurants betreibt – unter anderem in Gmünd Bassano, El Mexicano, Forum – ist die Villa Hirzel sein Flaggschiff. Sriskandarayah findet: „Es ist ein Highlight.“ mü
Wir werden auch wieder eigene Veranstaltungen machen.“
Die lange und wechselvolle Geschichte der Villa Hirzel
Wohnhaus, Fabrik, Villa: Das Haus Hirzel entstand zunächst vor 1875 als kleineres Wohnhaus. 1906 wurde es durch einen Fabrikanbau ergänzt. Zeitgleich ist das Haus durch den Architekten Carl Baas für den Fabrikanten Theodor Hirzel umgebaut worden.
Zollamt: Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Gebäude für eine gewisse Zeit an das Zollamt vermietet.
Silberwarenfabrik: Nach dem zweiten Weltkrieg zog die Silberwarenfabrik Forster & Graf ins Haus Hirzel ein. Deren Firmengeschichte ging 1972 zu Ende, das Anwesen wurde an die Stadt verkauft.
B29 und Leerstand: Wie es nun weitergehen sollte mit dem Gebäude, das hing eng zusammen mit den Planungen um den Ausbau der B29. Das Haus, direkt an der vierspurigen B29 gelegen, stand Jahrzehnte leer. Eine Initiative, die dort ein selbstverwaltetes Jugendzentrum schaffen wollte, blieb erfolglos.
Gartenschau: Erst als die Landesgartenschau 2014 als Perspektive konkret wurde, bekam das markante Gebäude wieder größere Aufmerksamkeit und wurde aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Im Jahr der Landesgartenschau wurde es als Restaurant und Hotel wieder eröffnet.
Förderung: Die Sanierung des ortshistorisch und städtebaulich bedeutsamen Gebäudes wurde im Rahmen des Sanierungsgebietes „Westlicher Stadteingang“ mit Städtebaufördermitteln des Bundes und des Landes gefördert.