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Wärmepumpen auf die Schnelle - das geht nicht

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Von: Marie Enßle

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Wärmepumpen vor der Haustüre statt Gas im Keller?
Wärmepumpen vor der Haustüre statt Gas im Keller? © pixabay

Was Heizungsexperten aus dem Gmünder Raum zum möglichen Verbot von Öl- und Gasheizungen ab dem kommenden Jahr sagen.

Schwäbisch Gmünd

Energiewende ja, aber nicht als Schnellschuss - das sagen Heizungsfachleute aus dem Gmünder Raum zum Vorstoß des Klimaministers Robert Habeck. Dieser möchte den Einbau von Öl- und Gasheizungen bereits ab dem kommenden Jahr untersagen.

„Auf die Schnelle ist das nicht machbar“, sagt beispielsweise Klaus-Martin Franz, der seit gut 35 Jahren in der Branche arbeitet. Der Betriebsleiter der Firma Fritz Rieker GmbH in Gmünd berichtet bereits jetzt von teilweise langen Wartezeiten auf Wärmepumpen, die als Alternative für Öl und Gas besonders häufig zum Einsatz kommen. „Wo sollen wir denn das Material herkriegen?“, fragt er. Ein halbes Jahr bis Jahr Wartezeit auf eine qualitativ hochwertige Wärmepumpe sei bereits jetzt normal. Wenn ab 2024 noch mehr Wärmepumpen eingebaut werden sollen, dann stießen die Fachleute an ihre Grenzen - in Sachen Material und Personal. Dies bestätigt Armin Linke, Geschäftsführer der Mutlanger Firma Moritz. Er sei zu 100 Prozent für die Energiewende. Wenn seine Mitarbeiter eine neue Heizungsanlage einbauten, dann „müssen die Arbeiten aber sauber durchgeführt werden“, erklärt der Experte. Dazu zähle der Einbau von Marken-Wärmepumpen. Günstige Modelle, die derzeit auf dem Markt einfacher zu bekommen seien, arbeiteten oft mit umweltschädlichen Kältemitteln. Deren Entsorgung stelle dann in der Zukunft ein Problem dar. „Dann haben wir nichts gewonnen.“

Wer eine neue Heizung ins Eigenheim einbaue, brauche zuerst einmal einen Beratungstermin vor Ort, erklären die Fachleute. Dann werde ein Angebot erstellt, dann die Ware bestellt. Wenn alle Bauteile vor Ort sind, könne die neue Anlage eingebaut werden. Ein halbes Jahr bis Jahr vergehe bis dahin.

Zum Problem der Warenknappheit gesellt sich ein weiteres: Nicht jedes Haus oder jede Wohnung ist für eine Wärmepumpe geeignet. Etagenheizungen mit Gas in Mehrfamilienhäusern in der Gmünder Innenstadt könnten nicht einfach durch eine Wärmepumpe ersetzt werden, erläutert Gerhard Fuchs vom gleichnamigen Installateur-Meisterbetrieb in Waldstetten. „Wo wollen sie denn die ganzen Wärmepumpen hinstellen?“ Bei vielen Häusern sei es nicht möglich, einfach auf eine andere Heizungsart umzusteigen.

Woher kommt der Strom?

Mit der heutigen Technik sei zwar vieles machbar, ergänzt Klaus-Martin Franz. In vielen Fällen könne man eine Gas- oder Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzen. Aber nicht immer mache dies Sinn. Kleine Heizkörper arbeiteten mit einer hohen Systemtemperatur, erläutert Armin Linke. Die Wärmepumpe müsste das Wasser extrem hoch erhitzen - mit viel Strom. Das sei zum Beispiel für alte Gebäude nicht wirtschaftlich. Dort müssten zuerst größere Heizkörper oder eine Fußbodenheizung eingebaut werden, damit sich eine Wärmepumpe lohne. Würden plötzlich alle auf strombetriebene Wärmepumpen umsteigen, woher solle dann der Strom dafür kommen? Mit erneuerbaren Energien funktioniert dies laut der Heizungsfachleute nicht. In Altbauten seien oft Einrohrsysteme eingebaut. Diese müssten komplett ausgetauscht werden, wenn der Hauseigentümer umsteigen möchte. „Was machen Sie mit denkmalgeschützten Häusern?“, fragt Armin Linke weiter. Auch die Alternative, mit Holzpellets zu heizen, komme nicht für alle Häuser und Wohnungen infrage, erklärt Gerhard Fuchs. „Für eine solche Heizung brauchen Sie Platz, um die Pellets zu lagern.“

Hinzu kommt das Kostenproblem: Für eine neue Pelletheizung für ein Einfamilienhaus rechnet der Fachmann aus Waldstetten mit rund 35 000 Euro inklusive Pufferspeicher. Wer seine Gas- oder Ölheizung durch eine neue ersetzen möchte, muss zurzeit rund 10 000 bis 15 000 Euro bezahlen, sagt Klaus-Martin Franz. Alternativen kosteten aber zwischen 30 000 und 50 000 Euro - je nachdem, wie viele Umbauarbeiten dafür notwendig seien. „Hier besteht Förderbedarf“, findet Franz. Der Grundsatz ist für ihn klar. „Wir müssen etwas tun.“ Aber es müsse andere Regelungen geben. Er denkt zum Beispiel an angemessene Übergangsfristen. Mit einem Mix aus Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und herkömmlichen Öl- oder Gasheizungen seien seine Kunden in den vergangenen Jahren gut gefahren, ergänzt Armin Linke. Ein Verbot sei der falsche Weg.

Verunsicherten Kunden raten die Experten, erst einmal abzuwarten, sich bei Fachleuten vor Ort gut beraten zu lassen und nichts übers Knie zu brechen.

So funktionieren Wärmepumpe und Pelletheizung

Wärmepumpe: Eine Wärmepumpe funktioniert wie ein Kühlschrank - nur andersrum. Sie entzieht der Umgebung außerhalb des Hauses die Wärme und beheizt damit die Wohnräume. Das flüssige Kältemittel in der Pumpe nimmt die Wärme aus der Umwelt auf und muss auf eine Temperatur angehoben werden, die für das Heizsystem nutzbar ist. Dafür benötigt die Pumpe Strom. Je höher der Temperaturunterschied zwischen der Energiequelle und der benötigten Wärme ist, desto mehr elektrische Antriebsleistung ist notwendig. Pelletheizung: Die Pelletheizung erzeugt Wärme durch nachwachsende Rohstoffe in Form von Presslingen aus Sägemehl und Holzspänen. Die Pellets kommen in den Brenner. Dann startet ein automatischer Zündvorgang die Pellet-Verbrennung. Das Ganze reguliert ein Thermostat, das die gewünschte Raumtemperatur erzeugt. Als Wärmespeicher dient Wasser, das im Brenner auf die gewünschte Temperatur erhitzt wird.

Wärmepumpen als Alternative zu Öl oder Gas?
Wärmepumpen als Alternative zu Öl oder Gas? © pixabay
Pelletofen als Alternative zu Öl oder Gas?
Pelletofen als Alternative zu Öl oder Gas? © Giers
Kommt 2024 das Verbot für herkömmliche Gasheizungen?
Kommt 2024 das Verbot für herkömmliche Gasheizungen? © Enßle, Marie

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