1. Startseite
  2. Ostalb
  3. Schwäbisch Gmünd
  4. Stadt Schwäbisch Gmünd

Wenn korrekte Polizeiarbeit als Schwäche ausgelegt wird

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Bernd Müller

Kommentare

Wenn der OB ein Weihnachtsgeschenkle zur Polizei bringt. Auf dem Bild Oberbürgermeister Richard Arnold (Dritter v.r.), Bürgermeister Christian Baron (Zweiter v.l.), Ordnungsamtschef Gerd Hägele (r.), Revierleiter Markus Deuter (l.) mit KollegInnen.
Wenn der OB ein Weihnachtsgeschenkle zur Polizei bringt. Auf dem Bild Oberbürgermeister Richard Arnold (Dritter v.r.), Bürgermeister Christian Baron (Zweiter v.l.), Ordnungsamtschef Gerd Hägele (r.), Revierleiter Markus Deuter (l.) mit KollegInnen. © Jan-Philipp Strobel

Was beschäftigt die Polizistinnen und Polizisten in Gmünd? Wo gibt’s Probleme, was wünschen sie sich? OB Richard Arnold hat nachgefragt.

Schwäbisch Gmünd

Wie ist die Arbeit in Gmünd als Polizist? Das will der Oberbürgermeister von dem jungen Beamten wissen, der schon in Fellbach und Eislingen gearbeitet hat. Kommt jetzt was Positives im Vergleich? fragt man sich unwillkürlich als Gmünder Zuhörer. Die Antwort lautet: „Die Jugendlichen in Gmünd sind schon besonders.“

Der Weihnachtsbesuch der Stadtspitze im Gmünder Polizeirevier wird im Gespräch zu einer kurzen Bestandsaufnahme: Wie ist die Lage? Was beschäftigt die Polizistinnen und Polizisten in Gmünd? Markus Deuter, der Leiter des Reviers, hat einige vor allem junge Kolleginnen und Kollegen dabei, von der Stadt sind OB Richard Arnold, Bürgermeister Christian Baron und Ordnungsamtschef Gerd Hägele da.

„Es ist ein diffiziles Thema“, sagt Markus Deuter. „Aber wenn wir auf Leute treffen aus Gesellschaften, in denen Gewalt eine größere Rolle spielt, dann haben wir ein Problem.“ Denn: „Wie wir damit umgehen, wird uns als Schwäche ausgelegt.“

Es ist ein Spannungsfeld, in dem sich Deuter und seine Kollegen bewegen. „Es gibt eine Gruppe in der Gesellschaft, die wünscht sich eine Polizei, die sehr kommunikativ ist. Ein anderer Teil wünscht sich eine Polizei, die klare Grenzen aufzeigt.“

Dass der Respekt gegenüber Amtspersonen insgesamt abgenommen hat, das spüre die Polizei natürlich, so Deuter: „Es beginnt mit Respektlosigkeiten weit unter der Schwelle der Eskalation: alles hinterfragen, das Handy rausziehen, mit dem Rechtsanwalt drohen...“ Das macht Verständigung und Ausgleich manchmal schwer, dabei setzten die Beamten oft auf verbalen Einfluss. „Die Polizei ist kommunikativer geworden“, sagt Deuter.

Ein junger Polizist des Gmünder Reviers erzählt aus seinem Alltag. Den Großteil an Ärger gebe es mit Jugendlichen, sagt er. „Da habe ich schon oft diskutiert und diskutiert, und immer mit der Aufgabe, ruhig zu bleiben.“ Es fehle manchmal „die rechtliche Konsequenz“, sagt ein anderer Kollege. Es gebe Jugendliche, „die wissen genau, wie weit sie gehen können“.

Bürgermeister Christian Baron plädierte dafür, die Tatsachen zu benennen: „Wir haben 400 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in Gmünd aufgenommen, davon ist kein einziger auffällig geworden.“ Mit „anderen Landsmannschaften“ sei das nicht immer der Fall. „Da gibt es junge Leute, die das nicht nachvollziehen können, wie wir mit Homosexualität und Frauenrechten umgehen, und dass Gewalt bei uns als Monopol beim Staat ist.“ Das sei „nicht verhandelbar“, die offene Ansprache dabei der erste Schritt. „Die Eingliederung aus dem arabischen Raum ist schon eine Integrationsleistung, das verleugnen wir nicht.“

Hinterher leichter zu urteilen

Wichtig ist den Polizisten auch, dass es aus der Gesellschaft Rückendeckung für ihren Beruf gibt. Und Verständnis dafür, dass Polizist sein auch schnelle Reaktionen erfordere, die man im Rückblick anders sehen kann. „Wenn ich im Freudental stehe, es ist dunkel, da sind 50 grölende Menschen, es fliegt etwas, ist es ein Stein?“ So schildert ein Beamter eine Szene aus seinem Alltag: die Situation ist unübersichtlich, die Zeit zum Überlegen gering. „Man muss manchmal schnell Entscheidungen treffen. Es ist natürlich viel leichter, das nach Monaten juristischen Abwägens zu beurteilen.“

Auch interessant

Kommentare