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„Zertifiziererei“ beim Lernen?

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Von: Bernd Müller

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Zum Festakt 40 Jahre Seniorenhochschule gehörte auch Musik - von Ali Cankiran (Tenor) und Gabriel Schulz (Klavier).
Zum Festakt 40 Jahre Seniorenhochschule gehörte auch Musik - von Ali Cankiran (Tenor) und Gabriel Schulz (Klavier). © Tom

Erste Vorlesung am 26.Oktober 1982: Seit 40 Jahren gibt es inzwischen die Seniorenhochschule an der Gmünder PH. Nun wurde mit einem Festakt gefeiert.

Schwäbisch Gmünd

Die ersten zwei Jahre war es ein Versuch, 1984 ist die Seniorenhochschule an der Gmünder PH zur stetigen Einrichtung geworden. Am Freitag ist das 40-Jahre-Jubiläum der Seniorenhochschule gefeiert worden. Für seinen Festvortrag hatte Pädagogikprofessor Dr. Egbert Witte das zum Anlass passende Thema gewählt: lebenslanges Lernen.

Lebenslang – das klinge nach Zwang, nach „hinter Gittern“ sein gar, meinte Witte. Dass auch Erwachsene lernen müssen, das habe es schon immer gegeben. „Allerdings hat die Industrialisierung eine Beschleunigung bewirkt“, so Witte. „Hat man nicht irgendwann ausgelernt?“, könne man fragen. „Aber mit dem gesellschaftlichen Wandel geht die Forderung einher, sich zu den Veränderungen zu verhalten.“

Ist es Bildung oder Ausbildung?

Zumeist geschehe Lernen nebenher, „auf dem Wege des informellen Lernens“, so Witte. Beim bewussten, absichtsvollen Lernen gelte es zu unterscheiden: „Lernen wir zur Weiterentwicklung oder für den Beruf? Überspitzt formuliert: Handelt es sich um Bildung oder um Ausbildung?“ Im Fall der Arbeitswelt beschleiche einen manchmal „das Gefühl, nie fertig zu werden“.

Studium als Privileg

Was der Professor als die andere Variante bei der „Zweischneidigkeit des Lernens“ beschrieb, als ein Lernen jenseits von Forderungen und Anforderungen des Berufslebens, das ist ein Privileg der Studierenden der Seniorenhochschule: „Es gibt ein Lernen, das uns auferlegt wird - es gibt aber auch ein Lernen, das mit meinem endlichen Menschenleben zu tun hat, und das seinen Zweck in sich hat.“ Es sei Lernen, das einen weiterbringe, bei dem man sich von falschen Vorurteilen befreie, man sich „einen neuen, weitsichtigeren Standpunkt erarbeitet“. Zu dieser Art Lernen gehörten auch Reisen und Exkursionen, so der Professor. Und er ging erhellend der Wortherkunft von „Schule“ auf den Grund, „scholé“ bedeute im Altgriechischen eben auch Muße. „Das zeigt, dass Lernen und Bildung Zeiträume fordert.“ Es klingt fast nach dem Gegenteil vom Gehetztsein des Nicht-fertig-werdens: „Zum Lernen braucht es Zeit.“

Zahl der Studis geht zurück

Die pädagogisch-philosophischen Überlegungen Wittes reichen in aktuelle Fragen der Ausrichtung der Seniorenhochschule hinein: Man habe im Beirat überlegt, wie man die Seniorenhochschule attraktiver machen könne, so Witte. Hintergrund der Überlegung sind sinkende Studierendenzahlen in den letzten Jahren, wobei die Pandemie mutmaßlich ein bedeutender Faktor ist. „Corona und online, das hat der Seniorenhochschule nicht gutgetan“, meinte Michael Lang, der Vorsitzende des PH-Freundeskreises und Mitglied im Senatsausschuss.

Soll's auch Zertifikate geben?

Dennoch war die Frage: „Sollen wir auch den Erwerb von Zertifikaten anbieten?“, erzählt Witte. Doch Beiratsvorsitzender Hanspeter Johner sei dagegen gewesen. Und er habe ihn in der Ablehnung der „Zertifiziererei“ überzeugt, so Egbert Witte: „Die Lerninhalte, die die Seniorenhochschule anbietet, haben ihren Zweck in sich.“

Zehn Vorträge undeine Exkursion

Das Programm: Zehn weitere Vorträge und eine Exkursion stehen in diesem Wintersemester auf dem Programm der Seniorenhochschule. Darunter: 2. Dezember: Richard Arnold, Oberbürgermeister der Stadt Gmünd: Globale Krise, lokale Antworten – Kommunalpolitik im Spannungsfeld von Zukunftsangst und Zuversicht. Mehr unter www.ph-gmuend.de

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